"Pure" nennt sich die erste Soloveröffentlichung des schwedischen Multitalents Chris Laney. Schlagzeuger, Pianist, Gitarrist, Sänger, Songwriter und Produzent - Laney erlebte sein Metier im Laufe seiner bisherigen Karriere aus beinahe jeder erdenklichen Perspektive. Sehr viel konnte bei "Pure" also gar nicht schiefgehen. Tatsächlich handelt es sich um eine handwerklich makellose Rock-Scheibe, deren einzelne Nummern über die gesamte Länge mit Abwechslungsreichtum glänzen. Chris Laney selbst bearbeitet für "Pure" das Mikro und die Gitarre. Martin Sweet, Nick Draglor, Vic Zino, Rob Love und John Saphyre liefern als Gastmusiker durchweg erdige Soli.
Und dennoch - der ganz große Wurf ist mit dem Debüt nicht gelungen. Selbst wenn sich einige prägnante Passagen ausmachen lassen, es fehlen die Hits. Nummern der Art, die "Pure" auch nach Monaten oder Jahren zurück in die Anlage oder ipod-Playlist bringen könnten. Soll diesem Makel auf den Grund gegangen werden, so müssen die Songs im Einzelnen betrachtet werden.
Von vorne also: Das sperrige "Situation" ist nicht nur ein äußerst mäßiger Track, der an Melodiemangel und Beliebigkeit krankt, sondern auch eine unglückliche Wahl für den Opener. Ein zäher Einstieg.
Mit "I Dunno" und "Make You Cry" steigert sich "Pure". Die soliden Rocker warten mit coolen Refrains auf, Laney versucht es mit ein wenig mehr Melodie in der Stimme - die übrigens wie ein Mix aus Peavy Wagner ( Rage) und Jacob von The Poodles klingt.
Genau diese Entwicklung setzt sich im ruhigeren "The Stranger In You" und in "Fire & Ice" fort - nur um dann mit "I Hate Yer Guts" wieder von einer erzwungen harten, uninspirierten Nummer gebremst zu werden. Dass Chris Laney kein grundsätzliches Problem mit Songs der härteren Gangart hat, beweist im Anschluss "Pissed At What You Missed". Genau hier spielt der Output konsequent all seine Stärken aus. Wer dem Schweden eine Chance geben will, dem sei genau dieser Track als Anspieltipp ans Herz gelegt.
"Make My Day" fällt wieder beliebig und verzichtbar aus, die spärlichen Backing Vocals des großartigen Mats Leven gehen vollkommen unter und hätten genauso gut von jedem beliebigen Session-Musiker übernommen werden können. Das nur wenig spannendere "Last Man Standing" läuft zumindest schön auf einen überdurchschnittlichen Refrain zu, der durchaus Potenzial aufzeigt.
Wenig abgewinnen lässt sich der kitschigen Rockballade "Skin On Skin", die mehr nach Wischiwaschi als nach Tête-à-Tête klingt, und auch der Rausschmeißer "Pride B 4 The Fall" (was hat man sich eigentlich bei der unangenehmen Ansammlung altmodischer Abkürzungen und Slangbegriffe gedacht?) bringt keine letzte Wende - obwohl hier die Produktion noch einmal besonders fett und facettenreich ausfällt.
Was bleibt ist also ein Wechselspiel aus anständigem Singer-/Songwriter-Hard Rock und vielen Belanglosigkeiten, die "Pure" unnötig aufblähen. Würde man die Essenz des Albums herausnehmen und zu einer EP verdichten, wäre das Ergebnis eine richtig starke Nummer. So aber ist "Pure" leider kein pures Vergnügen, sondern eher eine respektable Leistung mit Schönheitsfehlern.
Line-up:
Chris Laney (vocals, guitar)
Nalle Grizzly Pählsson (bass)
J. Koleberg (drums)
Tracklist |
01:Situation
02:I Dunno
03:Make You Cry
04:The Stranger In You
05:Fire & Ice
06:I Hate Yer Guts
07:Get U Down
08:Pissed At What Ya Missed
09:Make My Day
10:Last Man Standing
11:Skin On Skin
12:Pride B 4 The Fall
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