Eigentlich hatte ich zu Lacrimosa schon immer ein etwas zwiespältiges Verhältnis. Manche Nummern gefallen mir wirklich gut, andere dagegen reißen mich nicht vom Hocker. Bei der vorliegenden Veröffentlichung waren einige Hörproben auf der MySpace-Seite ausschlaggebend, diese Platte zu besprechen.
Doch leider zeigen sich auch bei dieser Scheibe wieder meine Kritikpunkte. Zwar wird im Promozettel ganz ausführlich erläutert, dass der Albumtitel "Sehnsucht" das verbindende Element der 10 Lieder darstellt, doch beim Anhören erscheint mir diese Argumentation dann doch reichlich konstruiert. Mir fehlt bei der CD ganz einfach das verbindende Element. "Die Sehnsucht in mir" lässt sich noch ganz gut an. Auf die synthielastige Eröffnung mit Klassik-Elementen folgt düsterer Sprechgesang in deutscher Sprache mit durchaus gutem Text.
Bei der zweiten Nummer kommt ziemlich kurz nach den ersten Takten gleich die Ernüchterung. Nach einer mittelalterlich angehauchten Einleitung frage ich mich beim Refrain, von welcher volkstümlich-schnulzigen Tralalamucke sich die beiden da haben inspirieren lassen. Oder bezieht sich der anschließende Titel "Alles unter Schmerzen" auf das vorhergehende Lied? Wenigstens verursacht dieser bei mir keine Schmerzen, auch wenn ich ihn nicht herausragend finde. Gut gemachte Mittelklasse, durchaus hörbar.
Doch bei "Feuer" kommen schon wieder die nächsten Zweifel: Wenn ich die Onkelz hören will, dann lege ich entweder das Original oder die Kneipenterroristen auf.
Beim fünften Lied dann der Wechsel in die englische Sprache. Einen echten Sinn kann ich dahinter nicht erkennen, vielleicht wäre "A Prayer For Your Heart" mit deutschem Text noch offensichtlicher in die Schnulzenecke gerutscht.
Immerhin geht es dann mit einem recht guten englischen Song weiter. Auch der anschließende deutsche Titel "Die Taube" lässt sich anhören: Überwiegend klassikinspirierte Instrumentalpassagen, dazu teils mehrstimmiger Gesang - na also es geht ja doch. Durch das Weiterführen markanter Klavierpassagen gelingt es hier sogar, eine Verbindung zum nächsten, wiederum englischsprachigen Lied herzustellen. Und auch wenn "Der tote Winkel" dann wieder - warum auch immer - mit deutschem Text aufwartet, ist der Rest des Silberlings durchaus in Ordnung.
Es bleibt der Eindruck, dass Lacrimosa noch immer den wirklich eigenen Stil sucht, vielversprechende Ansätze sind durchaus vorhanden. Schade nur, dass es auch beim mittlerweile zehnten Studioalbum nicht gelungen ist, dies konsequent umzusetzen.
Line-up:
Tilo Wolff (vocals, piano, guitar, trumpet, fluegelhorn)
Anne Nurmi (vocals, keys & synths)
Tracklist |
01:Die Sehnsucht in mir
02:Mandira Nabula
03:A.u.S.
04:Feuer
05:A Prayer For Your Heart
06:I Lost My Star In Krasnodar
07:Die Taube
08:Call Me With The Voice Of Love
09:Der tote Winkel
10:Koma
|
|
Externe Links:
|