Kreator / Hordes Of Chaos
Hordes Of Chaos Spielzeit: 38:32
Medium: CD
Label: SPV, 2009
Stil: Thrash Metal

Review vom 17.01.2009


Stefan Gebauer
Fast vier Jahre sind vergangen, seit Kreator ihr letztes Meisterwerk, "Enemy Of God", auf die Menschheit losließen. Mit diesem Album und dessen Vorgänger "Violent Revolution" eroberten sich die Essener ihren Platz an Spitze der europäischen Thrash-Szene zurück, den sie zuvor mit den kontroversen und mehr als experimentellen, völlig Kreator untypischen "Outcast"- und "Endorama"-CDs verspielt hatten.
Nachdem die beiden letzten Scheiben für meinen Geschmack zu den stärksten und abwechslungsreichsten Veröffentlichungen in der Diskografie der Ruhrpott-Thrasher gehören, war ich nun gespannt, ob sie weiterhin an ihrem Kurs festhalten oder sich erneut zu Experimenten hinreißen lassen würden.
Nun, ganz ohne Experimente ist auch "Hordes Of Chaos" nicht ausgekommen, allerdings sind diese glücklicherweise nicht von musikalischer Natur. Experimentiert wurde vielmehr in Sachen Aufnahmetechnik. Wurde für die letzten beiden Tonträger noch auf die von Metal Top-Produzent Andy Sneap zurückgegriffen, verpflichtete man dieses Mal mit Moses Schneider jemanden, der bisher noch nie etwas mit extremerer Musik zu tun hatte und sich eher durch seine Arbeit mit Acts wie Beatsteaks und Tocotronic einen Namen machte.
Kann so eine Kombination funktionieren? Und wie! Bei den Aufnahmen bewegte sich die Band wieder 'back to the roots'. Das heißt, das erste Mal seit den Achtzigern wurden die Basic-Tracks, also Rhythmusgitarren, Bass und Schlagzeug, in einem Raum in Live-Situation eingespielt. Ohne Clicktrack, Netz und doppelten Boden. Es wurde einfach wie im Proberaum oder auf der Bühne drauflos geholzt. Nur für Gitarren-Soli und Gesang wurden Overdubs verwendet.
Diese Art der Aufnahme lässt das Album unglaublich lebendig und natürlich erscheinen. Sicher klangen die Sneap-Produktionen auch großartig, aber auf die Dauer doch zu klinisch. Der transparente Sound, den Moses Schneider Kreator verpasste, und der durch den Mix von Colin Richardson gekrönt wurde, verleiht der ganzen Scheibe zusätzliche Energie und Dynamik. Es wäre wünschenswert, wenn diese Technik wieder Schule machen würde.
Musikalisch lassen die Jungs selbstverständlich auch nichts anbrennen. Stilistisch knüpfen Mille und Co. etwa dort an, wo sie auf "Enemy Of God" aufgehört haben. Allerdings muss man sagen, dass der Großteil des erstklassigen Materials durch die raue Produktion um einiges brutaler und aggressiver klingt. Viele Riffs hätten gut von "Extreme Aggressions" oder "Terrible Certainty" stammen können, und auch Milles fieser Gesang klingt so hasserfüllt wie schon lang nicht mehr. Insofern bewegen sich Kreator auch musikalisch etwas 'back to the roots', ohne aber dabei altbacken zu wirken. Dafür sorgen vor allem die großartigen zweistimmigen Gitarrenharmonien, die seit dem Einstieg des Waltari-Gitarristen Sami Yil-Sirniö zu den Markenzeichen Kreators gehören. Dank des filigranen aber stets songdienlichen Spiels des Finnen, das sich perfekt mit Milles aggressiver Spielweise ergänzt, klingt die deutsche Thrash-Institution besser denn je.
Mit "Hordes Of Chaos" hat das Quartett einmal mehr seine Position neben Slayer und Exodus als eine der besten Thrash-Bands der Welt gefestigt und die Messlatte für die Konkurrenz sehr hoch gelegt.
Line-up:
Mille Petrozza (vocals,guitars)
Sami Yil-Sirniö (guitars)
Christian 'Speesy' Giesler (bass)
Jürgen 'Ventor' Reil (drums)
Tracklist
01:Hordes Of Chaos
02:Warcurse
03:Escalation
04:Amok Run
05:Destroy What Destroys You
06:Radical Resistance
07:Absolute Misanthrophy
08:To The Afterborn
09:Corpses Of Liberty
10:Demon Prince
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