Klangquadrat / What's The Catch?
What's The Catch? Spielzeit: 44:23
Medium: CD
Label: Unit Records, 2013
Stil: Jazz

Review vom 20.03.2013


Wolfgang Giese
Um einmal ein Zitat aus der Werbung aufzugreifen: »Quadratisch, praktisch, gut« - das könnte passen, aber eigentlich empfinde ich die Musik überwiegend eher als rund. Vielleicht oft auch etwas zu rund, denn gewissermaßen sollte Jazz für mich viele Ecken und Kanten haben oder ganz einfach nur sehr ruhig und spirituell fließen. Hier hängt die Musik irgendwie dazwischen, aber ohne Freiheit und Aufbruch zu signalisieren.
Es geht sozusagen überhaupt kein bisschen 'reißerisch' zu, sondern es wirkt alles sehr 'gepflegt'. "Con Pasion", entgegen der Aussage dieses Titels fehlt mir dann doch oft jene gewisse, mitreißende Leidenschaft. Hier schieben sich scheinbar Samba-Elemente in die unaufgeregte Stimmung, die durch die akustische Gitarre eingestreut werden. Cédric Gschwind erinnert ab und zu an seinen Kollegen Wayne Shorter, aber nur an dessen ruhigere Momente. Hoffnung keimt in mir, als sich mit dem "Interlude" ein Saxofonsolo vorstellt. Das Stück geht nahtlos in den Titelsong über, der eine klare, nüchterne und sachlich formulierte Struktur bietet. Der ganz sanft hintergründig groovende Sound könnte gern etwas mehr Kraft gebrauchen. Überhaupt vermisse ich insgesamt gesehen das Feuer des Bebop, aber dafür gerät die Musik ab und zu in positivem Sinne in das Fahrwasser des berühmten ECM-Sounds. Meistens ist es dann der Fall, wenn sich Jonas Windscheid aufmacht, zu gestalten. Er ist für mich der Star des Ensembles und mit seiner E-Gitarre präsentiert er manche Sounds zwischen John Abercrombie und dem frühen Pat Metheny.
"Wintermood", der längste Titel, war dahingehend eine Hoffnung, dass die Zeit zur freien und improvisierten Ausgestaltung genutzt wird. Teilweise wird dies sicher ausgeführt, aber es gibt leider auch Passagen, die wie eine Art holprige Suche, bei der auch der Drummer ins Stolpern gerät, wirken. Dafür entschädigt "Beauty" auf voller Linie mit dem, was es aussagt, nämlich mit Schönheit. Dies ist ein Stück, das mich voll überzeugen kann. Hier verflechten sich die Akteure in einem gemeinsamen 'Gespräch' zusammen - das ist wirklich sehr einheitlich gestaltet. Hier scheinen magische Momente zu einem schwebenden Ganzen gefügt worden zu sein.
Wenig überzeugen konnte mich der Saxofonist, der eher als Themengeber denn als Gestalter aktiv wurde. Dabei scheint unter der Oberfläche Feuer zu schwelen, er sollte das unbedingt herauslassen, das wäre der ganzen Atmosphäre dienlich und würde vielleicht auch zum gegenseitigen Anstacheln führen, mit dem Ergebnis einer aktiver wirkenden Musik. Ansatzweise ist das im Abschlusstitel so geschehen, wobei hier die Improvisation dann doch etwas steif ausfiel.
Im Ansatz gefällt mir das meiste des Songmaterials, doch sollte alles noch ausgebaut werden.
Line-up:
Cédric Gschwind (tenor saxophone, soprano saxophone)
Jonas Windscheid (electric & acoustic guitar)
Marco Nenniger (bass)
Daniel Mudrack (drums, percussion)
Tracklist
01:Mozartkugeln (4:27)
02:Con Pasion (5:48)
03:Interlude (0:59)
04:What's The Catch? (6:02)
05:To My Biggest Fan (5:29)
06:Wintermood (9:07)
07:Beauty (6:03)
08:Piece For 4 (6:25)
(all compositions by Cédric Gschwind)
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