Der Frühling steht vor der Tür und schon nach den ersten Takten denke ich, dass "Shine" so gar nicht in diese erwachende und aufblühende Jahreszeit passen will.
"I Love You" hat dieses etwas traurige oder düstere Klangbild längst vergangener Velvet Uunderground-Zeiten.
Grob angespielte und verzerrte Gitarrensaiten a la Crazy Horse, aufgelockert durch Gastsängerin Emmylou Harris. Zwar singt sie im Duett mit Daniel Lanois immer wieder "I Love You", aber es klingt traurig. Traurig schön.

Auch bei "Falling At Your Feet" bekommt Daniel gesangliche Unterstützung. Kein Geringerer als Bono, der den Song auch mitkomponiert hat, sorgt hier für die melancholische Komponente.
Obwohl Bono nur diesen einen Einsatz hat, klingt "Shine" öfter nach den ruhigeren, bombastfreien U2.

"Shine" ist Lanois' drittes Album - nach 10 jähriger Abstinenz.
Nun ja, eigentlich ist Daniel ja eher Produzent. Peter Gabriels "So" , Dylans "Time Out Of Mind" und "Oh Mercy" sowie "Achtung Baby", "The Joshua Tree", "All That You Could Leave Behind" und "Unforgetable Fire" von U2 gingen durch seine Hände. Und auch Gitarre, Percussion, Dobro oder auch mal Vocals steuerte er auf diesen Alben bei.

Aufgenommen in verschiedenen Locations von Mexiko bis Dublin entstand ein dichtes Album. Emotional, stellenweise düster, traurig. Speziell bei den instrumentalen Titeln: "Transmitter", "Matador", "Space Kay" und "JJ Leaves LA".
Besonders letztere Nummer: eine gänsehautverbreitende Pedal Steel - Daniels liebstes Instrument übrigens. Lanoisselbst sagt zu "JJ Leaves LA": "The loneliest thing I ever did".
Ich glaub es ihm und spreche hiermit auch eine Warnung aus: Suizidgefährdete sollen dieses Album auf keinen Fall alleine anhören.

Pedal Steel auch bei "Transmitter". Atmosphärische, psychedelische Klänge, besonders bei "Matador" und "Space Kay".
Wunderschöne Melodien, ruhig zwar, aber dermaßen tief und auch textlich anspruchsvoll.
Zitat Daniel Lanois: "The best records come out of a stretch of experience. Personal life experience, romatic experience, family, friends, gobal events".
Weiter meint er, dass sich alles bis zu einem gewissen Punkt ansammelt und dann jemand die Pflicht hat, darüber zu reflektieren, zu interpretieren. Eben einfach sagen was gesagt werden muss.

Leider liegt mir lediglich eine Promoversion in neutraler Papphülle vor, so dass ich keine Aussage über das Booklet machen kann. Auch wer welche Instrumente spielt muss erst mal im Dunkeln bleiben.