Musik von Singer/Songwritern sollte solche sein, die sich im Wesentlichen auf den Song konzentriert - nicht auf ausgedehnte Soli und Zurschaustellung einzelner Musiker. Das harmonische Gesamtergebnis ist das Ziel, Soloinstrumente wie Gitarre werden in der Regel dafür genutzt, um 'Lücken' zwischen den Textzeilen auszufüllen. Im Vordergrund steht insofern die Beschreibung all dessen, was uns Menschen tagtäglich umgibt oder Beschreibungen über bestimmte Themen, Landschaften und so weiter.
Tom Kell ist einer jener Künstler, die dies hervorragend beherrschen. Die einzelnen Titel von "This Desert City" bilden in sich geschlossene Kapitel, die sich in ihrer Gesamtheit zu einer geschlossenen Aussage formieren.
"This Desert City" ist wahrscheinlich eine Beschreibung der Stadt, in der Kell seit etwa dreißig Jahren lebt: L.A. und die Umgebung dieser Metropole. Sicher sind auch Geschichten über Menschen darunter, die dort leben und über Geschehnisse, die verarbeitet werden. Aber auch zu Texas gibt es eine Geschichte, "Texas On The 4th Of July". Mit dem hintergründig aktiven Akkordeon schwebt ein leichter Hauch von Mexiko durch die Musik. Dazu verleiht die dominante Lap-Steel, gespielt von Greg Leisz, diesem Song eine ganz besondere Atmosphäre und eine für mich ganz besondere, langjährige Kooperation zweier Musiker kommt mir sofort in den Sinn: nämlich Jackson Browne und David Lindley. Neben Leisz sind weitere hochkarätige Spitzenkräfte am Werk, man beachte das Line-up.
Bei acht Eigenkompositionen fallen zwei Fremdtitel aus dem Rahmen. Einmal "Don't Let Me Be Misunderstood", zuerst von Nina Simone vorgestellt, den älteren unter uns durch die 1965, ein Jahr später erschienene Version der Animals wohlbekannt. Anderen wiederum noch durch die Mammut-Version von Santa Esmeralda aus der Disco-Ära in den Ohren - und nun eine ganz andere Interpretation, gut gemacht.
Mit "The Way Of The World" folgen schon wieder neue Assoziationen. Mich erinnert das an Roger McGuinn aus seinen Solojahren. Bei "Sands Of Time" dann auch noch ein gewisser Byrds-Sound! Dessen ungeachtet bleibt die Musik von "This Desert City" stets jene von Tom Kell, vermag er doch, allein durch seinen leicht zurückhaltenden Gesangsstil und seine Kompositionen, eine gewisse ruhige, entspannte Stimmung zu erzeugen. Das ist eine Paarung des typischen Singer/Songwriter-Stils mit einem prägnanten Westcoast-Feeling, angenehm altmodisch klingt das.
Ganz ruhig kommt dann der Titel "Dove" daher. Kell wird hier von Valerie Carter gesanglich unterstützt - er selbst haucht teilweise ins Mikrofon. Wahrscheinlich wollte er die Taube nicht stören, von der er in diesem Song berichtet. Der zweite Coversong ist nicht unbedingt sofort zu erkennen: "Baby's In Black" von den Beatles ist einer ganz besonderen Behandlung unterzogen worden und gewinnt so neue Strahlkraft. Ach ja, und höre ich den Abschlusstitel, fühle ich mich in die frühen Siebziger zurückversetzt. Das würde perfekt auf die erste Platte der Eagles passen. Ich lehne mich träumend zurück und sollte die Repeat-Taste nicht nur für dieses Lied, sondern für die ganze Scheibe drücken!
Fazit: Das fünfte Album des Mannes aus Seattle ist eines geworden, dass in die sonnige Landschaft Südkaliforniens zu passen scheint und ich frage mich, warum es seit der letzten Platte aus dem Jahre 1993 so lange gedauert hat. So sind uns einige weitere kleine Meisterwerke vorenthalten worden. Eine wirklich hervorragende Veröffentlichung im großen Meer der Neuerscheinungen, der man reichlich Aufmerksamkeit widmen sollte!
Line-up:
Tom Kell (vocals, acoustic guitars, background vocals)
Don Heffington (drums - #1, 3-6, 8-10, cardboard box -# 7)
Bob Glaub (bass - #1-7, 9, 10)
Kenny Edwards (acoustic guitar - #1, 2, 4, 5, 7-10, background vocals -#1, 3, 5, 7, 8, 10, electric guitar -#2, 4, 5, 8, 10, electric bottleneck guitar - #6, bass - #8)
Greg Leisz (acoustic guitar - #1, electric guitar - #1, 3, lap steel - #3)
Valerie Carter (background vocals - #1-5, 8, 10, duet vocal - #6)
Jonathan McEuen (background vocals -#1-3, 5, 7, 8, 10, duet vocal - #9)
Jim Christie (drums - #2)
David Jackson (accordion - #3-5, 9, organ - #5)
Mark Goldenberg (electric guitar - #5, 9)
Jeff Evans (floor tom - #7)
Tracklist |
01:Which Road (4:05)
02:Sometimes (3:45)
03:Texas On The 4th Of July (3:24)
04:Don't Let Me Be Misunderstood [Benjamin-Marcus-Caldwell] (4:21)
05:The Way Of The World (3:34)
06:Dove (3:58)
07:Sands Of Time (4:59)
08:Hold On (3:53)
09:Baby's In Black [Lennon-McCartney] (2:17)
10:Wouldn't Trust The Moon (4:49)
(all songs by Tom Kell except as noted)
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