Wie viele Schätze würden wohl im Verborgenen bleiben, gäbe es nicht Menschen, die diese akribisch suchen und bearbeiten? Auch im vorliegenden Fall, dem Gemeinschaftsprojekt von
Greg Lake und
Geoff Downes aus den Jahren 1989 und 1990 mit dem spannenden Titel "Ride The Tiger", ist ein solcher Fund geborgen worden. Gemeinsam komponiert, aber bislang auf unterschiedlichen Alben veröffentlicht, fasst nun "Ride The Tiger" diese sechs Filetstücke zusammen, welche die Fans von
Emerson, Lake & Palmer, sowie
Asia dazu veranlassen dürfte, Freudentränen zu vergießen. Zudem befinden sich unter den Sechs auch zwei Werke, die bisher unveröffentlicht waren, sowie ein alternativer Mix von "Love Under Fire", etwas kürzer als das Original, aber wie ich finde, viel besser, da dramatischer.
Zwar ist das Album mit zweiunddreißig Minuten Laufzeit recht kurz, aber die Qualität der Songs gleicht das locker wieder aus. Die Einschläge von ELP dominieren dabei deutlich und sind in jedem Stück unverkennbar. Angefangen im Bombastwerk "Money Talks", welches sich sehr gut als Intro einer großen Samstagabend-Fernsehshow machen würde, über dem sehr schönen "Love Under Fire", bis hin zum monumentalen "Blue Light", Greg Lake drückt mit seiner Stimme und seiner Spielweise allem seinen Stempel auf. Partner und Keyboarder Geoff Downes kommt dabei für meine Begriffe etwas zu kurz und bekommt auch nur selten die Gelegenheit in schlichten Soli sein Können zu Gehör zu bringen.
Fans beider Bands werden verzückt sein, da die Songs in einer Phase geschaffen wurden, in der
ELP sowie
Asia noch im Olymp der Musikszene waren. Deshalb kann ich eine unbedingte Kaufempfehlung aussprechen, die auch für Neueinsteiger interessant sein könnte. Als kleines i-Tüpfelchen sollte noch erwähnt werden, dass mit
Michael Giles ein Ex-Gründungsmitglied von
King Crimson und somit auch Ex-Kollege von
Greg Lake an der Schießbude sitzt. So bekommt die Besetzungscouch auch wieder ein Gesicht und wird rund. Vielleicht noch ein Grund mehr, um im Plattenladen aufzuschlagen.