Julie London / Calendar Girl plus Around Midnight
Calendar Girl plus Around Midnight Spielzeit: 75:38
Medium: CD
Label: Fine And Mellow, 2013 (1955, 1956, 1960)
Stil: Pop


Review vom 28.08.2013


Wolfgang Giese
Hier haben wir es mit Popmusik zu tun und zwar aus den Jahren 1956, als die Platte "Calendar Girl" entstand (#1-13) sowie 1960, "Around Midnight" (#14-25). Hinzu kommen vier Boni, allesamt aus dem Jahr 1955. Alle Titel wurden in Hollywood aufgenommen, irgendwie auch naheliegend, war die am 26. September 1926 in Kalifornien als Julie Peck geborene Künstlerin Sängerin und Schauspielerin. Auch privat hat sie beides vereinen können, war sie doch zunächst mit dem Schauspieler Jack Webb und später mit dem Musiker und Komponisten Bobby Troup ("Route 66") verheiratet.
Aufsehen erregte die gutaussehende Dame durch die oft sehr sexy aufgemachten LP-Cover. Dabei hatte sie das nicht unbedingt nötig, besaß ihre Stimme allein doch schon so viel Ausstrahlung, die durchaus fesseln konnte. Nun, ihr Stimmumfang konnte nicht mit Jazzsängerinnen wie Sarah Vaughan oder Ella Fitzgerald konkurrieren und war eher eingeschränkt, dafür aber im Ausdruck so ganz besonders, mit einem sehr lasziven Anstrich, mitunter ein wenig rauchig-kehlig, aber auch von viel Weichheit bestimmt. Und über einen eleganten Swing verfügte sie auch, der sich auf recht intime und nahegehende Weise in des Hörers Ohr einschmeicheln konnte.
Über zwanzig Filme und über dreißig Platten stehen in ihrer Vita, bis die Künstlerin 1995 einen Schlaganfall erlitt und am 18.Oktober 2000 verstarb.
Diese beiden CDs kann man durchaus als Konzeptalben bezeichnen, behandelt die erste doch den Verlauf eines Jahres, und bei allen Songs ist im Titel der jeweilige Monat enthalten, dazu wurde jedoch noch ein dreizehnter Monat dazu gepackt. "Around Midnight" verrät es bereits im Namen, es geht um das Thema Mitternacht, und alles, was um diesen Zeitpunkt herum geschehen kann.
Die Grenzen zwischen Schlager und Jazz sind mitunter eng gesteckt, andererseits war Jazz aber auch lange Unterhaltungsmusik, so dass das eine das andere nicht ausschließen muss. So ist beiden Alben grundsätzlich gemein, dass es eigentlich Popmusik ist, in sehr ruhigem und romantischem Fahrwasser. Es kommt überhaupt keine Hektik auf, ein ruhiges Jahr und eine romantische Mitternacht sozusagen. Die Arrangements sind es dann aber auch, die das besondere Jazzfeeling einbringen.
In den Liner Notes zu "Around Midnight" wird sehr gut dargestellt, welch herzerweichende, ergreifende und teils dramatische Atmosphäre geboten wird, auf jeden Fall ist diese Platte die Seele stärker berührende. Sehr verführerisch, manchmal traurig, auch leidend, aber ebenso hoffnungsvoll, romantisch und einfach schön, das sind so die verschiedenen Stimmungen, geboten durch klassische Kompositionen des Great American Songbook.
» The lonely are loneliest
The loved, best loved
The bitter are more bitter
The peaceful, more serene
The magic hour intensifies the mood
Stretching both happiness and unhappiness to the breaking point
And the most fortunate of all
Are those for whom the moment
Crystallizes into eternity
As wonderful, unspoken promises are kept
...AROUND MIDNIGHT«
Die vier Bonustracks fügen sich problemlos in die Gesamtstimmung beider Platten ein und stellen eine Bereicherung dar. Ja, wie wäre ich froh, wenn heutige Popmusik noch mit einem so hohen Qualitätsanspruch aufgenommen werden würde. So tauche ich dann lieber ab in diese vergangene Zeit und genieße, dabei im informativen sechzehn Seiten starken Booklet blätternd und lesend …
Line-up:
Julie London (vocals)
Pete King (orchestra - #1-13)
Dick Reynolds (orchestra - #14-25)
Bobby Troup (orchestra - #26-29)
Buddy Collette (alto flute - #26-29)
Bobby Troup (celeste - #26-29)
Howard Roberts (guitar - #26-29)
Bob Enevoldsen (bass - #26-29)
Don Heath (drums - #26-29)
Tracklist
01:June In January [Ralph Rainger/Leo Robin]
02:February Brings The Rain [Bobby Troup]
03:Melancholy March [Dory Langdon]
04:I'll Remember April [Gene de Paul/Patricia Johnston/Don Raye]
05:People Who Are Born In May [Earl Brent]
06:Memphis In June [Hoagy Carmichael/Paul Francis Webster]
07:Sleigh Ride In July [Johnny Burke/James Van Heusen]
08:Time For August [Arthur Hamilton]
09:September In The Rain [Harry Warren/Al Dubin] 10:This October [Bobby Troup]
11:November Twilight [Paul Francis Webster]
12:Warm December [Bob Russell]
13:The Thirteenth Month [Arthur Hamilton]
14:'Round Midnight [Monk/Hanighen/Williams]
15:Lonely In Paris [Alcivar/Troup]
16:Misty [Garner/Burke]
17:Black Coffee [Burke/Webster]
18:Lush Life [Strayhorn]
19:In The Wee Small Hours Of The Morning [Hilliard/Mann]
20:Don't Smoke In Bed [Robinson]
21:You And The Night And The Music [Dietz/Schwartz]
22:Something Cool [Barnes]
23:How About Me? [Berlin]
24:But Not For Me [Gershwin/Gershwin]
25:The Party's Over [Comden/Green/Styne]
26:A Foggy Day [Gershwin/Gershwin]
27:Sometimes I Feel Like A Motherless Child [trad.]
28:You're Blasé [Sievier/Hamilton]
29:Don't Worry 'Bout Me [Bloom/Koehler]
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