Larkin Poe / Spring, An EP
Spring, An EP Spielzeit: 35:48
Medium: CD
Label: Edvins Records, 2010
Stil: Americana

Review vom 05.08.2010


Wolfgang Giese
Larkin Poe - eng damit zusammen hängt eine andere Formation: The Lovell Sisters. Jessica und Megan gründeten die Band im Jahre 2004, ein Jahr später stieß die damals 15-jährige Rebecca hinzu. Nachdem Jessica heiratete, kam es durch die beiden übrig Gebliebenen zur Entstehung von Larkin Poe. Die ursprüngliche Formation zog ihre musikalischen Einflüsse aus Folk, Bluegrass und Country und verarbeitete diese zu ihrem Sound. Eine ähnliche Mischung wird uns auf dieser Platte geboten.
Entgegen des Aufdrucks auf dem Cover ("An EP") weist mich die Pressemitteilung darauf hin, dass das vorliegende Album keine EP sei. Nun denn, mit gut 35 Minuten kann man das so stehen lassen.
"Long Hard Fall", ein Auftakt nach Maß. Mit vorwärtstreibendem Rhythmus im Country-Stil und geprägt von Dobro und Mandoline wird sogleich eine entgegenkommende Stimmung erzeugt. Als Hörer habe ich das Gefühl, mit offenen Armen empfangen zu werden. Ungewöhnlich ist für mich der Gesang, der sich nicht unbedingt dem Fluss der Melodie anschließt, sondern leicht 'ungeschmeidig' und sehr frech ausgeführt wird.
Zarter und empfindsamer ist es dann auf dem nächsten Titel, der melodisch dahinfließt und vom gestrichenen Bass unterstützt wird, hier ist es so gar kein Country-Ambiente mehr, das weist klare Züge von Americana auf. Klänge, die von einer Spieluhr stammen können, beenden den Track und machen Platz für "Burglary", ein von der Lapsteel dezent untermalter, langsam dahingroovender Song mit einem großen Schuss Melancholie und dem Gefühl von Verlorenheit. Der "Burglar" im Stück hat das Herz der Sängerin gestohlen, davon singt sie, und das mit bisweilen rotzigem Ausdruck, gut eingesetzt auch die mit Bariton-Färbung gestalteten Background Vocals.
Was gibt es sonst noch? Folk Rock mit "To Myself", nochmal ein Hauch Independent Country, das von shuffelnden Schlagzeugbesen angetriebene "Shadows Of Yourself" mit diesen unwiderstehlichen Dobro-Klängen sowie zartem und warmem Gesang - eine der Damen scheint etwas 'behutsamer' zu singen. Aber, wie ich las, soll es Rebecca sein, die beide Spielarten beherrscht!
"The Principle Of Silver Lining" schleicht vor sich hin, jeden Augenblick könnte ein grummelnderTony Joe White aus der Tiefe vorstoßen. Ein cooler Song, mit diesem lasziven Anstrich, ab und zu bricht es dann etwas heraus, wenn die 'rotzige' Schwester wieder das Zepter in die Hand nimmt. Ein bemerkenswerter Titel, den man langsam und sinnig auf sich einwirken lassen sollte. Sehr interessant und ungewöhnlich ist dieses Gitarrensolo, das der Gitarrist so ganz anders vorträgt, als man es gewohnt ist … ich glaube, das ist mein Lieblingstrack der Platte, das könnte auch Südstaatenrocker mit Hang zur Ballade beeindrucken, zumindest vom Feeling her. Manko ist bei dieser Nummer, dass sie ausgeblendet wird; gern hätte ich das noch mindestens 10 Minuten länger gehört. Doch die Atmosphäre bleibt etwas im nächsten Stück, das aber im Verlauf einen mehr positiven Ausdruck bekommt.
Insgesamt haben es die Schwestern und die übrigen Musiker geschafft, eine Platte mit außergewöhnlichem Ausdruck zu schaffen, sehr unterschiedliche Stimmungen unter ein grundsätzliches gemeinsames Dach zu bringen, und das vorwiegend sehr entspannt in angenehmer Atmosphäre. Vergleiche mit denDixie Chicks sind schon gefallen, doch während die Chicks professioneller, glatter und abgeklärter wirken, ist Larkin Poe eindeutig frischer und wirkt engagierter.
Und mit dem kommerziellen Plattenmarkt scheinen sie so gar nicht zu liebäugeln. Das macht mir die Musik sehr sympathisch und überzeugend im Vortrag.
Line-up:
Rebecca Lovell (mandolin, guitar, vocals)
Megan Lovell (dobro, lapsteel, ukulele, vocals)
Daniel Kimbro (electric bass, acoustic bass, banjo, baritone guitar, vocals)
Mike Seal (electric guitar, piano, Rhodes)
Chad Melton (drums, percussion)
Jonathan Maness (percussion, vocals)
Tracklist
01:Long Hard Fall
02:We Intertwine
03:Burglary
04:To Myself
05:Shadows Of Ourselves
06:The Principle Of Silver Lining
07:Ball And Chain
08:Nothin' But Air
09:Fairbanks, Alaska
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