Und wieder präsentiert der 'SPV-Stall' eine Country-Scheibe auf seinem Label Yellow. Dieses Mal vereint die CD zwei Originalscheiben des Countrymusikers Bob Luman aus Texas. Dort wurde er am 15. April 1937 geboren und bereits im Alter von einundvierzig Jahren verließ er diese Welt schon am 27. Dezember 1978 in Folge einer Lungenentzündung. Die beiden Platten stammen aus den Jahren 1972 und 1973.
Luman war zunächst gar nicht als Countrymusiker aktiv gewesen, sondern machte als Interpret von Rock'n'Roll und Rockabilly von sich reden. Möglicherweise klingt er deshalb bei diesem Aufnahmen ein wenig wie
Elvis Presley, zumindest in einigen Momenten der Phrasierung und im Ausdruck bei schnelleren Titeln. Jener
Elvis war es nämlich, der den jungen
Bob zunächst von der Countrymusik abbrachte. Davon betroffen war auch eine eigentlich geplante Karriere als Baseballspieler.
Nach ersten Versuchen in den späten Fünfzigern zündete die 'Country-Rakete' dann aber doch - etwa 1964 - mit seiner Single "The File" für Hickory Records. Schon bald darauf wurde er Mitglied in der Grand Ole Opry in Nashville und sein Stern begann zu steigen.
Sein Top-Five-Hit "Lonely Women Make Good Lovers" gab der ersten hier vorgestellten Platte ihren Namen. Nach einem schweren Herzinfarkt im Jahre 1975 wurde es dann aber letztlich ruhiger um ihn und 1977 gab er seinen letzten öffentlichen Auftritt.
Zwar ist in den Liner Notes zu dieser Kollektion nicht erwähnt, welche Musiker in Einzelnen mitspielen, doch habe ich herausfinden können, dass absolute Spitzenleute mit an Bord waren, was die musikalische erstklassige Qualität erklärt. Unter anderem kann man
Pete Drake an der Pedal Steel,
D.J. Fontana und
Buddy Harman am Schlagzeug, als Vokalgruppe
The Jordanaires (die auch
Elvis begleitete), oder
Charly McCoy an der Mundharmonika hören. Oft erinnert mich die Musik an jene Bewegung, die sich seinerzeit aus dem Umfeld der
Byrds und den
Flying Burrito Brothers entwickelte - also Musik, wie ich sie kennen und lieben lernte im Umfeld solcher Hochkaräter wie
Clarence White und Kollegen.
So durchzieht eine gewisse Bakersfield-Atmosphäre beide Platten und geben Zeugnis von der seinerzeit populären Ausrichtung moderner Countrymusik ab, die noch sehr am Mainstream aus Nashville orientiert war. Es wechseln sich schnelle Songs mit schmachtenden Balladen ab, die mit Streichern unterlegt wurden, zum Beispiel der Titelsong der zweiten hier vorgestellten Platte. Bei einigen Titeln wird als weitere Zutat etwas Gospel-Atmosphäre beigemengt. Lockere Country-Songs mit herrlich herzerweichenden Klängen der Pedal Steel ("Pass Me By") erfreuen mein Herz und bilden für mich die Höhepunkte beider LPs. Lumans sehr emotionale Art des Gesangs zeugt vom Engagement für seine Musik und hebt sich insofern positiv von vielem heutigen Mainstream dieses Genres ab.
Eine Komposition von Glen Sutton mit ebendiesem als Gaststar, "Uncle Sam", beendet den Reigen dieser wirklich angenehmen Musik, deren Wiederveröffentlichung so manchen Country-Freund aus verschiedenen Lagern erfreuen dürfte.