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Krzak / Experience
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Was macht man mit einer Heavy Metal-CD, deren zehn Tracks durchweg instrumental sind und das dominante Instrument eine Violine ist? Zuerst muss man eine Lupe zur Hand nehmen um richtig entziffern zu können, was im Klappcover steht. Tatsächlich heißt es dort hinter Jan Bledowski 'violin' statt 'vocals'. Na, dann rein in den Player und ab geht die Post im wahrsten Sinn des Wortes. Es folgt eine Überraschung nach der anderen.
Meine Vorabrecherche ergab, dass es sich bei Krzak aktuell um ein Quintett im gesetzten Alter aus unserem Nachbarland Polen handelt. Aktuell deshalb, weil im Laufe der Jahrzehnte die Besetzung sehr häufig gewechselt hat und auch die Formation auf der Webseite nicht in jedem Punkt mit den Angaben auf der CD "Experience" übereinstimmt. Liest man allerdings die Litanei ihrer Veröffentlichungen, so kann man nur staunen, was die Band bislang zustande gebracht hat. Es wundert mich nur, dass sie in unseren Gefilden unbekannt sind.
Bei den Heavy Metal-Fans kann es bei Krzak nur zwei Alternativen geben. Entweder ist man völlig beeindruckt, oder das Gefiedel geht einem auf den Nerv. Man sollte bedenken, dass die Violine in jedem Musikstück die Stimme ersetzt und mit ihrem, oft weinerlichen, Klang die Geschichten erzählt, welche man sonst im Booklet mitlesen kann. Nebenbei gibt Bledowski noch einige Soli zum Besten, oder battled sich mit den Gitarristen. Während des selbst betitelten Einstiegs der CD "Experience" geht mir durch den Kopf, dass es sich um David Garret im Metallrausch handeln könnte. Es berührt mich noch nicht, und ich muss mich erst an die Violine gewöhnen. Bereits beim zweiten Track, "Oriental Xes", welcher durch das Instrument einen orientalischen Touch erhält, spitzen sich meine Ohren. Als dazu noch einer der Gitarristen in den Vordergrund tritt, fange ich an deutlich aufmerksamer zu werden. Im dritten Stück mit dem Titel "Blue Thunder", folgt dann noch ein Krieg der Saiteninstrumente, der mich endgültig überzeugt. Von nun an freue ich mich auf jeden der weiteren sieben Tracks. Allerdings wird mir nun eine kleine Entspannungspause gegönnt, denn "Czakus" gehört in die ruhige Kategorie und hier fängt die Violine an, etwas zu dominant zu sein. Weniger wäre an dieser Stelle deutlich mehr.
Nachdem fast die Hälfte der CD vorüber ist und Krzak bislang nur Mainstream Heavy performt haben, wird es an der Zeit, dass sie dem Namen ihrer CD "Experience" alle Ehre machen. Wie nach einem Sinneswandel zeigt die Band im Anschluss an das Intro zu "Extrim", welche Erfahrung in ihnen steckt. Ein dramatisches Werk mit einem tollen Groove entwickelt sich aus diesem Intro und als wenn eine neue Formation zu hören wäre, wird die Musik um hundert Prozent anspruchsvoller. Ein Mega-Inferno nach dem anderen wird jetzt abgefeuert. Drummer Rafal Cloron trommelt sich in einen Rausch hinein und die beiden Gitarristen kämpfen um die Vorherrschaft gegen die immer einfühlsamere Violine. Auch die Spielzeit der einzelnen Tracks nimmt deutlich zu und bewegt sich während der nächsten vier Aufnahmen im Sieben-Minuten-Bereich. Monumentale Rockmusik hat das Zepter übernommen und Jan Bledowski erzählt dabei mit seiner Violine Geschichten, wie sie nur in Abenteuerfilmen vorkommen. Bei mir hat sich totale Begeisterung breitgemacht. "Rumble-Tumble" ist mein absoluter Favorit der CD. Schwere schleppende Musik, fette Grooves und Solisten, die sich auch mal etwas trauen und sehr experimentell werden.
Die Band zeigt auf "Experience" alle Facetten ihres Könnens. Die CD ist auf jeden Fall eine Bereicherung für Liebhaber von kernigem Hardrock und Heavy Metal. Schwächen gibt es während der zehn Tracks nicht. Die Musik ist von spannend bis entspannend und an die Violine hat man sich spätestens nach dem dritten Stück gewöhnt.
Line-up:
Jan Bledowski (violin) Leszek Winder (guitar) Dominik Duruk (guitar) Piotr Werzba (bass) Rafal Cloron (drums)
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