Krakow / diin
diin Spielzeit:52:12
Medium: CD
Label: Dark Essence Records, 2012
Stil: Stoner (Black) Metal

Review vom 21.09.2012


Jens Groh
Bergen, Norwegen. Eine der regenreichsten Städte Europas. Tja, und was macht man in so einer Stadt, wenn man sich langweilt? Richtig: Musik. Oder verzieht sich in den angrenzenden Wald. Oder macht im Wald Musik. Gut, dann wäre es ja sofort als Black Metal zu erkennen.
Und wie sollte es auch anders bei einer Band aus dieser Stadt sein? Sie macht Black Metal, ähm, Stoner Rock…ach was, die Burschen nehmen sich irgendwie das Beste aus beiden Welten und kloppen es auf ihrem zweiten Album zu einen erstaunlich gut funktionierenden Sound zusammen.
Wenn ich es böse wollte, könnte ich behaupten, dass die Vier in ihrem Proberaum sich etliche Mastodon-Scheiben reingezogen haben, bis die Herrschaften mit den ebenfalls aus Bergen stammenden Enslaved auf Tour gingen und hinterher feststellten, dass man das beides ganz gut kombinieren könnte, also das gemächliche des Stoner und die Schroffheit des Black Metals, so wie ihn die 'Versklavten' zocken. Obendrein zerhackt ein gewisser Ask Ty Ulvhedin Arctander die Schießbude, einigen vielleicht bekannt von seiner anderen Band Kampfar. Die Szene da oben ist wirklich inzestuös.
Zugegeben, beim ersten Hören dachte ich noch, nicht schon wieder eine Band, die sich an Mastodon versucht. Gerade Song Numero Due klingt, als wäre er von ebendiesen. Aber schon der nächste Track zeigt, dass Krakow ganz anders können. Ohne vorher auf den Promowisch zu schauen dachte ich, hey, klingt irgendwie als ob da Enslaved ihre dreckigen Finger mit im Spiel haben. Und richtig, Grutle, bekannt als deren Bassist und Frontgrunzer, ist als Gast mit auf der Scheibe und hat einen so starken Fingerabdruck hinterlassen, dass man glauben könnte, die ganze Platte wäre von ihm bzw. Enslaved erschaffen worden.
Was jetzt aber im Umkehrschluss nicht heißen soll, dass es sich um eine billige Kopie handelt. Weit gefehlt. Irgendwie klingt die Chose, als ob man auf einem Trip wäre, alles (bis auf den ersten Track, der auch der schlechteste ist) klingt nach Space Rock, allerdings gepaart mit düster-schleppender Heavyness und der rohen Verderbtheit des Schwarzmetalls.
Mir persönlich gefällt die Scheibe zum Schluss besonders gut, denn hier wird richtig im Parallel-Universum des Kifferrocks gewütet. "Sense Of Space" mit seinen genialen Gitarren und der verstörenden Melodie ist der krönende Abschluss einer fast einstündigen Reise, die wie gesagt schwächelnd beginnt, mit zunehmender Dauer allerdings volle Fahrt aufnimmt und einen in den dunklen Orkus hineinreißt.
Ob es jetzt daran liegt, dass Grutle auf "diin" mitzockt, oder ob sein typischer Rickenbacker-Sound mir so gut gefällt kann ich nicht wirklich sagen. Eines kann ich aber mit Sicherheit behaupten und zwar, dass es sich bei "diin" um eine hammermäßige Scheibe handelt, die ein sehr gern gesehener Gast in meinem Player geworden ist.
Einer der Plastikteller, die auf dem Weg sind, zur Platte des Jahres zu werden!
Line-up:
Frode Kilvik (bass, vocals)
René Misje (guitar, vocals)
Kjartan Grønhaug (guitar)
Ask Ty Ulvhedin Arctander (drums)

Guest:
Grutle Kjellson
Tracklist
01:Hymn To The Winds
02:Future Past
03:Termination Of Orgin
04:Mound
05:Mark Of Cain
06:Possessed
07:Into The Distant Sky
08:Omen
09:Sense Of Space
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