Costa Rica! Oh ja, da läuft in meinen Gedanken spontan eine 'Diashow' ab, mit herrlichen Bildern von Meeren, Stränden, schönen Frauen und eisgekühlten, leckeren Drinks! Da mach ich es mir in meiner Hängematte erst mal so richtig gemütlich und schmeiß von der lateinamerikanischen Band The Last Void das Debütalbum "State Of Mind" in meinen Player. Doch Moment mal! Statt eines süßlichen Cocktails ist hier eher eine herbe 'Pilsbrause' angesagt, denn statt erwartetem Reggae nimmt mein Nervenkostüm heftigen Progressive Rock mit reichlich Metaleinschlag wahr! Progressive Rock aus Costa Rica? Klingt im ersten Moment so, als wenn Heino Metallica-Songs covern würde.
Doch die folgenden knapp fünfundfünfzig Minuten haben es in sich. Ihr herausragendes Merkmal kristallisiert sich gleich beim Opener "Pain Part 1: Frustration" heraus! Die ausdrucksstarken Stimmbänder von Adriana Munoz hauchen sehr gekonnt, kräftig und trotzdem glasklar ihre Vocals ins Mikro! Diese Qualität zieht sich vom ersten bis zum letzten Song durch. Klasse Vorstellung, Adriana! Auch die Instrumentalisten beweisen, dass auf Costa Rica Rockmusik des gehobenen Standards gespielt wird, so wie bei "Kindergarten Stuff"! OK, für den Kindergarten erscheint mir das Teil doch zu heftig, aber für eine gestandene Rockerseele kann ich den Kracher als Anspieltipp empfehlen! Folgendes "Metal Mind" bläst ebenfalls in allerbester Prog Rock-Manier aus den Boxen. Hier wird nicht mit erstklassigen Tempowechseln gegeizt, sondern experimentiert, was das Zeug hält. So vernehme ich viel Fusion, Metal, Jazz und eine gehörige Portion Rockpower! Dass sie diese auch sparsam und dennoch erfolgreich einsetzen können, demonstrieren sie bei "Icarus". Hierbei handelt es sich um eine schwungvolle Ballade, die sich ebenfalls als Hörprobe empfiehlt! Zur Halbzeit gibt's noch "M.A.F.A Interlude" auf die Lauscher, das von einem fetten Bassgezupfe angeschoben wird, bevor sich die Stromklampfen in Form eines Satrianis in Szene setzen und das Stück rein instrumental endet.
Titel Nummer sechs, "Rebirth", besticht zum wiederholten Mal mit dem bezaubernden Zwerchfell von Frontfrau Adriana, fängt relativ soft an, um zum Ende fast zu explodieren, bevor sie den Zuhörer mit abrupten Rhythmuswechseln immer wieder in die Irre führt. Mit "Survive" geht's gleich extrem druckvoll weiter und es bläst nur so aus den Boxen, so dass ich für sensible Probanden eine Anschnallpflicht empfehle! Selbst wenn ich mit dem Silberling gänzlich auf die Schnauze gefallen wäre, allein die Gesangseinlagen der Frontfrau ist jede Minute des Albums wert, so bei "Illusion", das auch recht swingende Passagen aufweist! Bevor mit "Pain Part 2: Revolution" das Finale eingeläutet wird, gibt's noch "Shadow" auf's Gemüt, welches sich dem Vorherigen, im positiven Sinne, nahtlos anschließt. Zum Schluss werden noch mal alle Register an Experimentierfreudigkeit gezogen und lässt mich vermuten, dass hier noch lange nicht das letzte Wort ihrer Findungsphase gesprochen ist.
Fazit: Ich hätte nie im Leben solch beeindruckenden Progressive Rock made in Costa Rica vermutet! Mich hat der Silberling nicht nur überrascht, sondern auch überzeugt! Für ein Debütalbum haben sie eine richtige Hausnummer hinterlassen! Zwar wirkt die Platte an manchen Stellen ziemlich wirr, doch führe ich das auf die Qualität der Band zurück, die keine Tabus kennt und alle erdenklichen Musikstile in ihre Schaffensweise einfließen lässt. Warum auch nicht? Wer wagt gewinnt! Ich für meinen Teil habe The Last Void schon mal fett notiert!
Line-up:
Alberto Cartin (guitar)
Adriana Munoz (vocals)
Mauricio Madrigal (guitar)
Brian Torres (bass)
Felipe Cartin (drums)
Tracklist |
01:Pain Part 1: Frustration
02:Kindergarten Stuff
03:Metal Mind
04:Icarus
05:M.A.F.A Interlude
06:Rebirth
07:Survive
08:Illusion
09:Shadow
10:Pain Part 2: Revolution
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