Krokus / Hoodoo
Hoodoo Spielzeit: 43:06
Medium: CD
Label: Sony Music, 2010
Stil: Hard Rock

Review vom 06.03.2010


Mike Kempf
Der Winter 2009/10 hat Europa seine Krallen gezeigt, beziehungsweise zeigt sie immer noch. Erwartungsvoll schaut man auf abgetaute Wiesen und hofft, baldmöglichst Frühlingsboten in Form eines Krokus zu entdecken. Ich wollte nicht länger warten und orderte mir einen Krokus aus der Schweiz. Zwar handelt es sich hierbei nicht um die beliebte Zwiebelpflanze, sondern um den neusten Silberling der bereits seit 1975 existierenden Schweizer Hard Rock-Band. Dass in dieser Zeit das Line-up nicht immer dem Ursprung entsprach, erscheint normal. Doch nun hat das Quintett aus dem 'Bergkäseland' vorab für Schlagzeilen gesorgt. Denn mit der Besetzung die es bereits vor einem Vierteljahrhundert gab, haben sie das Album "Hoodoo" ins Leben gerufen. Als da wären: Sänger Marc Storace, die Gitarristen Fernando von Arb und Mark Kohler, der Drummer Freddy Steady und der instrumentale Tausendsassa Chris von Rohr, der Ende der Siebziger noch als Drummer und Pianist tätig war, ist diesmal für das Bassspiel zuständig.
Seitdem es die Band gibt, werden sie ständig mit AC/DC in einem Atemzug genannt. Sicher, anhand ihres riffigen Hardrocks kann man schon einige Parallelen zum australischen Aushängeschild ziehen. So fällt mir beim Opener der Platte "Drive It In" besonders Storaces Gesang auf, der sogar ein wenig an Bon Scott erinnert und bei mir ganz klar auf der Plusseite notiert wird. Und zwar bei jedem Teil des Albums! Klasse Vorstellung, Marc! Der folgende Song "Hoodoo Woman" scheppert zwar mächtig aus den Boxen, doch das langgezogene "Hoodoo Woman" find ich nicht so prickelnd. Oje, nun gibt's "Born To Be Wild" auf die Lauscher! An sich nicht schlecht gemacht, aber wer hat sich nicht schon alles an das Teil aus dem Jahr 1968 (Steppenwolf) versucht?
Egal, "Rock'n'Roll Handshake" reißt seinen Vorgänger wieder raus. Kurze knackige Riffs, das ein oder andere ansprechende Gitarrensolo und Marcs Rockröhre sorgen für meinen ersten Anspieltipp! Auch bei "Ride Into The Sun" wird einem guter Hard Rock serviert, obwohl es hier etwas gediegener zugeht und eher in die Rubrik 'Rockballade' geschoben werden kann.
Der nächste Song "Too Hot" ist auch 'ne gute Nummer, ohne etwas ganz großes der Rockwelt hinterlassen zu haben. Da kommen "In My Blood" und "Dirty Street" (mit leichtem Blues versehen) schon gewaltiger rüber und finden durch ihre ungeschönten Spielweisen, wiederholt kurzen fetzigen Riffs, ungehobelten Gitarrensoli und Marcs prägnanten Gesang, mein Gefallen.
Wow! Bei "Keep Me Rolling", meinem zweiten Anspieltipp, geht die Post so richtig ab! Hier wird das Tempo angezogen und die Truppe besticht durch ihre, wenn auch leicht vorausschaubare, geniale Leichtigkeit, die das Blut des Konsumenten problemlos in Wallung bringt! Der vorletzte Song "Shot Of Love" bestätigt all diejenigen, die die Schweizer mit AC/DC vergleichen. "Highway To Hell" lässt grüßen! Zum Finale haben sie "Firestar" ins Rennen geworfen und blasen letzte Zweifel an dem Album in Orkanstärke vom Tisch!
Fazit: Die waschechten Krokus-Fans kommen an dieser Platte nicht vorbei. Auch für den allgemeinen Liebhaber guter Rockmusik ist der Erwerb des Albums durchaus lohnenswert. An der Qualität gibt's nichts zu bemängeln. Die Regler am Mischpult wurden von einem Fachmann bedient und auch spielerisch hat die Band keine Schwächen gezeigt. Einzige Frage, die ich gern beantwortet hätte: Warum haben sie ausgerechnet "Born To Be Wild" gecovert? Für mich die einzige Schwachstelle des Albums. OK, es mag auch daran liegen, dass ich das Teil schon zu oft von diversen Bands gecovert bekommen habe. Letztlich sollte es die Kaufentscheidung nicht beeinflussen! Alles in allem ist Krokus eine tolle Musikkonserve gelungen und haben eins fett unterstrichen: Die in die Jahre gekommenen Rocker darf man noch nicht abschreiben!
Line-up:
Marc Storace (vocals)
Fernando von Arb (guitar)
Mark Kohler (guitar)
Chris von Rohr (bass)
Freddy Steady (drums)
Tracklist
01:Drive It In
02:Hoodoo Woman
03:Born To Be Wild
04:Rock'n'Roll Handshake
05:Ride Into The Sun
06:Too Hot
07:In My Blood
08:Dirty Street
09:Keep Me Rolling
10:Shot Of Love
11:Firestar
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