Vier düstere Typen, eine ebenso düster wirkende CD-Verpackung, ein geheimnisvolles Booklet und ein Bandlogo, das zu wilden Spekulationen verleitet. Das sind Kissin' Black aus der Schweiz. Bekanntlich immer neutral und viersprachig aufgeteilt. Ihr neustes Werk "Heart Over Head" bedient rein äußerlich alle erdenklichen Klischees, um die Band in die härteste Ecke zu schieben. Musikalisch geht es aber - zur Überraschung so mancher Hörer, die bislang mit der Band nichts anfangen konnten - in eine völlig andere Richtung.
Schwermütig, ruhig und oft sehr leise kommen die dreizehn Songs rüber. Die akustische Gitarre ist dabei das tragende Instrument und die extrem dunkle Stimme von G. Mastrogiacomo sorgt in vielen Momenten für Gänsehaut. Zwar ist sein tiefer Kehlkopfgesang gewöhnungsbedürftig, aber zu den Themen der Musik völlig passend. Diese bewegen sich im Reich der Teufel und Dämonen, im Kampf von Gut gegen Böse.
Dass man dazu nicht unbedingt schnelle und harte Riffs der Gitarren, brutale Drumeinlagen und schreienden Gesang benötigt, beweist das Quartett außerordentlich gut. Herausragend sind dabei für mich die Passagen, in denen zum folgenden Titel eine Einleitung gesprochen wird. Die "Recitation: Blindfold" ist so eine Geschichte, gesprochen von einer Frau, die ihre Ängste offenlegt, die ihr jedoch von der Band mit dem übergangslosen Titel "Can't Stand It Anymore" genommen werden. Ein wahnsinniges Epos, das gegen Ende des Albums "Heart Over Head" sein Pendant in italienischer Sprache erhält. "Fiore" als Einleitung und "Goth: Has No Name" als krönender, monumentaler Abschluss eines wahrhaft schönen Gesamtpakets.
Das Schweizer Quartett mit italienischen Wurzeln hat mit seinem Album eine Facette des melodischen Goth Rock offengelegt, die mir bisher noch nicht in dieser Form zu Gehör gebracht wurde. Interessant vom heftigen Anfang bis zum lange ausklingenden Ende. Zwischendurch ein stetiger Wechsel von akustischen zu elektrischen Gitarren, die selbst in den schnellen Stücken sehr sanft klingen, als würde man den Teufel und sein Gefolge beschwichtigen wollen.
Wer sich traut, ein Klischee zu brechen und düstere Musik auf eine andere Art hören möchte, der ist mit Kissin' Black bestens bedient. Metal-Fans oder Hardcore-Gothic-Rocker sollten sich zuerst eine Hörprobe gönnen, um sich überzeugen zu lassen, dass es im Kampf von Ober- gegen Unterwelt nicht immer brutal zugehen muss.
Line-up:
G. Mastrogiacomo (vocals)
R. Meyer (guitar)
S. Stomeo (bass)
Dr. Spiga (drums)
Tracklist |
01:Blues: Unpardonable
02:Borderline
03:Ella-Marline
04:Marrakech
05:More Than Live
06:Recitation: Blindfold
07:Can't Stand It Anymore
08:How It Ends 040707
09:Sex Is A Drug
10:Wild Child
11:Heart Over Head
12:Fiore
13:Goth: Has No Name
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