Mir, einem nicht unbedingt bekennenden Bluesfan - gut, einige klingende Namen wie z.B. Robert Cray, Mitch Ryder oder Eric Clapton habe ich auch schon live erlebt - ist der Ort des Geschehens eher durch unser, dort alle fünf Jahre stattfindendes Abi-Treffen genauer bekannt; die letzten Konzerte liegen aber schon viele Jahre zurück. Guitar Crusher ist da ein Name, der mir in diesem Zusammenhang spontan einfällt.
Tatsache ist aber, dass der Schwarze Adler und die damit verbundene Kulturinitiative gut zwei Jahrzehnte lang zu einem renommierten Namen in der hiesigen Musikszene geworden sind, sei es als Veranstalter der alle zwei Jahre ausgetragenen Bluesparty in der Rheinberger Stadthalle, wo so bekannte Namen wie Canned Heat, Alvin Lee oder Ex- Rolling Stones Gitarrist Mick Taylor (ach ja, die habe ich ja auch gesehen) ihre Visitenkarte abgaben, oder sei es in der gemütlichen Kneipe gleichen Namens im Stadtteil Vierbaum, in der Sonntagabend das britische Jungtalent Aynsley Lister spielte, der bereits zwei Jahre zuvor im Vorprogramm von Bernard Allison an selber Stelle sein Können gezeigt hatte.
Beim Eintreten stellte ich mit Freude fest, dass die Gaststätte in den letzten Jahren überhaupt nichts von ihrem alten Charme eingebüßt hatte; alles sah genauso aus, wie es mir in Erinnerung geblieben war. 20.30 Uhr wurde der Saal im hinteren Bereich geöffnet, und eine Viertelstunde später betraten Aynsley Lister (voc, g), Colin Peters (b) und Alex Thomas (dr) die Bühne.
Als Aufwärmprogramm gab es zwei im Sitzen gespielte Bluesstandards, die ich aber eher als leichte Dehnübungen für Aynsleys später noch schwer in Anspruch genommene Finger interpretiert habe. Die in Blueskreisen so beliebte Gibson ES 335 und der Hocker wurden in die Ecke befördert und wohl auch alle damit verbundenen Klischees; die schwarze Gibson Les Paul und eine rot-weiße Fender Stratocaster wurden zu den bestimmenden Instrumenten der Folgezeit. Und es wurde gerockt, und zwar auf Teufel komm raus.
Als passender Einstieg, die Leute erstmalig zum Kochen zu bringen - übrigens ich denke, dass sich ungefähr 120 Zuschauer im Altersschnitt von ca. 40 Jahren eingefunden hatten und den Raum gut ausfüllten -, gab es das Titelstück seiner aktuellen CD "Eyerything I Need", ein echter Kracher in ZZ Top-Manier.
Weiter ging's mit der Halbballade "Angel'O'Mine", über das druckvolle "Got It Bad", dem herrlich zum mitwippen geeigneten "In The Beginning" und "Won't Take You Back Again". In allen Stücken enthalten: Gitarrensoli bis zum Abwinken. Man konnte wirklich nur staunen, mit welch jugendlichem Elan Aynsley zu den pulsierenden Drumschlägen des stark aufspielenden Alex Thomas, über den noch zu reden sein wird, die Finger über die Saiten seines Arbeitsgerätes fliegen ließ. Den Gegenpol dazu bildete der recht wohlgenährte Bassist Colin Peters, der gemütlich und mit stoischer Ruhe an seinem E-Bass herumzupfte.
Schön auch das rhythmische neue Stück "Falling Down", das vom Jungtalent in einwandfreiem Deutsch angekündigt wurde. Nach "Soundman" wurde dann mit, einem durch Vorstellung seiner Kollegen und damit verbundene ausgiebige Soli in die Länge gezogenen, "I Believe" der Abschluss eines wirklich tollen Hauptteils gebildet.
Drummer Alex Thomas hatte morgens, wie er mir im anschließenden Gespräch mitteilte, ein unfassbares Erlebnis. Bei einem Spaziergang in einem kleinen Waldstück in der Nähe des Hotels, in dem die Musiker residierten, hatte er die Leiche einer Frau gefunden, die seit Ende Oktober als vermisst gegolten hatte. Im Nachhinein hatte ich so das Gefühl, als wenn er sich diesen Schock bei seinem fünfminütigen Solo regelrecht aus dem Leib prügeln wollte. Er machte auf jeden Fall wieder einen gefassten Eindruck.
Nach anhaltendem Applaus und begeisterten Zugaberufen gab es dann noch das ca. zwanzig Minuten dauernde Cover des Jimi Hendrix-Klassikers "Voodoo Child", wieder mit Gitarrensoli en masse. Das war's dann. Zwei tolle Stunden waren zu Ende und Aynsley Lister zeigte, wie man auch ein bluesorientiertes Publikum mit modern gespielter Rockmusik auf seine Seite ziehen kann.
Gefallen haben mir persönlich die fröhliche Art und positive Energie, die er zu all seinem Können versprühte und dadurch für eine angenehme Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Minute des Konzertes sorgte. Ich kann nur jedem empfehlen, den ich mit diesem Bericht noch erreichen kann, sich diesen jungen Mann im Rahmen seiner hier (in Deutschland) folgenden Auftritte anzusehen, es lohnt sich bestimmt.
Der Gig wurde übrigens fürs Radio mitgeschnitten (Übertragungstermin, Sender konnte ich nicht erfahren; sollte man evtl. übers Internet verfolgen). Letztendlich wurden meine Frau und ich noch hinter die Bühne gebeten, und wir überreichten Aynsley ein kleines Geschenk und einen Satz Fotos, die ein Kollege beim Konzert in Appenzell/Schweiz geschossen hatte. Im hektischen Treiben (es gab sehr viele Autogrammwünsche) konnte ich, wie bereits erwähnt, ein paar Sätze mit den Musikern wechseln.
Mein Dank gilt der Aynsley Lister Band, Sabi Trick von der betreuenden Agentur Tournado aus Freiburg und dem gastgebenden Adler-Team.
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