Kopek / Rise
Rise Spielzeit: 33:41
Medium: CD
Label: BMG, 2014
Stil: Alternative Rock

Review vom 21.11.2014


Steve Braun
Pop und Grunge sind tot, Heavy Metal und Rock'n'Roll ebenfalls kürzlich verschieden, R&B und Punk bereits verblichen, House und Jazz schon lange mausetot - singen jedenfalls Kopek in ihrem Hit "Love Is Dead". Demnach lebt Irish Folk offenbar noch, doch mit ihrem musikalischen Nationalheiligtum haben diese drei Iren nicht allzu viel an Hut.
Die drei zornigen jungen Männer kleiden stattdessen ihre Wut über die Situation ihres, von der weltweiten Bankenkrise (die eigentlich eine Krise des Kapitalismus ist) besonders gebeutelten Heimatlandes in ziemlich aggressiven Alternative Rock mit knallharten Texten. Dadurch hebt sich Kopek ziemlich deutlich und angenehm von dem 'Fashion Label' Bono & Betroffenheitskonsorten ab, denen man ihre dahingehenden Attitüden schon lange nicht mehr abnehmen kann und will.
Inwieweit das mir bis dato weitgehend unbekannte Dubliner Trio nun über genügend Glaubwürdigkeit in ihren Statements verfügt, lässt sich im Rahmen einer Recherche zu der vorliegenden zweiten Scheibe, "Rise" betitelt, natürlich nicht restlos seriös beantworten. Mein Bauchgefühl rebelliert jedenfalls nicht, wenn im "The Water Song" ganz aktuelle, auch in Deutschland (bspw. Berlin) aufkeimende Probleme mit der Privatisierung des Lebenselixiers unseres Planeten aufgegriffen werden. Und schon gar nicht, wenn der auf dem Cover dargestellte Hahnenkampf metaphorisch auf die (zumeist männlichen) Akteure in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft übertragen wird.
Durch "Rise" zieht sich eine wilde, ungezügelte Leidenschaft, die jegliche Anbiederung an den Mainstream, den man wegen der griffig-riffenden Eingängigkeit der zehn Songs vermuten könnte, von vornherein verbietet. Die Kompositionen haben jedenfalls genügend Dreck'nSpeck, um sich aus der manchmal recht öden Gleichförmigkeit des Alternative Rock abzuheben.
Daniel Jordan schreit und shoutet sich jede Faser seiner Seele aus dem Leib - von daher nehme ich ihm seine gesellschaftskritischen Botschaften auch unvoreingenommen ab. Wenn er in "Revolution" - der ersten Single aus "Rise" - singt, dass sich seit den Sechzigern nichts grundlegend verändert habe, man immer noch für seine Überzeugungen niedergeknüppelt werden könne, dann trifft er mit dieser eher trivial erscheinenden Aussage zielsicher einen Hauptnervenstrang unserer weltweiten Probleme!
Das musikalische Rad erfinden Kopek nun wirklich nicht neu [5 Euro ins Phrasenschwein!], selten wird aber dermaßen deutlich 'abgekupfert' wie bei der Single "Revolution", bei dem der Nu Metal von RATM allzu deutlich aus den Boxen rifft. Aber die Nummer hat echte Ohrwurmqualitäten, die die Auskopplung mehr als rechtfertigt, obwohl der etwas abwechslungsreiche "The Water Song" meines Erachtens als Single vielleicht mehr 'Wachstumspotenzial' beinhaltet hätte und sich zudem als der stärkste Song von "Rise" herausschält.
"Love Penetrator" erinnert mich mit seinen ziemlich derben, aber hymnischen Blues Rock-Bezügen aufs Angenehmste an Frühwerke der Steepwater Band, also an "Revelation Sunday" (2006) und "Dharmakaya" (2004) und gehört damit ebenso auf die Habenseite, wie das punkige "Glow". Das stampfende "Strays" vermag sogar Erinnerungen an manche der bekannteren Glamrocker der Siebziger zu wecken. Am deutlichsten fällt "Light Up My Room" aus dem knallharten Raster - eine stille, tief unter die Haut schleichend ergreifende Ballade.
Doch noch immer ist nicht alles Gold, was glänzt. Bei "Drown" kommt sie dann doch noch auf, die befürchtete U2-Pose, und "Ego Death" entwickelt mir zu viel sirenenhaft leiernden (»Uhuhuhuhuuuu Hey«), überaus zweifelhaften Heulbojen-Charme.
Unterm Strich steht allerdings bedeutend mehr als die berüchtigte Schwarze Null. "Rise" zockt von vorne bis hinten ordentlich ab, macht teilweise riesigen Spaß und weckt obendrein das möglicherweise bereits schlummernde rebellische Potenzial des Hörers.
Nur die Spielzeit von wenig mehr als einer halben Stunde ist völlig unbefriedigend. Hier muss Kopek beim dritten Album deutlich nachbessern!!
Line-up:
Daniel Jordan (lead vocals, guitars)
Derek Kinsella (bass, background vocals)
Eoin Ryan (drums)

Additional Musicians:
Christian Koterzina (organs, synthesizers)
Sebastian Ibe (mellotron)
Tracklist
01:Revolution(3:38)
02:Love Penetrator (3:50)
03:Light Me Up (2:48)
04:Drown (3:31)
05:The Water Song (3:09)
06:Strays (3:08)
07:Light Up My Room (3:53)
08:Changeling (3:14)
09:Glow (3:13)
10:Ego Death (3:17)
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