Tschechien und die Slowakei verbindet bekanntermaßen eine gemeinsame Landesgrenze und die unmittelbare Nähe zur westlichen Welt. Klar, dass sich hier auch eine muntere, vielseitig orientierte Musikszene findet.
Prag ist beachtlicherweise längst fester Bestandteil der Tourpläne einschlägiger Größen des Rockbusiness geworden, woran Vaclav Havel, einst tschechischer Präsident, Musikfreund und Stones-Fan im Besonderen bestimmt seinen Anteil hat.
Die Szene im Nachbarstaat hingegen hilft sich ganz aus eigener Kraft auf die Sprünge: Zum Beispiel mit Lavagance - die stammen aus Bratislava und firmieren unter dem gern verwendeten Indie-Pop/Rock 'Label'. Hübsches Ding dieses Indie Thing. Alles was man sonst nicht hieb- und stichfest kategorisieren kann, läßt sich prima in dieses Underground-Schubfach stecken. Das muss nicht verkehrt sein.
Unsere fünf Slowaken jedenfalls sind bereits aus jenen Tiefen aufgetaucht und an die Oberfläche getreten, können diverse nationale Preise, MTV-Rotation, Mitwirkung an Soundtracks internationaler Filmproduktionen und auch einen Auftritt als Vorband der 80er Stilikonen
Duran Duran vorweisen.
"Orthodox Experience" heißt nun ihr neues Werk, das mit dem Titeltrack zu Beginn trocken, synthetisch durchrockt. Einen kompletten Stilwechsel vollführen
Lavagance dann gleich im Anschluss: "Like A Butterfly" und "Vision" kommen als trendige, tanzbare Clubsounds jedoch entsprechend einsilbig daher. Auch hier verweilt man aber nicht lange und wagt sich mit "Cruel Games" gar in
Pink Floydige Weiten und Soundcollagen vor, die dank der luftangereicherten
David Gilmour-Stimme von Leadvocalist
Marek Rakovicky in der Tat an Songs auf "The Division Bell" erinnern.
Das Prinzip des Wechsels behält man weiterhin bei, um beim fünften Track wieder im dancing fever von "I Like This Temper" zu landen, bevor "Purification" zu luftigem Mainstream und damit zum Höhepunkt des Albums ansetzt. Sauber komprimierter Synthie-Pop, gewürzt mit einem kleinen, angedeuteten Backgroundchor à la Beach Boys. Ein Titel, dem man durchaus Hitpotenzial bescheinigen kann.
Das Tempo von "Small Town Melody" wird dann endgültig runtergefahren in Richtung chill out zone. Mit drei Keyboardern an Bord erzielt man ganz hörbare psychedelische Sequenzen und effektvolle Nuancen, die auch in durchweg allen vier folgenden Stücken sachte dahingleiten.
Von beseelten lyrischen Verlockungen sieht "Orthodox Experience" leider vollständig ab.
Auf dem Sepia-Artwork des Cover-Fotos leuchtet der Schriftzug ihres Bandnamens. Lavagance sollten ihren sprichwörtlichen gleichfarbigen Faden finden. Konzeptionalität und etwas mehr Struktur beim Albumaufbau würden den ambitionierten Slowaken künftig zu höherem Wiedererkennungswert und entsprechender Nachhaltigkeit verhelfen können.