Lana Lane / Lady Macbeth
lady macbeth
Drei Gitarristen, zwei Basser, dazu einen Trommler, Sängerin, Choristin und ein Tastenmann. Nein, diesmal geht es nicht um das typische Line Up eines x-beliebigen Südstaaten-Rock Ensembles, sondern um Shakespeare. Diese Aufgebot hat Lana Lane bemüht, um ihre Interpretation von "Macbeth" als "heavy symphonic rock concept album" in die Rechner zu bombasten. Wie alle Superdetectives der Welt wohl schnell aus dem Albumtitel "Lady Macbeth" erschließen, wird die Geschichte aus weiblicher Perspektive erzählt. Und das ziemlich glaubhaft.
Das Mosaik der Musik hat in der Tat verschiedene Facetten. Es gibt Heavy Rock, höre "Keeper Of The Flame". Natürlich auch in symphonischem Gewand, teste "Someone to Believe". Mit "Our Time Now" passt sogar so etwas wie eine "Wetten, dass..." kompatible Nummer ins Konzept. Lana Lane setzt all das ein, was das Genre "Heavy Symphonic Rock" so spannend macht: Dramatik in den Kompositionen, Abwechslung in den Arrangements, eine überzeugende Gesangsleistung und Oberklasse Instrumentalisten. Allerdings verhaspelt sie sich auch schon mal. Der Refrain vom ansonsten ordentlich rockenden Opener "The Dream That Never Ends" ist fast schon zu banal. Aber das ist nur ein kleiner Schönheitsfehler.
Natürlich muss bei einer CD mit diesem Anspruch auch der Sound stimmen. Dafür steht Lana's Kumpel Erik Norlander gerade. Er ist als Produzent und Keyboarder mit im Theater. Den Producerjob erledigt er gut, seine Performance als Meister der schwarz-weißen Tasten ist jedoch noch besser, wenn man das überhaupt miteinander vergleichen kann. Erik sorgt mit seinen Soundkreationen für die Stimmung in den Songs, für die Atmosphäre in den Harmonien. Alle Liebhaber der Hüllkurven, der Dreieck-, Sägezahn-, Rechteck- und Rauschen-Wellenformen sollten eigentlich ihre helle Freude beim Genuss dieser Scheibe entwickeln. Erik Norlander zieht wohl so einige Register von dem, was euch ans Herz gewachsen ist. Besonders erwähnenswert ist das Intro von "Someone To Believe". Dort agiert er mit feinen "True-Electronic"-Sounds, wie sie so gerne von den Altmeister wie Schulze, Gandalf oder Jarre eingesetzt werden.
Mit Peer Verschuren, Mark McCrite und Neil Citron sind drei fähige Gitarristen am Werk. Ihre Soli sind mal deftig, mal schnell, mal gefühlvoll, aber immer absolut passend. Besondere Aufmerksamkeit verlangen ihre Duelle mit Erik Norlander's Keyseinlagen. Aufhorchen lässt auch das in mehrere Parts unterteilte Gitarrensolo bei "Shine On Golden Sun". Die Schlussattacke erinnert doch glatt an das Gitarrenspiel von Leslie West, insbesondere zu seinen "Alligator"-Zeiten.
Lana selbst präsentiert sich in gewohnt guter Form. Singen kann die Dame. Kreischen braucht sie natürlich nicht, denn ihr Volumen ist groß genug um auch gewaltige Passagen ohne Schwierigkeiten rüber zu bringen. Ob sie tatsächlich die "Symphonic Metal Queen" ist, wie schon mal gerne behauptet, wird wohl offen bleiben. Aber in der ersten Liga dieser Musikart singt sie locker mit. Und das bereits seit 10 Jahren.
Unterstützung erfährt sie übrigens durch die Harmony Vocals von Kelly Keeling.
Als Fazit bleibt festzuhalten:
"Lady Macbeth" ist ein feines Album geworden. Es kann als musikalische Erfahrung genutzt werden. Manche werden es ggf. als Referenzalbum einpacken, wenn sie losziehen, um sich die nächste Hifi-Anlage zu kaufen. Ein paar Jungs und Mädels dort draußen werden damit kontern, wenn Kollegen und Nachbarn mit Nightwish als ultimative Neuentdeckung auftrumpfen wollen.
Wie auch immer: Gebt Lana Lane ruhig mal eine Chance. Sie hat sie sich wohlverdient.
Eine symphonic, rockic, bombastic, queenic "Seven" auf der Wahnwirtz Skala ist gerechtfertigt.


Spielzeit: 54:16, Medium: CD, Frontier Records, 2005
1:The Dream That Never Ends 2:Someone To Believe 3:Our Time Now 4:Summon The Devil 5:No Tomorrow 6:Shine On Golden Sun 7:The Vision 8:Keeper Of The Flame 9:We Had The World 10:Dunsinane Walls
Olli Wahn Wirtz, 22.04.2005