Die französische Progband Lazuli verblüffte mich bereits 2008 auf ihrer Tour als Supportact für Riverside. Ich war sogleich restlos begeistert: Ihre Bühnenshow, die exotischen Instrumente (Chapman stick, Warr guitar, Marimba, Vibraphon, Metallophon, Léode), der einzigartige Gesangsstil von Dominique Leonetti und nicht zuletzt die mit Elementen aus Chanson, Folk- und Worldmusic gewürzten Songs zogen mich sofort in den Bann und machten mich gleich zum Fan dieser Band.
Die Gruppe wurde bereits 1998 von den beiden Brüdern Claude und Dominique Leonetti im schönen Süden von Frankreich gegründet und hat leider immer noch den Status als Geheimtipp, was sich aber hoffentlich nun mit der Veröffentlichung ihrer fünften Studioscheibe "[ 4603 battements ]" gewaltig ändern wird.
2009 haben Lazuli ihre Besetzung komplett umgekrempelt, das vorliegende neue Album wurde erstmalig mit den neuen Mitgliedern aufgenommen. Leider sind mit Sylvain Bayol (Chapman stick, Warr guitar), Frédéric Juan (Marimba, Vibraphon) und Yohan Simeon (Metallophon) auch einige instrumentale Highlights gegangen. Aber mit der Léode, einem Chapman stick-ähnlichem Instrument, ist weiterhin noch genug Exotik in der progressiven Musik von Lazuli vorhanden. Die Léode wurde von Claude Leonetti selbst entwickelt, nachdem er seit einem Motorradunfall seinen linken Arm nicht mehr bewegen kann.
Und was erwartet uns nun auf dem neuen Opus? Nachdem uns mit dem achtsekündigen Intro "[" (ja, einfach Klammer auf, der letze Song "]", Klammer zu, beschließt das Album) ein mechanisches Ticken entgegen tönt, hört man sofort bei "Je Te Laisse Ce Monde", wohin die Reise geht: Es wird mehr gerockt. Sofort zaubern der für nicht-frankophile Ohren ungewöhnliche, chansoneske Gesang und die Klänge der Léode eine wohlige Gänsehaut über den Rücken. Im dritten Stück werden sogar arabische Elemente hinzugefügt, die eine orientalische Exotik versprühen. Das Highlight ist der über siebenminütige Track "Les Malveillants", in dem ein brachiales Gitarrensolo zu hören ist: Das ist fast schon als Prog Metal zu bezeichnen. Auch die eine oder andere Ballade, die durch Dominique Leonettis geisterhafte und ausdrucksstarke Vocals geadelt wird, ist auf der CD zu finden und macht das Album zu einer kurzweiligen, 48-minütigen progressiven Erlebnisfahrt.
Mein Tipp: Um die extravagante Show auch optisch in vollen Zügen zu genießen, legt euch unbedingt die 2009 erschienene DVD "6 Frenchmen In Amsterdam/Live At Paradiso" zu oder auch den 2006er Output "En Avant Doute..." (CD mit DVD) - hier gibt es auch eine kurze Abhandlung über die Léode zu bestaunen.
Im beiliegenden Booklet sind alle Songtexte in französischer Sprache abgedruckt. Schade nur dass keine Übersetzung vorliegt, denn nicht jeder Fan ist der französischen Sprache mächtig (ich gehöre leider auch dazu).
Lazuli sind zurück und haben sich gewaltig weiterentwickelt. Konnten sie bisher mit ihrer Melange aus Ethno, World-Music und französischen Chansons dem progressiven Rock tatsächlich eine neue Nuance hinzufügen, so werden diese Elemente bei "[ 4603 battements ]" etwas zurückgenommen und mit fetten Gitarren- und Léodensoli im Kontext mit melodischem Prog angereichert. Achtung: Normal ist die Musik von Lazuli allerdings für ungeübte Ohren keineswegs. Progfans allerdings, die gerne auf musikalische Entdeckungsreise gehen, kommen an dieser Band einfach nicht mehr vorbei. Es wird Zeit, dass Lazuli mit "[ 4603 battements ]" vom Geheimtipp in den Prog-Olymp aufsteigen.
Lazuli sind wie ein Lapislazuli: Geheimnisvoll, schön und wertvoll!
Line-up:
Dominique Leonetti (vocals, guitar)
Claude Leonetti (léode)
Gédéric Byar (guitar)
Vincent Barnavol (drums, percussion, marimba)
Romain Thorel (keyboards, french horn)
guests:
Elliot Leonetti (additional guitar #2)
Christine Villiard (bass #3)
Sébastien Cairoche & Eric Vergnet (handclaps #3)
Tracklist |
01:[
02:Je Te Laisse Ce Monde
03:Le Miroir Aux Alouettes
04:Dans Le Formal Au Museum
05:15H40
06:Les Malveillants
07:Quand La Bise Fut Venue
08:L'azur
09:Saleté De Nuit
10:Festin Ultime
11:]
|
|
Externe Links:
|