Lonnie Kjer & Stefan Mørk / 13 Songs
13 Songs Spielzeit: 47:33
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Folk, Chanson

Review vom 28.03.2010


Jürgen Hauß
Nachdem ich Dank RockTimes musikalische Bekanntschaft mit dem Schweden Slowman, dem Norweger Peer Gynt und insbesondere der auf der CD Norsk Blues versammelten norwegischen Blues-Szene gemacht hatte, entwickelte ich ein gesteigertes Interesse für skandinavische Musik jenseits von Abba, A-ha oder den Leningrad Cowboys. Was lag also näher als den Finger zu heben, als die RockTimes-Redaktion die CD "13 Songs" des dänischen Duos Lonnie Kjer/Stefan Mørk zur Besprechung anbot.
Doch was liegt da nun vor mir? Das Erstlingswerk eines gemischten Duos. Das in grün gehaltene Booklet hat als Cover eine kindlich naive Zeichnung, deren Sinn sich auch bei längerer Betrachtung nicht erschließt. Mit dem Öffnen der Hülle springt einem eine grell gelb leuchtende CD ins Auge, dass man denkt, hier ist der falsche Silberling in die Hülle gelangt. Doch eine kaum erkennbare weiße Schrift weist die bereits benannten Protagonisten des Rundlings und dessen Titel aus. Das ist schon eine schrille Kombination.
Doch wesentlich ist natürlich die Musik. Was kann man über die denn sagen?
Stefan Mørk, der sämtliche Songs auf dieser CD komponiert hat, kommt eigentlich vom Film, worüber er angibt, dass er stark inspiriert worden sei von Filmemachern wie Ingmar Bergman, David Lynch oder Krzysztof Kieslowski. Das bleibt nicht ohne Einfluss auf seine Musik. Nachdem er im Jahr 2008 einen Gedichtband veröffentlicht hat, erscheinen seine Inspirationen nunmehr erstmals in musikalischem Gewand.
Lonnie Kjer hat zwar bereits 1990 den dänischen Gesangswettbewerb gewonnen; anschließend muss es jedoch ruhig um sie geworden sein, denn bis zur vorliegenden CD hat sie lediglich zwei Solo-Alben in Dänisch herausgebracht.
Musikalisch ordnen sich Kjer und Mørk irgendwo zwischen Leonard Cohen, Johnny Cash und Lou Reed ein. Den Erstgenannten kann man besonders deutlich heraushören. Sei es bei den ersten beiden Stücken, die die Protagonisten im Duett singen und wo besonders der zweite Track, "Where The Wind Doesn't Carry A Tone", verdammt nah nach "Who By Fire" klingt, oder aber auch bei den Titeln, die Mørk solo singt. Sparsam instrumentiert, zudem überwiegend in Moll komponiert, drücken die Lieder eine tiefe Melancholie aus.
Darüber täuschen auch die unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen - so ist der erste Song als Cha-Cha-Cha produziert - nicht hinweg. Selbst die Stücke, für deren Tongeschlecht das eigentlich eine Fröhlichkeit ausdrückende Dur gewählt wurde, haben eher eine düstere Grundstimmung, zumal auch hier immer wieder Moll-Töne eingesprenkelt werden.
Wenn einen schon die Musik nicht mitreißt, müssen doch wenigstens die Texte das 'gewisse Extra' haben. Und in der Tat: Es sind kleine, teilweise allerdings allzu moralinsaure Geschichten, die uns die Protagonisten ans Herz legen wollen.
Verbunden mit den sehr düsteren Klängen, ziehen sie den Hörer stimmungsmäßig mehr und mehr nach unten. Beispielhaft für viele: "Are You Saving My Love For Me My Love": Der Titel sagt schon deutlich, was einen erwartet!
Einen totalen Ausreißer aus dem Gesamtwerk stellt "Secret Chambers" dar. E-Gitarre, kräftiges Schlagzeug, Skiffle-Rhythmus, dennoch wiederum in Moll intoniert, erinnert der Titel eher an "Willkommen um zu bleiben" von Wir sind Helden, als dass er auf die vorliegende Scheibe passen könnte.
Umso mehr geht es stimmungsmäßig wieder bergab mit "Orion", musikalisch gleichfalls ein 'echter Cohen'. Inhaltlich beschreibt der Song die großen Missverständnisse zwischen Mann und Frau. Ein Stimmungstief, aus dem mich auch die folgenden Nummern nicht mehr herausreißen können. Beispielhaft sei nur "Silence Of Sirens" zitiert:
»It's dawn - our sun is awake - we're born - to depend and embrace - every point of no return«. Und so geht das immer weiter; die musikalischen Einlagen der Streicher verstärken nur die stimmungsmäßige Dramatik.
Wer in einer melancholischen Phase gefangen ist, kann sich die vorliegende Scheibe bedenkenlos anhören; er wird seine Stimmungslage gewiss nicht gefährden. Mit einem Glas Rotwein - besser noch, einer ganze Flasche - kann man sich einen besinnlichen Abend machen.
Ich jedoch muss mir nach so viel Trübsal schleunigst die eingangs erwähnten Interpreten zu Gemüte führen, um seelisch wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Line-up:
Lonnie Kjer (vocals)
Stefan Mørk (vocals, acoustic guitars, drums)
Tracklist
01:Dancing In Front Of The Light (3:50)
02:Where The Wind Doesn't Carry A Tone (3:05)
03:Are You Saving My Love For Me My Love (3:51)
04:Invisible Man (3:47)
05:A Helpful Man (2:48)
06:Gone (3:10)
07:The Same Old Story (4:57)
08:The Ventriloquist (4:24)
09:Secret Chamber (2:22)
10:Orion (3:45)
11:The Conqueror (3:39)
12:Silence Of Sirens (4:00)
13:Caves Of Love (3:57)
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