Der Winter 2009/10 hat Europa seine Krallen gezeigt, beziehungsweise zeigt sie immer noch. Erwartungsvoll schaut man auf abgetaute Wiesen und hofft, baldmöglichst Frühlingsboten in Form eines Krokus zu entdecken. Ich wollte nicht länger warten und orderte mir einen Krokus aus der Schweiz. Zwar handelt es sich hierbei nicht um die beliebte Zwiebelpflanze, sondern um den neusten Silberling der bereits seit 1975 existierenden Schweizer Hard Rock-Band. Dass in dieser Zeit das Line-up nicht immer dem Ursprung entsprach, erscheint normal. Doch nun hat das Quintett aus dem 'Bergkäseland' vorab für Schlagzeilen gesorgt. Denn mit der Besetzung die es bereits vor einem Vierteljahrhundert gab, haben sie das Album "Hoodoo" ins Leben gerufen. Als da wären: Sänger Marc Storace, die Gitarristen Fernando von Arb und Mark Kohler, der Drummer Freddy Steady und der instrumentale Tausendsassa Chris von Rohr, der Ende der Siebziger noch als Drummer und Pianist tätig war, ist diesmal für das Bassspiel zuständig.
Seitdem es die Band gibt, werden sie ständig mit
AC/DC in einem Atemzug genannt. Sicher, anhand ihres riffigen Hardrocks kann man schon einige Parallelen zum australischen Aushängeschild ziehen. So fällt mir beim Opener der Platte "Drive It In" besonders
Storaces Gesang auf, der sogar ein wenig an
Bon Scott erinnert und bei mir ganz klar auf der Plusseite notiert wird. Und zwar bei jedem Teil des Albums! Klasse Vorstellung,
Marc! Der folgende Song "Hoodoo Woman" scheppert zwar mächtig aus den Boxen, doch das langgezogene "Hoodoo Woman" find ich nicht so prickelnd. Oje, nun gibt's "Born To Be Wild" auf die Lauscher! An sich nicht schlecht gemacht, aber wer hat sich nicht schon alles an das Teil aus dem Jahr 1968 (
Steppenwolf) versucht?
Egal, "Rock'n'Roll Handshake" reißt seinen Vorgänger wieder raus. Kurze knackige Riffs, das ein oder andere ansprechende Gitarrensolo und
Marcs Rockröhre sorgen für meinen ersten Anspieltipp! Auch bei "Ride Into The Sun" wird einem guter Hard Rock serviert, obwohl es hier etwas gediegener zugeht und eher in die Rubrik 'Rockballade' geschoben werden kann.
Der nächste Song "Too Hot" ist auch 'ne gute Nummer, ohne etwas ganz großes der Rockwelt hinterlassen zu haben. Da kommen "In My Blood" und "Dirty Street" (mit leichtem Blues versehen) schon gewaltiger rüber und finden durch ihre ungeschönten Spielweisen, wiederholt kurzen fetzigen Riffs, ungehobelten Gitarrensoli und Marcs prägnanten Gesang, mein Gefallen.
Wow! Bei "Keep Me Rolling", meinem zweiten Anspieltipp, geht die Post so richtig ab! Hier wird das Tempo angezogen und die Truppe besticht durch ihre, wenn auch leicht vorausschaubare, geniale Leichtigkeit, die das Blut des Konsumenten problemlos in Wallung bringt! Der vorletzte Song "Shot Of Love" bestätigt all diejenigen, die die Schweizer mit AC/DC vergleichen. "Highway To Hell" lässt grüßen! Zum Finale haben sie "Firestar" ins Rennen geworfen und blasen letzte Zweifel an dem Album in Orkanstärke vom Tisch!