Was ist eine der ersten Gesetzmäßigkeiten, die ein männlicher Jugendlicher in der Pubertät erlernt? Bad boys have more fun... Die Berliner Sängerin Cora Lee scheint diese Binsenweisheit fürs Leben verinnerlicht zu haben. Jedenfalls lässt sie dies im Titel ihres Debütalbums - nach zahlreichen Singles und Sampler-Präsenzen - erkennen: "Bad Boys I Love You".
Zwei 'Bad Boys', Alex Mann und (man ahnt es bereits beim Namen) Thommy Krawallo, haben in Personalunion als Produzenten, Toningenieure und Arrangeure "Bad Boys I Love You" maßgeblich geprägt. Ihnen ist dabei ein beachtlicher Mix aus flott-rockigen und eingängig-poppigen Stücken gelungen - auch das Verhältnis von Abrockern und Balladen ist stimmig. Ganz allgemein ist an der Produktion nichts auszusetzen.
Cora Lee verfügt über eine charismatisch-ausdrucksstarke Stimme, die man so schnell nicht wieder vergisst. Gerade die diesbezügliche Belassung von Ecken und Kanten trägt hier zur markanten Identifikation bei.
Der Einstieg in "Bad Boys I Love You" ist eher etwas für Fans gepflegter Popmusik. "Shame On You" entpuppt sich als sehr radiotauglicher Everybody's Darling und der Titelsong als eine Nummer, die eindeutig auf die Tanzfläche zugeschnitten ist. Doch dann wird es rockiger...
Mit "Ur Tie" und "Rock'n'Roll Megastar" wird ganz mit Blickwinkel auf die US-Mainstream-Charts aufs Gaspedal gedrückt, bevor mit "Amazing" die erste Ballade für besinnliche Augenblicke sorgt. Besonders angenehm gehen mir die leicht wavigen Eighties-Einflüsse in "Rocket To The Moon" und "The Way I Am" ins Ohr, die den damaligen Zeitgeist mit blubbernden Synthies und unwiderstehlich-eingängigen Refrains schön darstellen. Das erinnert ein wenig an damalige Charterfolge der Pretenders, Blondie oder englischsprachigen Aufnahmen Nenas aus dieser Zeit.
Trotz solch erfrischender Rocker steht die zweite Hälfte von "Bad Boys I Love You" eindeutig unter dem Stern der Balladen. Hierbei sorgen vor allem "Information Overkill" und das abschließende "Nothing's For Free" - die eine von dezenten Streicher-, die andere von überaus aparten Bläserarrangements geprägt - für Gänsehautmomente.
Insgesamt betrachtet ist Cora Lee ein beachtenswertes Debüt gelungen. Gute Stimme, gute Songs, wenn man mal von den beiden, etwas 'glatten' Eingangstiteln absieht. Doch mein Geschmack ist bekanntlich nicht 'das Maß aller Dinge'. Wer auf interessanten Pop Rock steht, sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Line-up:
Cora Lee (lead and background vocals)
Alex Mann (electric and acoustic guitars, background vocals)
Hannes Scheffer, Thommy Krawallo (electric and acoustic guitars, bass, background vocals)
Stefan Kickertz (drums and percussion)
Bettina Eichinger, Michael Knake, Valentin Jahn (brass)
Daniel Hassbecker (strings)
Elisabeth King (Fender Rhodes)
Tracklist |
01:Shame On You (3:39)
02:Bad Boys I Love You (3:55)
03:Ur Tie (2:49)
04:Rock'n'Roll Megastar (3:57)
05:Amazing (4:14)
06:Rocket To The Moon (3:07)
07:Walk Over Water (3:23)
08:My Shining Light (4:18)
09:The Way I Am (3:39)
10:Information Overkill (3:50)
11:Nothing's For Free (4:42)
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