Cyndi Lauper / Detour
Detour Spielzeit: 38:26
Medium: CD
Label: Sire Records (Warner), 2016
Stil: Country

Review vom 03.05.2016


Ulli Heiser
Wenn das keine spannende Geschichte wird... dachte ich, als ich hörte, dass Cyndi Lauper ein Countryalbum auflegt. Schließlich kennt man die quirlige und verrückt gestylte Amerikanerin doch von einer ganz anderen musikalischen Fakultät. Sie war eine der ersten MTV-Stars und schaffte es in diesen vergangenen Zeiten bis an die absolute Spitze der Charts. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht wenigstens einen oder zwei ihrer Hits kennt.
Meistens waren sie unbekümmert, ihre Songs. Aber sie eckte auch schon mal, wenn ich da an "She Bop", diese Nummer über Masturbation denke. Sie trat für die Rechte Homosexueller ein, agierte (weniger erfolgreich) als Schauspielerin und - Obacht! - trat bei Roger Waters' "The Wall"-Aufführung 1990 in Berlin zusammen mit Pink Floyd auf.
Da war also mehr als Ulknudel-Niveau und Hand aufs Herz: Ihre Popsongs waren nicht von der schlechten Sorte. Nun also Country. Mit dieser Musikrichtung sei sie in den 1950ern und 1960ern aufgewachsen, sagt die Grammy-, Emmy- und Tony-dekorierte Künstlerin, die seit diesem Jahr auch einen Stern auf dem Walk of fame ihr Eigen nennen darf.
"Detour" ist übrigens nicht der erste musikalische Seitensprung der Dame aus dem New York City-Stadtteil Queens. Im Jahr 2010 veröffentlichte sie mit "Memphis Blues" eine Bluesscheibe, die eine weitere Facette ihres Schaffens zeigt. Und immer standen Genregrößen bereit, die zusammen mit ihr musizierten. Waren das auf "Memphis Blues" z. B. B. B. King, Charlie Musselwhite,
Jonny Lang, oder die Soulröhre Ann Peebles, so standen auf "Detour" Willie Nelson, Vince Gill, Emmylou Harris, Jewel und Alison Krauss Gewehr bei Fuß.
Die Stücke auf "Detour" gehen bis in die 1940 Jahre zurück und die eine oder andere Nummer wird sicher in jedermanns Ohr ein aurikuläres Déjà-vu auslösen. "Heartaches By The Number" (Harlan Howard) ist so ein Ohrwurm, oder einer meiner absoluten Genreklassiker von Patsy Cline (geschrieben von Hank Cochran und Harlan Howard): "I Fall To Pieces". Bob Montgomery schrieb mit "Misty Blue" wohl eines der feuchtesten 'tear-in-the-beer'-Lieder und Cyndi Lauper scheint dieses Stück wie auf den Leib geschnitten. Herrlich. Nicht minder herrlich das gleiche Thema behandelnde "The End Of The World", wohl bekannt durch Skeeter Davis. Engelsgleich die backings und überhaupt, da stellen sich vor Ergriffenheit sämtliche Nackenhaare auf.
Good ole Willie Nelson und Cyndi duettieren perfekt im bluesig swingenden "Night Life", sodass man sich das kaum noch besser vorstellen kann. Aber zusammen mit Vine Gill gelingt das ohne Zweifel. Das lustige Zwiegespräch der beiden in "You're The Reason Our Kids Are Ugly" ist einfach göttlich. Über die sanglichen Qualitäten von Emmylou Harris und Alison Krauss brauche ich in diesem Magazin eigentlich nichts zu sagen. So sind der Titeltrack mit Emmylou als auch "Hard Candy Christmas" mit Frau Krauss ohrale Offenbarungen. Und wenn auf "I Want To Be A Cowboy's Sweetheart" Jewel jodelt, hüpft das Rib-Eye-Steak vor Freude auf dem Grill und der Moonshiner trinkt sich quasi von selbst. "Detour" ist, um das mal festzuhalten, die adäquate musikalische Begleitung für die hoffentlich bald kommenden warmen Sommernächte am offenen Feuer mit hemdsärmeligem Essen und krawattenlosen Getränken. Der Songs wegen sowieso, aber auch das gear set lässt mit jaulender Steel Gitarre, Geige, Mandoline und Akkordeon keine Wünsche offen. Die Musiker auf "Detour" dürften für Counrtyaffine 'eh keine unbeschriebenen Blätter sein.
Ja Frau Cynthia Ann Stephanie 'Cyndi' Lauper, Girls wollen anscheinend doch nicht nur fun haben, wobei ich sicher bin, dass "Detour" diesen unbedingt vielen bescheren wird. Vorliegender Rundling ist ein Album, das wohl nur wenige von dieser Künstlerin erwartet hätten. Ich bin schon mal vorgespannt, denn falls Cyndi ihre Liebe zu Jazz oder Metal entdeckt... warten wir es ab und setzen erst mal eine scharfe BBQ-Soße an.
Line-up:
Cyndi Lauper (vocals)
Tom Bukovac (acoustic & electric guitar)
Vince Gill (acoustic & electric guitar)
Bryan Sutton (acoustic guitar)
Kenny Greenberg (acoustic & electric guitar)
Willie Nelson (acoustig guitar)
Dan Dugmore (steel guitar)
Steve Nathan (B3, synth, Wurlitzer, piano)
Tony Brown (piano)
Willie Weeks (bass)
Jimmie Lee Sloas (bass)
Chad Cromwell (drums)
Greg Morrow (drums)
Aubrey Haynie (fiddle, mandolin)
Jeff Taylor (accordion)

Emmylou Harris (vocals - #2)
Willie Nelson (vocals - #7)
Vince Gill (vocals - #9)
Jewel (vocals - #11)
Alison Krauss (vocals - #12)
Tracklist
01:Funnel Of Love
02:Detour - Featuring Emmylou Harris
03:Misty Blue
04:Walkin' After Midnight
05:Heartaches By The Number
06:The End Of The World
07:Night Life - Featuring Willie Nelson
08:Begging To You
09:You're The Reason Our Kids Are Ugly - Featuring Vince Gill
10:I Fall To Pieces
11:I Want To Be A Cowboy's Sweetheart - Featuring Jewel
12:Hard Candy Christmas - Featuring Alison Krauss
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