Wieder eines dieser tollen Alben, zu dessen Besprechung man einfach nur KLASSE sagen könnte. Das wäre zwar äußerst treffend, es gibt aber noch ein wenig mehr dazu zu sagen.
Billy Lavender ist ein echter 'Memphisser' und ein richtig linkshändig spielender Gitarrist, so mit Bass-Saite unten und so und das macht er seit mehr als 40 Jahren. Und irgendwie scheint es, daß er sich mit diesem "Memphis Livin'"-Album so eine Art Traum erfüllt hat. Er hat hier ein ganz feines Blues-Album zusammen gepackt, voller verschiedener Bluesspielarten bis hin zum Soul.
Und mit seinem Freund und Steve Bryson von I55 Productions LLC sowie genialen und lokal bekannten Musikern wie dem Gitarristen Brad Webb, Reba Russell, dem Harmonika-Spieler Blind Mississippi Morris, dem Organisten Russell Wheeler und all den anderen unten genannten, ist dieses ausdrucksstarke Album gelungen. Mehr als das: Durch diese Vielfalt sieht man über den Tellerrand und lernt Stile und Spielarten besser kennen und verstehen. Und schon beim Hinhören spürt man den Spaß und die Freude des Zusammenspiels aller Musiker.
Das Album besticht besonders durch ausgeklügelte Gitarrenarbeit über die gesamten 14 Titel, wobei sich Lavender und Brad Webb sehr gut ergänzen. Billy Lavender läßt all die eingeladenen Musiker an diesem Projekt teilnehmen, singt nur einige der Stücke und so entsteht auch diese große Vielfalt, die diese CD doch so außergewöhnlich macht. Es hat schon seinen Grund, daß wir Europäer auf der Suche nach dem Blues nach Memphis gehen um dort diese Musiker zu hören.
Die CD beginnt mit einem Titel, der mich zu Beginn an Bruce Springsteens E-Street Band erinnert. Das normalisiert sich allerdings gleich zu einem Bluesttrack. Tony Adams' tolle Bluesstimme, ein klasse Frauen-Backgroundgesang und hier die Slidegitarre von Brad Webb lassen dieses Stück in so hellem Blueslicht erstrahlen, dass einem ganz schwindelig davon wird.
Da deutet sich die Qualität der CD an, die bis hin zum letzten Ton anhält. "Let's Party" wird wohl als Blues Shuffle bezeichnet. Mich erinnert er, auch dank dieser tollen Stimme Rebecca Russells an Wanda Jacksons R'n'R-Titel "Let's Have A Party". Und der Song hat noch mehr: Da ist diese kräftig gespielte Harmonika von Blind Mississippi Morris, Russell Wheelers Hammondorgel und in Aktion - Billy Lavender an der Gitarre. Einen Einzelnen hier herauszustellen würde den anderen Musikern nicht gerecht. Ganz starke Musik!
In "Tonight" singt Ken Dinkins mit sehr eindrucksvoller und gefühlvoller Stimme zu den Gitarrenzaubereien Billy Lavenders. Brad Webb wechselt an den Bass und grundiert wird der Sound wiederum mit Russell Wheelers B-3 Orgel. Und damit bringen die Musiker einen dritten Stil ins Rennen.
Funkig groovend, also wieder was Neues und dazu instrumental, kann nun drei Minuten fünfzehn Sekunden gechillt werden. Dominant mehr oder weniger diesmal Vince Johnson an der Harmonika und Mike Stoker am Baß. Schön anzuhören und zu genießen.
Vince Johnson spielt gleich weiter seine tolle Harmonika in "Cold As Ice", »...your love is cold, Baby, ...« erinnert mich ganz stark an den "Stormy Monday Blues". Hier allerdings gibt es so viel Harmonika, die bringt alles Eis zum Schmelzen und dazu noch vom Spieler selbst mit so viel Leidenschaft gesungen. Billy Lavender spielt dazu feine Soli und bereichert diesen Titel nochmals. Ein irres Teil.
"Get Along" ist ein richtiger Kracher, rockt richtig los, Russell Wheeler am Piano, spielt ganz im Stile Jerry Lee Lewis' und Billy Lavender gönnt sich hier einmal den Gesang, neben dem Gitarrespielen.
Und jetzt wird es noch besser: Neben Reba Russells tollem Gesang in dieser Ballade ("Blue"), gibt es Brad Webb an der Sitar zu hören. Dan Cochran spielt den Bass, der sehr angenehm auffällt. Und auch hier kann ich bloß traurig sein, dass dieses Stück bereits nach fünf Minuten, sechzehn Sekunden ganz still und sachte zu Ende geht. Diese Traurigkeit ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn Vince Johnson ist wieder an der Harmonika und am Gesang. Und der trötet erneut ins Horn, dass es eine wahre Freude ist. Und Lavender steht ihm an der Gitarre um nichts nach. Ein schneller Blues-Shuffle eben so zwischendurch, bevor es wieder eine sehr gute, großartige Ballade gibt, "Bottom Line", wieder mit Reba Russell, die gesanglich genau in diese Ballade passt. Die Orgel spielt sacht im Hintergrund, die Gitarren von Lavender (6 + 12 string) und B.Webb (Baritone Guitar) drängen sich nicht wesentlich in den Vordergrund; hier ist es die Stimme, die sanft überzeugt.
Funkig, rockig wird "Bad Boy" zum Besten gegeben. Der sonst fast nur trommelnde Tony Adams singt hier außerdem mit leicht rauchiger Stimme - als wäre der Titel für seine Stimme geschrieben. Zu Billy Lavenders Linkshänder-Gitarrenspiel brauche ich nichts zu sagen, das spricht für sich!!
Soulig wird es im Memphis-Land, Vince Johnson im Gesangsstil Barry Whites, bläst ein großes Horn, B. Webb und B. Lavender wechseln sich bei den Gitarrensoli ab, anscheinend ist es so um 3.00 in der Früh im Memphis-Land. Und das alles wegen einer Frau? Sie scheint es zu verdienen. Schön gemächlich, in mittlerem Tempo und dann ist es sechs Minuten nach 3.00 Uhr.
"All The People" klingt wie die Beatles, Lavenders Gesang eine Mischung aus John, Paul und George und mit "If I Could" gibt er noch einen drauf. Das ginge bei mir glatt als Beatles-Doppel durch. Kurze, etwas seichtere Musiktitel, na ja die Botschaften sind auch wichtig - "... all the people in the world need love...", 's ist doch so!
Dafür bildet den Abschluss ein richtig dreckiger, durch den Sumpf gezogener, ungewaschener Blues. Den Part darf wieder Tony Adams übernehmen, Billy Lavender zieht der Gitarre nochmals sämtliche Saiten stramm, das brummt und kracht, wenn ich die Lautstärke hochdrehe. Der Mann scheint sich gar nicht mehr einzukriegen ... und plötzlich ist Schluss, einfach so. Ein leises Rauschen kommt aus den Boxen, mein Zeigefinger ist auf den
Wiedergabeknopf gerichtet und ... los geht es von vorn!
Was soll ich noch groß sagen, einfach gelungen, das Teil! Und wieder volle Uhr!
Line-up:
Billy Lavender (rhythm/leadguitar)
Reba Russell (vocals)
Brad Webb (slide guitars, backup vocals)
Blind Mississippi Morris (harmonica)
Tony Adams (vocals, percussion)
Dan Cochran (bass)
Vince Johnson (harmonica, backup vocals)
Maria Spence (backup vocals)
Mike Stoker (bass)
Russell Wheeler (B-3 organ)
JoJo Jeffries (backup vocals)
Tracklist |
01:Singin The Blues
02:Let´s Party
03:Tonight
04:Just Chillin'
05:Cold As Ice
06:Get Along
07:Blue
08:Shake It
09:Bottom Line
10:Bad Boy
11:3AM
12:All The People
13:If I Could
14:Delta Time
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