Nun liegt es also vor. Das erste Kris Kristofferson Studio-Album mit neuen
Songs seit mehr als zehn Jahren. Und um es gleich vorwegzunehmen: Es ist ein
wunderschönes, ehrliches, kraftvolles und dennoch ruhiges Album geworden.
Die Songs sind allesamt sehr sparsam instrumentiert, oftmals erklingen im Singer/Songwriter-Stil nur Akustikgitarren von Kris selbst und von Stephen Bruton (der bisher auf jedem einzelnen Kristofferson Album seit dessen Debut in den späten 60'ern gespielt hat). Dazu kommen hier und da der Bass von Don Was (der das Album auch produziert hat) und das Schlagzeug von Drum-Legende Jim Keltner. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die eingestreuten und Akzente setzenden Harmonica- (Kris), Piano- (Don Was) und Mandolinen-Parts, die von Stephen Bruton übernommen wurden.
Der rote Faden, der sich durch die gesamte Produktion von "This Old Road"
zieht, ist der persönliche Rückblick des mittlerweile 69-jährigen Kristofferson auf sein bewegtes Leben. Und dieser Rückblick fällt im Großen und Ganzen mit einer breiten Zufriedenheit aus.
Man braucht dabei jedoch nicht zu erwähnen, dass der große Zyniker keineswegs plötzlich alles 'rosarot' sieht. Nein, er hinterfragt sich selbst, die Politik seines Landes und die Wege, die man beschreitet um zur endgültigen Freiheit zu gelangen, immer noch. Aber mit dem Alter hat sich auch ein gutes Stück Weisheit und Milde zu seinen Standpunkten und vor allem Rückblicken gesellt.
So lässt er in "This Old Road" und "Thank You For A Life" Momente seines wilden Lebens noch einmal aufleben, wirft in dem soundmäßig an den Tom Waits der frühen 90'er Jahre erinnernden "Chase The Feeling" einen nachdenklichen Blick auf seine Drogensucht zurück, huldigt seinem Freund Willie Nelson, sowie weiteren, bereits verstorbenen Rockgrößen in "Final Attraction" oder würdigt in "Wild American" die von Plattenfirmen und konservativen 'Einheitsbrei-Denkern' gehassten und als Quertreiber angesehenen Musiker, die sich keinen Stempel aufdrücken lassen, ungeachtet aller Hindernisse ihr Ding durchziehen und sich von den Schreibtisch-Tätern ihrer Labels nicht reinreden lassen, wobei er u.a. Steve Earle, Waylon
Jennings und Willie Nelson als Protagonisten namentlich erwähnt.
Aber auch die Gegenwart lässt Kristofferson nicht außen vor, wenn er in "Pilgrim's Progress" und "The Burdon Of Freedom" über offene Fragen sinniert, die ihn immer noch beschäftigen. Und mit "In The News" gibt es schließlich noch heftige Kritik an der...ähem...Verteidigungspolitik seines Landes.
Trotz all der tiefen Gedankengänge wirkt das Album nie schwerfällig oder zäh, sondern macht durch das gute Songwriting jede Menge Spaß.
Eine CD, die sich auch als Hintergrundmusik hervorragend eignet, aber eigentlich viel zu gehaltvoll und tiefgründig ist, um einfach nur nebenbei gelaufen lassen zu werden. Schönes Teil!!
Spielzeit: 37:21, Medium: CD, New West Records, 2006
1:This Old Road 2:Pilgrim's Progress 3:The Last Thing To Go 4:Wild American 5:In The News 6:The Burdon Of Freedom 7:Chase The Feeling 8:Holy Creation 9:The Show Must Go On 10:Thank You For A Life 11:Final
Attraction
Markus Kerren, 02.05.2006
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