Krokus / Rock The Block
Rock The Block
Krokus - "Gattung der Schwertliliengewächse, in den Alpen wild wachsend der Weiße oder Frühlingskrokus; der Safran-Krokus liefert Safran...", sagt mir mein großes Universal-Lexikon.
Nun - hier haben wir es aber nicht mit den Schwertliliengewächsen zu tun, sondern mit der Band Krokus aus den Alpen und deren neuem Silberling "Rock The Block".
Vorsichtig, ja fast zögerlich lege ich das Teil in den Player. Dabei denke ich mit Grauen an den Vorgänger zurück: "Round 13", nicht nur für mich der absolute Flop.
Aber als ich die ersten Krokus-Klänge höre, die mich doch gleich an glorreiche "Headhunter"-Zeiten erinnern, wandelt sich meine anfängliche Skepsis doch mehr und mehr in Euphorie um. Ja, das sind die Krokus, wie ich sie kenne und liebe!
Nein, die Band hat mit ihrem Comeback den Rock'n Roll garantiert nicht neu erfunden. Genau 20 Jahre nach der wohl erfolgreichsten Scheibe "Headhunter" versuchen sie nun wieder einen erneuten großen Wurf zu starten. Sänger Marc Storace wurde zurück ins Boot geholt und genau das hat sich als ein wahrer Glücksgriff herauskristallisiert. Seine Stimme ist nach wie vor phantastisch, vermutlich hat er der Band noch zusätzlich einen richtigen Tritt in den Allerwertesten verpasst, denn fette, groovende Gitarren, packende Songs, teilweise richtige Kracher aber auch Stücke im Midtempobereich sowie die über allem thronende Rockröhre des Herren Storace machen das Album zu einem wahren Hörgenuss. Man merkt der Band die Spielfreude geradezu an. Es rockt und rollt aus allen Boxen, sehr zur Freude meines bereits in die Jahre gekommenen Rock'n Roll-Herzens.
Übrigens, in der Schweiz stieg das Album seit Erscheinen von Null auf Platz 1 ein und bescherte der Band einen satten Goldregen.
Nun noch ein paar Anmerkungen zu den einzelnen Tracks:
Hervorzuheben vermag ich eigentlich keinen, denn alle Songs sind, bis auf zwei Ausnahmen, sehr kompakt und ansprechend und gehen sofort ins Ohr.
Schon der Eröffnungssong "Mad World" sowie der darauf folgende, "Leading The Pack", hauen erst einmal satt auf die Pauke und laden sofort zum mitbangen ein.
Mit "I Want It All" und "Open Fire" wird vorerst ein ganzer Gang zurückgeschaltet, um dann mit den nächsten 6 folgenden Songs wieder Rock'n Roll-Vollbedienung pur zu geben. Bei einigen dieser Tracks hat man das Gefühl, der AC/DC-Shouter Brian Johnson persönlich hat hier das Mikro übernommen. Man kann aber der Band nicht den Vorwurf machen, dass gnadenlos kopiert wird.
Lediglich die beiden folgenden Balladen "Throwing Her China" und "We'll Rise" hätte man sich meiner Meinung nach sparen sollen, denn hier quillt der Schmalz gar mächtig unter meiner Zimmertür durch und erinnert mich doch sehr stark an 80er-Jahre-Haarspray-Rock.
Entschädigt wird man für sein Durchhaltevermögen zum Glück dann doch gleich wieder mit zwei herrlichen Rausschmeißern, die einem wahren Rock'n Roller endlich wieder ein Grinsen aufs Gesicht zaubern.
Alles in allem energiegeladener Riffrock, einfach gestrickt, ein Album, das einfach nur gute Laune macht, mehr will und darf man nicht erwarten. Produziert wurde das feine Teil von Fernando von Arb, Dominique Favez, Patrick Aeby und Marc Storace.
Spielzeit: 55:20, Medium: CD, Eastwest/Warner Music, 2003
1:Mad World 2:Leading The Pack 3:I Want It All 4:Open Fire 5:One For All 6:Looking To America 7:Go My Way 8:Hot Shot 9:Raise Your Hands 10:Night Of The Snakes 11:Throwing Her China 12:We'll Rise 13: Freedom 14:Rock The Block
Ilka Czernohorsky, 01.04.2003