Die dritte Runde für den Schlagzeuger und Perkussionisten: Sein drittes Album für das Münchener Plattenlabel ECM.
Der am 27.10.1958 in Saint-Maur-des-Fossés geborene französische Perkussionist und Komponist mit Wurzeln an der Elfenbeinküste studierte am Pariser Konservatorium klassische Perkussion und spielte einst in den Bands von Sting und Peter Gabriel.
2005 erschien bei ECM sein erstes Album, unter anderen eingespielt mit Jan Garbarek und Tomasz Stanko. ("Neighbourhood").
Die zweite Runde war "Playground", mit einem anderen norwegischen Saxofonisten: Trygve Seim.
Hier nun mit einem weiteren norwegischen Saxofonisten (Tore Brunborg), ganz andere Musik als auf den Vorgängern. Überhaupt, so scheint es, hat Katché sich nie so recht festlegen lassen. Von Pop, Rock über Jazz bis hin zu afrikanischen Klängen und Klassik hat er bereits einiges ausgetestet. Wichtig mag für ihn auch sein, dass er auf dem TV-Sender "Arte" seit 2007 eine eigene Sendung betreibt: "One Shot Not", wo ihn verschiedene Jamsessions mit immer anderen Künstlern zusammenbrachten.
Zu dem mehr im Jazz verwurzelten Sound seiner bisherigen ECM-Platten ist es ihm nun gelungen, nicht unbedingt den 'typischen ECM-Sound' zu schaffen, sondern sanft rockende und groovende Funk-Elemente mit einzubringen.
Einflusse aus Soul und Volksmusik stehen hier neben gepflegten Balladen (sehr schön "Senses") und verschmelzen zu einem Sound, der viele Vorbilder des Perkussionisten zu vereinen scheint.
So fällt auf, dass im Gegensatz zu den ersten beiden Alben, die eine einheitliche Stimmung ausstrahlten, auf dieser neuen Platte mehrere Facetten des Musikers zu Tage treten. Ich denke, so mag es ihm auch gelingen, eine breitere Hörerschar anzusprechen, was einigen vielleicht auch den Zugang zum Jazz erleichtern kann.
Mir geht es so, dass ich das Gefühl habe, Katché macht hier eher die Musik, die ihn darstellt, die seine Persönlichkeit ausmacht.
Elf 'überschaubare' Titel, keine langen Exkursionen, mit 5:34 Minuten ist "Keep On Trippin'" das längste Stück. Wahrscheinlich durch Tore Brunborgs stark prägendes Saxofon klingt der erste Track sehr 'nordisch', recht verhalten, mit einem feinfühlig und sehr vielseitig agierenden Katché. Aber man spürt bereits jenes leichte Fusion-Feeling, wie man es aus den Achtzigern von Musikern wie David Sanborn kennt. Doch statt eines klebrigen Synthies tupft hier das Piano zart und spielerisch.
Im Übrigen halte ich Brunborg, auch durch andere Produktionen, an denen er beteiligt war, für einen ganz hervorragenden Saxofonisten mit einem sehr sensiblen und ausdrucksstarken Ton. (Vorsicht, Jan Garbarek!!!).
Dunkle Akkorde des Pianos setzen dann gleich Akzente für den nächsten Titel, und hier beweist Katché erneut, dass er zu den innovativsten Perkussionisten der Musikgeschichte zählt, von filigran bis energisch hat er etwas zu bieten. Das Stück gewinnt an Ausdruck durch die Hinzunahme des Gitarristen Jacob Young, auch eines der neueren 'Pferde im ECM-Stall'.
Nicht nur hier, sondern bei allen Stücken ist es der butterweich und flexibel agierende Bass Pino Palladinos, eines Musikers, der wie Katché bereits musikalisch auf 'vielen Hochzeiten tanzte'.
Es gibt keine 'marktschreierische Musik' zu hören, das ist alles sehr 'gepflegt', es wird sehr viel Wert gelegt auf die Ausgestaltung der einzelnen Kompositionen, solistische Ausbrüche gibt es nicht. Das ist in diesem Sinne sicher nicht als typischer Jazz zu bezeichnen, mitunter sind hier kammermusikalische Momente zu vernehmen. Einerseits agiert Katché nie vordergründig, doch andererseits ist er ständig präsent mit kleinen, aber feinen Preziosen in der Ausgestaltung seines Perkussionsspiels, einfach hervorragend.
Im Gegensatz zu den ersten beiden ECM-Platten, vernehme ich auf "Third Round" Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche. Sicher ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Musikers, so dass man stark gespannt sein darf, wie es weiter gehen wird. Schaue ich auf die Künstler, die bei ECM unter Vertrag stehen, ergeben sich ja noch so viele Kooperationsmöglichkeiten, die prickelnd sein könnten. Ich denke an Terje Rypdal, der ja stets ein Wanderer zwischen den Welten war, oder auch an Keith Jarrett, der an der Seite von Katché möglicherweise auch neue Facetten einbringen könnte.
Zwei Titel seien hier noch genannt, die durch die Beteiligung der Musikerin Kami Lyle etwas aus der Reihe tanzen.
Auf "Stay With You" singt sie mit einer absolut mädchenhaften und zarten Stimme - interessant, ich mag das gar nicht, für mich passt das gar nicht in das Konzept, ich halte die Stimme für wenig ausdrucksstark. Auf "Urban Shadow", dem vorletzten Titel, spielt die Dame dann nur Trompete, und das ist völlig in Ordnung, bringt sie zusammen mit der Gitarre doch eine interessante Klangfarbe in das sanfte Stück, das getragen wird von Jason Rebellos dominanten E-Piano-Klängen.
Bis auf einen (für mich) 'Ausrutscher' insgesamt eine der ganz wichtigen neuen Produktionen auf dem ECM-Label!
Wieder einmal hatte Manfred Eicher den richtigen Riecher! Gratulation!
Line-up:
Manu Katché (drums)
Tore Brunborg (soprano and tenor saxophones)
Jason Rebello (piano, Fender Rhodes)
Pino Palladino (bass)
Jacob Young (guitars - #2, 6, 10)
Kami Lyle (vocals, trumpet - #9, 10)
Tracklist |
01:Swing Piece (4:54)
02:Keep On Trippin' (5:34)
03:Senses (4:13)
04:Being Ben (4:22)
05:Une Larme Dans Ton Sourire (2:26)
06:Springtime Dancing (4:10)
07:Out Take Number 9 (2:08)
08:Shine And Blue (4:53)
09:Stay With You (4:30)
10:Flower Skin (4:23)
11:Urban Shadow (2.58)
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