Bad Bergzabern - ein pfälzischer Kurort in 'bester Lage'.
Beste Lage heißt auch die im Juli 2008 veröffentlichte Doppel-CD, auf der ein üppiger Querschnitt von Klaus Lages fast 30-jähriger musikalischer Schaffensphase geboten wird.
Kurz darauf, Ende September 2008, folgte sein neues Studioalbum Nah und wichtig.
Dies alles bietet für Klaus Lage & Band Anlass genug, sich mit dem neuen Songmaterial im Gepäck auf Deutschlandtour zu begeben und in 18 Orten einen Zwischenstopp einzulegen.
Nach dem Tourneeauftakt in Gerolstein folgte direkt danach am 05.10.2008 der Auftritt im Haus des Gastes in Bad Bergzabern. Statt Kurorchester und Heilwasser stand für diesen Abend knackiger Deutschrock und kühler Gerstensaft auf dem Programm.
Obwohl die Halle mit zirka 350 ZuschauerInnen weitgehend gefüllt war, gab es kein Gedränge, sondern genügend Bewegungsfreiheit für das breit gefächerte Publikum, in dem sämtliche Altersklassen vertreten waren. Den stärksten Anteil bildeten dabei die 40 - 50-jährigen Fans, also diejenigen, die Klaus Lages Musik ab dem ersten Album in Echtzeit miterlebt haben.
Eine freundliche, entspannte und fröhliche Stimmung im Publikum bildete die Grundlage für die kommenden Stunden. Das dürfte sich hauptsächlich darin begründen, dass man auf Klaus Lage-Konzerten genau die Menschen trifft, die Klaus Lage tatsächlich hören wollen und nicht überwiegend Zeitgenossen auftauchen, die ihre Eintrittskarte ungewollt in einem Radio-Quiz gewonnen haben.
Fast auf die Minute pünktlich betraten Klaus Lage und seine Mannen kurz nach 20 Uhr die Bühne. Mit Jürgen Scholz (Gitarren und Gesang), Lothar Atwell (Bass, Saxophon und Gesang), Tim-Ole Hoff (Drums und Percussions) und Bo Heart (Keyboards und Gesang) sorgten genau diejenigen Musiker für den richtigen Dampf, mit denen Klaus Lage auch das "Nah und wichtig"-Album eingespielt hat.
Erfolgte der Auftakt "50" vom Album "Zug um Zug" (2007) noch im Midtempo, wurde ab dem zweiten Song heftig gerockt. "Wieder zuhaus", und "Bankgeheimnis" rissen das Publikum leidenschaftlich mit und brachten den Saal zum Kochen. Dementsprechend wurde für den Rest des Abends jedes einzelne Lied mit ausgiebigem Beifall und Jubel quittiert. Welche Künstler lassen sich nicht durch ein so begeistertes Publikum anstecken und zu Höchstleistung treiben.
Klaus Lage wirkte erfreulich frisch und in bester Kondition. Stimmlich in ausgezeichneter Form traf er jede Tonlage, groovte über die Bühne, verausgabte sich, spielte mit dem Publikum und scherzte mit seinen Musikern. Irgendwann fiel ihm dann sogar das Mikrofon auseinander und ein Techniker musste im laufendem Betrieb zum Reparatureinsatz auf die Bühne, während die Band unbeirrt weiter rockte.
An der Gitarre zelebrierte Jürgen Scholz fetzige und technisch ausgefeilte Soli, die so manch dargebotener Nummer ein Heavy-Gewand überstülpten und für jede Menge frischen Wind sorgten.
Lothar Atwell zupfte dazu wie ein Uhrwerk seinen Bass, während Tim-Ole Hoff an den Drums wuchtig demonstrierte, dass er über einen ordentlichen Bums im Fuß und jeder Menge Rhythmus im Blut verfügt.
Bo Heart webte dazu an den Keyboards die Klangteppiche oder spielte Boogie-Passagen, dass man sich fast wie der Westernheld an der Saloontheke fühlte.
Die Professionalität der Musiker, kombiniert mit deren Spielfreude, gestalteten den kompletten Abend zu einem gelungenen Konzert. Ehrlicher Rock, mit rauen Kanten und spitzen Ecken, wie man ihn heutzutage leider viel zu selten erlebt. Wenn das Ganze dann auch noch mit niveauvollen und hintergründigen Texten à la Klaus Lage garniert wird, steht einem intensiven und nachhaltigen Musikerlebnis nichts mehr im Wege.
Wie von Klaus Lage zu Beginn angekündigt, war für diesen Abend ein Mix aus den letzten 30 Jahren und dem neuen Album angesagt. So fanden acht Titel des "Nah und wichtig"-Albums ihren Weg in die Gehörgänge des Publikums. Auch diese Lieder kamen sehr gut an, jedoch merkte man hier streckenweise, dass die Hörerschaft die Songs noch nicht komplett verinnerlicht hatte. Aufmerksames Zuhören statt Mitfeiern war da eher die Devise, was allerdings mehr daran lag, dass die CD erst eine Woche zuvor erschienen ist.
Nach zwei Stunden inklusive vier Zugaben war es schließlich soweit. Vor wenigen Minuten noch zum "wer-das-nicht-kennt-ist-vom-Mars"-Hit "1000 und eine Nacht" getobt und gehopst,
beendete die grelle Saalbeleuchtung zwei Zugaben später ein rundum gelungenes Konzert.
Nachdenklich stimmt zum Abschluss die Erkenntnis, dass gerade Lieder wie "Monopoly" (1984) und "Bankgeheimnis" (1994) leider nichts an ihrer Aktualität verloren haben. Unerträglich gierige, hemmungslose und menschenverachtende Spekulanten, Investmentbanker und sonstige Geld- und Menschenvernichter lassen uns die Faust in der Tasche ballen. Es bleibt zu befürchten, dass Klaus Lage gerade diese beiden Lieder noch sehr oft singen muss.
Bilder vom Konzert
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