Kuirino kommen aus Italien und daher bitte nicht wundern, wenn im Line-up weiter unten die Instrumente auch in italienischer Schreibweise stehen. Sicher weiß jeder sofort, was gemeint ist, denn auch im Italienischen klingt Chitarra wie Gitarre und Voce wie Voice. Was aber auf jeden Fall viel mehr hermacht als unser Schlagzeug, ist Batteria. Das klingt genau nach dem, was es ist: Eine Batterie von Fellen und Becken.
Selten war ein Titel so Programm wie "Slow Cousin". Wie in Zeitlupe schleicht sich die Nummer erst mal in die Gehörgänge, bis sie, einer Eruption gleich, losbricht. Obwohl man die powervollen Vocals kurz vor ihrem Ausbruch irgendwie erahnt, läuft einem ein erster Gänsehautschauer den Rücken runter. Der zweite gesellt sich kurz vor Ende des Tracks dazu. Dann nämlich wenn eine kurze Wah Wah-Sequenz losbrodelt.
Schade, dass der 'langsame Cousin' dann schon sein Ziel erreicht hat und der Song endet.
Eine Melange aus Rock und Grunge, liest man in den Infos zum Stil. Alice In Chains und Soundgarden werden genannt. Das ist alles zu einfach und zu schwarzweiß, denn die Band bietet weit mehr. Im Titeltrack wird z.B. ein Didgeridoo eingesetzt und auch etwas Orient fließt mit ein. "Eight" übermittelt parallel mit den ersten Tönen gleich das passende Bild. Das heißt, die Musik Kuirinos liefert mehr als dies eine Band normalerweise tut. Zumindest wenn es sich um Gruppen handelt, die man lapidar in die Schublade Rock oder Grunge steckt.
Zurück zum Bild: Schließt man die Augen, sieht man sich am Rande einer hohen Schlucht stehen. Ich meine, richtig hoch und wenn man kilometertief nach unten schaut, steht alsbald fest, dass der Flug dorthin in Kürze startet. Im Verlauf des Hinabgleitens und -stürzens, gibt es eingestreute doomige Riffs und orientalisch anmutende Soli. Eine tolle Reise.
Rock, Metal, Doom, Grunge und die ganze Bandbreite an begeisternden Instrumental- und Vokalattacken lassen aber nie Melodie vermissen ("Capibara"). "Breast" nimmt einen gleich machtvoll mit Doublebass-Intro an selbige. Solider, straighter Rock, der nur eines will: Rocken und nochmal rocken. Volume-Regler nach rechts, Nackenmuskulatur lockern und mitbewegen.
Mit akustischer Gitarre startet "Chick Pease 4 Breakfast" und sofort wird es per Didgeridoo und diesen kurz eingestreuten orientalischen Klängen wieder international. Die akustische Gitarre wird aber schnell vom phalanxgleichen Auftreten der elektrischen Gitarren abgelöst. In "Bladder" findet sich eine schöne, fast sanfte und poppige Melodie, dargereicht durch die Sänger, während der Doublebass daneben ordentich Staub aufwirbelt. Genial.
Das sich anschließende "Women's Graces" brät dem Hörer gleich gewaltig eins über, schwenkt dann in Richtung melodiöser Classic-Rock meets Mustasch, 'orientelt' kurz und ist mit ein Grund, wieso diese Platte, obwohl sie bereits mehr als zwei Jahre auf dem Buckel hat, in unseren Neuheiten erscheint. Diese italienische Band sollte man kennen und es spielt überhaupt keine Rolle, ob das Album nun neu oder schon 'fast neu' ist.
"Fuffy" fungiert als Rausschmeißer und ist im Gegensatz zum bisher gehörten very funky. Nach ca. vier Minuten endet das Stück und die Band scheint herumzualbern. Nur kurz und es wird still. Aber es muss noch was kommen, denn die Spielzeitanzeige weist noch etwa zweieinhalb Minuten aus. Und ja, irgenwann reden sie wieder, rufen »Fuffy, yeah« im Chor und ein lauter Rülpser beendet eine ansonsten starke Platte.
Molto bene.
Line-up:
Giacomo Caligani (voce, basso, chitarra classica)
Claudio Vivarelli (voce, chitarra ritmica)
Massimo Bozzetti (chitarra solista, chitarra classica, effeti)
Nicola Buscioni (batteria, percussioni)
Patrizio 'biagio' Biagini (didjeridoo)
Addi(c)tional Voices:
Nicola, Claudio, Davice (cori -#5)
Giacomo, Claudio, Nicola, Massimo, Elia (cori -#10)
Fabio (voce sublime -#2)
Tracklist |
01:Slow Cousin
02:Runundervoice
03:Eight
04:Capibara
05:Breast
06:Chick Pease 4 Breakfast
07:Such Satisfaction
08:Bladder
09:Women's Graces
10:Fuffy
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