Bei Kryn aus Kroation muss ich irgendwie an die Insel Krk denken; da können wir ja froh sein, dass sich die Band nicht Krn genannt hat, ohne Konsonant das wäre für uns Deutsche doch etwas irritierend…
Obwohl die Anfänge der Band bis ins Jahr 2008 zurückgehen, haben die Fünf es erst jetzt geschafft, ihr Debüt zu veröffentlichen. Was lange währt, wird endlich gut… oder so. 'Gut' liegt bei Musik oft im Ohr des Hörers, denn über Geschmack lässt sich (nicht) streiten.
Fakt ist jedoch, dass "Scars Remind Me" ein starkes Album geworden ist, dem man anhört, dass es kein Schnellschuss war, sondern dass die Songs gereift sind.
Es ist gar nicht so einfach, das, was Kryn machen, in eine musikalische Schublade zu stecken. Man könnte es am besten unter Modern Metal packen, wobei dies im Prinzip ein recht schwammiger Begriff ist...
Die Kroaten scheinen nicht nur den naheliegenden Sliwowitz zu mögen, sondern auch Korn und anderes an neueren geistigen Getränken, äh… musikalischen Einflüssen.
"And There The Scars Remain" fällt gleich mit der Tür ins Haus, wirkt zunächst etwas chaotisch, hat aber schon gewonnen, als die harmonische Gesangslinie einsetzt: »Time will heal away the pain floats, and there the scars remain«.
Damit ist beizeiten klar, was der größte Trumpf von Kryn ist: Sänger Karlo Horvat. Er kann von melodisch-sanft bis keifend-aggressiv verschiedene Stile und überzeugt dabei durch seine Variabilität und Ausdruckskraft. Echt stark, wie er diverse Emotionen mit seiner Stimme darstellt, es wirkt, als würde er vieles durchleben in den Songs.
Die Musik folgt diesem Muster, setzt die Basis dazu, von eher soft bis ballernd. Hat man dies erst einmal erkannt, wirkt das Ganze doch gar nicht so konfus. Straight ist natürlich trotzdem anders...
"Scars Remind Me" ist nicht planlos, dennoch unbeständig und vielen Wandlungen unterworfen, doch wenn man glaubt, nun wird es zu wirr, kommt wieder eine der tollen Harmonien.
Gerade in den ruhigeren Momenten zeigt sich das Können von Kryn, beispielsweise im Mittelteil von "Meditiva".
Selbstbewusst wagt man sich an "Hurt". Ja, der Song von den Nine Inch Nails, von dem es auch eine sehr beeindruckende Coverversion (und Video) von Johnny Cash gibt. Diese scheint Kryn ebenfalls bekannt zu sein, denn sie sampeln in ihre Version Fetzen von einem Interview mit Johnny, das sie bei YouTube gefunden haben. Die Intensität, die der 'Man in Black' in diesen Song legt, kann man nicht toppen. Kryn versuchen dies daher auch gar nicht, sondern bewegen sich näher an NIN. Beim Ergebnis kann man geteilter Meinung sein, die beiden anderen Versionen legen die Latte halt sehr hoch, ich finde, Kryn schlagen sich doch ganz gut…
Weniger gut finde ich den Schlussgag mit dem Leerlauf, das ist mittlerweile sowas von ausgelutscht... okay, die akustisch gespielten zwei Minuten sind nicht schlecht, aber trotzdem...
Doch diese dreiviertel Stunde stellt ein beachtliches und beachtenswertes Debüt dar, das zwar Old School-Hörern zu modern und unübersichtlich sein wird, aber einiges für Anhänger aktuellerer Sounds zu bieten hat. Und es zeigt das Potential der Band, insbesondere des Vokalisten Karlo.
Line-up:
Karlo Horvat (vocals)
Rade Malobabic (guitar)
Mario Tomašković (guitar)
Marko Vladilo (bass guitar)
Igor Malobabic (drums)
Tracklist |
01:And There The Scars Remain
02:The Silent
03:A/D/D/I/C/T/
04:Reminder
05:Meditiva
06:New Disease
07:B.L.E.A.K.
08:Second
09:Hurt
10:Released |
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