Adrian Legg / Inheritance
Inheritance
Der am 14. Mai 1948 in London geborene Akustik-Gitarrist Adrian Legg lernte in seiner Kindheit zunächst klassische Oboe, bevor er sich der Gitarre zuwandte, bald darauf in den Liverpooler Clubs erste Auftrittserfahrungen sammelte und später auch auf dem Montreux Jazz Festival spielte.
Obwohl die musikalischen Schwerpunkte von Legg wohl in erster Linie im Bereich der akustischen Gitarre und des Fingerstyles anzusiedeln sind, ist er auch in der Rockszene kein gänzlich Unbekannter, denn er tourte in den Neunzigern unter anderem mit David Lindley und auch zusammen mit Joe Sartriani (der einmal über Adrian Legg sagte, er sei der beste Akustikgitarrist, den er jemals gehört habe), Eric Johnson und Steve Vai im Rahmen ihres G3 Projektes durch die Lande.
In den Jahren von 1993-1996 wurde er von den Lesern des recht renomierten Magazins Guitar Player gleich viermal in Folge zum besten Fingerstyle-Gitarristen des Jahres gewählt. Seine früheren CD-Veröffentlichungen ("Guitars And Other Cathedrals", "Wine Women And Waltz", "Guitar Bones") ließen die Fachwelt aufhorchen und ernteten die verschiedensten Arten von Auszeichnungen. Darüberhinaus veröffentlichte Adrian Legg auch einige Lehrbücher und Lehrvideos für Gitarre.
Das neue Album "Inheritance" ist von seinem Layout her sehr liebevoll gestaltet. Das Booklet besteht aus einem dreifach gefaltetem Bogen Photopapier. Es enthält neben einer kleinen Bio über Adrian Legg hintergründige Beschreibungen bzw. Beweggründe des Musikers zu jeder einzelnen der auf der CD enthaltenen Kompositionen, die allesamt rein instrumental sind.
Die Stücke selber stellen eine bunte Mischung der verschiedensten Stilrichtungen dar. Die Bandbreite ist immens, es ist wirklich fast von allem etwas dabei. Ob Irish Folk, etwas Klassik, Ragtime, Fusion-Rock, bluesige Einlagen oder auch einfach nur wunderschöne und traumhafte Melodiefolgen mit stellenweise meditativem Charakter, nichts wird ausgelassen. Dabei gelingt es dem Meister mühelos und wie selbstverständlich erscheinend, diese einzelnen Stilrichtungen miteinander zu verbinden.
Das Besondere aber ist dabei, wie die einzelnen Stücke rüberkommen: man merkt von der ersten bis zur letzten Note, dass sie so richtig mit Herzblut gespielt sind.
Etwas weiteres kommt hinzu: Adrian Legg ist auch von der technischen Seite nicht mehr zu toppen - es ist sehr beeindruckend, was der Mann mit seiner Gitarre drauf hat!
Dabei aber hat man niemals das Gefühl, dass sich die Technik in den Vordergrund drängt - vielmehr "gebraucht" Adrian Legg sie dazu, die verschiedensten Stimmungslagen, die er aus dem Hut zaubert, noch geschickt zu unterstreichen. Wobei technische Raffinessen (wie z.B. "Tappings", "Hammerings", "Pull Offs" etc.) vor allem sparsam eingesetzt werden und - nach meinem Gefühl - genau an den richtigen Stellen erfolgen.
Mein Fazit:
Diese Gitarrenmusik ist einfach schön und dabei perfekt arrangiert! Hier spielt jemand, der sein Instrument meisterhaft beherrscht, darüber hinaus seine Musik "lebt" und es wirklich versteht, Gefühl in Töne umzuwandeln.
Es handelt sich bei dem Album freilich nicht um "Rock", sondern um akustische Gitarre - aber ich denke, es spricht den Rock- oder Bluesfan genauso an wie die "Akustikfreaks" unter uns - oder auch die Nachbarin, die ansonsten vielleicht Schlager hört.
Prädikat: Empfehlenswert!
Spielzeit: 44:33, Medium: CD, Favored Nations, 2005
1:Nefertiti - What A Sweetie! 2:My Blackbird Sings All Night 3:A Waltz For Leah 4:More Fun In The Swamp 5:Nail Talk 6:Doublejigs 7:English Blue 8:Decree 9:The Good Soldier
Peter Rodenbüsch, 18.01.2005