Im Fokus: frimfram, Musik der 4. Art
Rocktimes Interview
Die CD "From My Songbook" von Ron Spielman versetzte uns schon in Erstaunen, wie unsere Review darüber natürlich auch verrät. Sie beinhaltete nicht nur gute Musik, sondern bestach mit einem verdammt guten Sound - sogar auf unseren Müll- HiFi-Anlagen daheim in Frimmersdorf.
Auch das beigefügte Material machte einen durchdachten Eindruck. Als wir uns mit der CD und den Infos weiter beschäftigten, stießen wir immer wieder auf zwei Namen. Dem des Labels frimfram und dem des Labelchefs Torsten Krill.
Das frimfram Label hat seinen Sitz in Stuttgart und bietet eine weitere Besonderheit. Die dort erschienenen CDs sind alleinig über das Internet zu beziehen und zwar exklusiv über die Homepage Lauschoase. Das Label selbst bezeichnet die von ihm produzierte Musik als Musik der 4. Art und benutzt den Beisatz: "Musik, für die man erst eine Schublade basteln muss." Auch der Slogan des Labels klingt trotzig angriffig und ein wenig provokant: "Musik ist keine Ware."
torsten Krill Die Ron Spielman-Produktion ist die dritte Veröffentlichung von frimfram und Torsten Krill zeigte auf dem Album zwei seiner wichtigsten Eigenschaften. Er übernahm die Gesamtorganisation der Aufnahme und spielte selber das Drumming ein.
Das alles war für uns Grund genug, das frimfram Label ein wenig intensiver zu beleuchten. Wir hatten die Gelegenheit, Torsten Krill ein paar Fragen zu stellen.
RockTimes: Torsten, wie ist das frimfram Label entstanden?
Torsten: Aus dem Willen heraus, meine eigene Musik und die von befreundeten Musikern zu produzieren und zu veröffentlichen und um Erfahrungen im Bereich Musikproduktion zu sammeln.
RockTimes: Was hat der Labelname zu bedeuten und was ist Musik der 4. Art?
Torsten: Eine Nat King Cole-Version des Jazzstandards "Frim Fram Sauce" hat mich dazu inspiriert, meinem Label den Namen frimfram zu geben, da es im Text dieses wunderbaren Songs um eine Soße geht, die alle möglichen, sehr exotischen Zutaten enthält, die gar nicht existieren, die also ein Fantasie-Produkt ist. Irgendwie fand ich mich im 'Erzähler' dieses Songs wieder, da ich ja auch immer nach einer Ausdrucksform für meine Ideen ('meine Musiksoße') gesucht habe. Der Name frimfram ist also Programm: völlig offen, immer nach interessanten musikalischen Zutaten Ausschau haltend, um damit eine gute Soße in der Klangküche zusammenrühren zu können, die vielleicht auch anderen Menschen schmecken könnte - nach der Begegnung mit der 3. Art (Steven Spielberg) kommt hier die 4.
RockTimes: Mit welchem Equipment nehmt ihr auf?
Torsten: Analoges Mischpult und Outboard-Equipment, aber zwei verschiedene digitale Aufnahme-Systeme (Logic Pro 6 / Mackie HDR24). Alles im eigenen Tonstudio 'Klangküche' in Stuttgart.
RockTimes: Die CDs sind ausschließlich über Lauschoase zu beziehen. Was ist der Grund dafür?
Torsten: Ich möchte solange wie möglich unabhängig bleiben. Es ist nicht einfach, den passenden Vertrieb zu finden, zumal das Label erst am Anfang steht.
RockTimes: Welche Zukunft sagt ihr diesem Vertriebsweg voraus?
Torsten: Eine sehr große! Das ist eine der wenigen Chancen für unabhängige Mini-Labels, die Menschen für ihre Musik zu interessieren. Ich vertraue auf die Neugier der Web-Surfer, die gern im Internet nach Neuem Ausschau halten, abseits des gängigen, rein nach den 'Regeln des Marktes' funktionierenden Mainstreams.
Als Musiker muss man ohnehin lernen, positiv zu denken
RockTimes: Ihr arbeitet mit der These: 'Musik ist keine Ware!' Was meint ihr genau damit?
Torsten: Es geht nicht um Musik mit vorgefertigten Erfolgsschablonen, die sich nur nach Verkaufszahlen orientieren.
Ich will Musik produzieren, die keine Kompromisse eingehen muss, ohne das Dogma der bedingungslosen Radio-Tauglichkeit.
Das ist es, was ich unter Musik der 4. Art verstehe: Musik für die man erst neue Schubladen basteln muss, stilübergreifend, für Menschen mit offenen Ohren und ohne Brett vorm Hirn.
RockTimes: Welche Veröffentlichungen stehen bei euch an?
Torsten: Da ich mir nicht mehr leisten kann, werden maximal zwei Produktionen pro Jahr veröffentlicht. Die nächste ist die zweite CD meiner Band frimfram collective - "Reality Music Vol. 2".
In Planung sind noch zwei weitere Produktionen, die aber noch nicht spruchreif sind.
Wenn das keine gute Nachrichten für die Musikfans sind. Natürlich interessierten uns auch einige Details aus Torsten Krills musikalischer "Privatsphäre" .
RockTimes: Schildere doch einmal deine musikalische Sozialisation.
torsten KrillTorsten: Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, Schlagzeug zu spielen.
Diverse Deutschrock, Funk, Soul-, R'n'B- Boogie Woogie und Jazz- Bands.
Dann folgte ein Jazz und Popularmusik Studium an der Musikhochschule Stuttgart bei Pierre Favre.
Seitdem versuche ich, mit dem Musikmachen mein Geld zu verdienen.....
RockTimes: Welche Art von Musik läuft zur Zeit in deinem CD-Spieler?
Torsten: Traditionelle afrikanische Musik, Alte Musik.
RockTimes: Mit wem würdest du gerne mal arbeiten?
Torsten: Tom Waits, Brendan O'Brian, Daniel Lanois und Jim Keltner
Wir werden in Zukunft noch einiges von frimfram, Torsten Krill und seinen Musikern erwarten dürfen. Jedenfalls freuen wir uns auf die weiteren Produktionen aus Stuttgart und wir wünschen dem Label alles nur erdenklich Gute und viel Erfolg.


Im Fokus mit Torsten Krill
Olli Wahn Wirtz, 20.12.2005
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