Lake / Wings Of Freedom
Wings Of Freedom Spielzeit: 44:36
Medium: CD
Label: Mad As Hell, 2014
Stil: Pop-Rock

Review vom 12.02.2014


Wolfgang Giese
Lake - die Gedanken an diese Band reichen weit zurück. Für mich in die Mittsiebziger, als ich hinsichtlich dessen aufhorchte, dass eine derart eingängige Musik von internationalem Niveau doch tatsächlich aus Deutschland kommen konnte. Das war nicht diese typische deutsche Spielweise, diese Band hatte Groove, war 'sophisticated', spielte lockere Musik mit hervorragenden Gesangsarrangements. Sogar in den USA konnte Lake punkten, der Song "Time Bomb" landete dort 1976 in den Charts.
Nach dem Debütalbum 1976 gab es in der Folge weitere Veröffentlichungen, die man in einem Paket zusammenfassen kann, denn für mich stellen die Alben "Lake" (1976), "Lake II" (1978) und "Paradise Island" (1979) eine untrennbare Einheit dar, sind sie doch zudem in der gleichen Besetzung eingespielt worden.
1967 begann die Geschichte der Band - damals hießen sie Tornados, ab 1973 dann Lake. Als Sänger fungierte damals Ian Cussick, der dann bald durch den wesentlich den Sound mitbestimmenden James Hopkins-Harrison abgelöst wurde. Letzterer verstarb 1991 und nun ist als einziges Originalmitglied wieder Cussick dabei.
Nun, Alex Conti, ab 1975 in der Band tätig, spielt auch hier wieder die Gitarre und quasi als Brückenschlag zu alten Tagen, hat man auf dem Song "Nightbirds" eine der letzten Gesangsaufnahmen von Hopkins-Harrison verwendet, um sie hier mit der restlichen Band im Studio zusammenzumischen.
Nun war ich mir nicht ganz sicher, ob dieses neue Album wirklich neu ist, denn bereits im Jahre 2012 erschien eine Platte mit dem gleichen Cover, genannt "Freedom". Offensichtlich gab es rechtliche Auseinandersetzungen mit dem damaligen Sänger Lloyd Anderson, sodass die Platte zunächst vom Markt genommen wurde.
Im Grunde genommen hat sich nichts wesentlich verändert, außer den personellen Unterschieden. Denn der Sound ist so, wie er einst war: vollmundiger Pop-Rock mit unendlichen Harmonien und prägnantem Einsatz der Gitarre. So muss ich bereits während des ersten Songs feststellen, dass hochwertig auf internationalem Niveau musiziert wird. Hier stimmt einfach alles: die Melodien, der Gesang, das Gitarrensolo, der elegante Rhythmus mit einem sanften Groove. Da schwebt zum Beispiel Toto durch den Raum. Ein starker Einstieg!
Ferner gibt es Balladen zu hören, ganz behutsam und einfach schön ist "Silvia". Ja, Cussick macht seine Sache als Leadsänger wirklich sehr gut. Mit sehr viel Gefühl formiert er den Text und agiert dabei sehr flexibel und mit kraftvoll emotionalem Ausdruck. Wenn dann der Backgroundchor mit voller Wucht einsetzt, dann befinden wir uns mittendrin im typisch amerikanischen MOR-/AOR-Bereich. Und da kann es dann für einige Hörer/innen schon bedenklich werden - bedenklich hinsichtlich der Glätte, dieser Art von Perfektion vergleichbarer amerikanischer Produktionen. Nun denn, mir gefällt es, meine Anmerkung möge jede/r für sich zum Anlass nehmen, sich dieser Musik zu- oder von ihr abzuwenden.
Doch auch rockig geht es zu, schon gleich bei "Die Just A Little" faucht die Gitarre dann ein wenig mehr inmitten des harmonischen Meeres und auch das Schlagzeug agiert etwas kraftvoller und energischer. Nun zu "Nightbirds", irgendwie hört sich die eingemischte Stimme von James Hopkins-Harrison ungewöhnlich an. So erscheint sie mir unklar, nicht so wie früher aus seinen guten Tagen, auch ist die Einbindung in den aktuellen Sound für mich nicht stimmig. Einerseits sicher eine nette Geste, aber andererseits stört mich dieser Song im Gesamtausdruck. Da bekommt man schon leicht den Blues, der dann auch sogleich bei "Ted Nugent And The Gunner's Blues" mit leichtem Shuffle Einzug hält. "Nineteen Sixties Man" ist ein wenig der 'Rocker' der Platte, allerdings mit einem Touch von Motown-Sound versehen. Er fällt sicher etwas aus dem Rahmen und ist nicht einer meiner Lieblingstitel.
Insgesamt ist Lake eine gute Platte gelungen, mit Musik, die engagiert klingt und zum Bad im Meer von Harmonie einlädt, mit gelegentlichen Ecken und Kanten, die die wohlschmeckende Suppe dann noch etwas scharf würzen, zum Beispiel auf dem Titelsong, mit dem uns die Band verabschiedet.
Line-up:
Ian Cussick (lead vocals, backing vocals)
Alex Conti (guitars and backing vocals)
Jens Skwirblies (keyboards)
Mickie Stickdorn (drums)
Holger Trull (bass)
Jim Hopkins-Harrison (vocal track - #5)
Eddie Filipp (percussion, drums - #3,4,8,9)
Tracklist
01:Passionate Eyes [Conti/Randolf] (4:16)
02:Silvia [Skwirblies/Cussick] (5:48)
03:Die Just A Little [Mendonca/Mendonca] (3:18)
04:Stone Crazy [Skwirblies/Cussick] (4:02)
05:Nightbirds [Becker/Altenbroxter] (4:18)
06:Ted Nugent And The Gunner's Blues [Conti/Randolf] (5:01)
07:Gin And Tonic [Menconca/Mendonca] (4:16)
08:Nineteen Sixties Man [Conti/Cussick] (3:54)
09:Freewheeling [Conti/Randolf] (4:39)
10:Wings Of Freedom [Conti/Cussick] (5:05)
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