Leaf Hound / Live In Japan 2012
Live In Japan 2012 Spielzeit: 38:07 (CD), 68:51 (DVD)
Medium: CD/DVD
Label: Ripple Music, 2013
Stil: Psychedelic Heavy Blues

Review vom 22.01.2014


Steve Braun
Genau zwei Jahre Existenz hat es gekostet, um der britischen Hard Rock-Band Leaf Hound, zumindest in den 'inneren Zirkeln' des Genres, Legendenstatus zu verschaffen. Ganz sicher ist das unter anderem darauf zurückzuführen, dass in der Ursprungsformation die prominenten Free-Mitglieder Paul Kossoff und der 'Dear Mr. Fantasy', Simon Kirke, beteiligt waren. Das viel beachtete 1971er Album "Growers Of Mushrooms" tat ein Übriges, war aber Debüt wie 'Sargnagel' gleichermaßen. Es sollte dreiunddreißig Jahre dauern, bis Sänger Peter French eine neue Inkarnation mit drei 'frischen' Begleitern ins Rennen schicken sollte - allerdings bestenfalls von der Fachwelt und eingefleischten Fans aufmerksam betrachtet.
In der Zwischenzeit kam der Name Leaf Hound, obwohl Peter French mit Engagements bei Cactus und Atomic Rooster für einiges Aufsehen sorgte, meistens dann ins Gespräch, wenn führende 'Stoner' in Interviews die britischen Veteranen als maßgebliche Inspirationsquelle und 'musikalische Ziehväter' ins Spiel brachten. Dies brachte dem 2007er Zweitwerk "Unleashed" zusätzliches Augenmerk ein - eine Scheibe, die immerhin für eingefleischte Fans der Siebziger eine echte Offenbarung darstellen konnte. Als hätte sich die Band niemals aufgelöst oder als wäre die Zeit stehengeblieben, wilderten Peter French und seine neuen Mitstreiter tief im bluesgetränkten Hard Rock mit allgegenwärtigen Psychedelic-Bezügen. Was für die einen unverbesserlich 'verstaubt' klang, ließ die Gegenseite zu Begeisterungsstürmen ansetzen.
Seit diesen Tagen wurde es wieder etwas stiller um Leaf Hound. Klar, Peter French zählt mittlerweile auch bald siebzig Lenze und da müssen die Regenerationsphasen zwangsläufig etwas ausgedehnt werden. Aber derart frisch, wie er sich mit seiner Band 2012 in Japan präsentierte, zählt der Rock-Shouter noch keineswegs zum alten Eisen! Die Konzertreise ins 'Land der aufgehenden Sonne' wurde für eine CD/DVD-Veröffentlichung aufgezeichnet, die dieser Tage in den Handel kam.
Allerdings stellt sich hier die dringende Frage, warum man die Spielzeiten von "Live In Japan 2012" nicht auf CD wie DVD identisch gestaltet hat. So kommt es, dass das Tonformat mit nicht mal vierzig Minuten die CD bestenfalls zur Hälfte auslastet. Das Bildformat mit seinen knapp siebzig Minuten hätte problemlos ungeschnitten auf den Silberling gepasst!
Von diesem Schönheitsfehler mal abgesehen, rumpeln Leaf Hound derart bluesrockig daher, dass es eine helle Freude darstellt. Freunde von (den ganz frühen) Led Zeppelin, von Foghat oder Cream werden hier fraglos uneingeschränkt auf ihre Kosten kommen!
Mit "Barricades" und "Freelance Fiend" eröffnen je eine 'neue' und 'alte' Nummer den Songreigen. Bereits hier zeigt sich eindrucksvoll, wie konsequent die Zeit zwischen 1971 und 2004 angehalten wurde - das ist bollernder Heavy Blues Rock in Reinkultur. Mit den folgenden drei Stücken wird es allerdings etwas zugänglicher, aber es bleibt 'very old school'. Bei "With A Minute To Go" knödelt Peter French, dass es dem Jimi da oben ganz warm ums Herz geworden sein dürfte. Mit "One Hundred And Five Degrees" und der mörderisch interpretierten Chester Burnett-Nummer "Evil" knallt es dann wieder mittig zwischen die Lichter!
Aufnahme- wie Tonqualität gehen über die gesamte Länge des Tonträgers für 'Normalansprüche' absolut in Ordnung.
Die DVD zeigt, was man beim Hören der CD bereits ahnte: Das Konzert wurde in einem kleinen, brechend gefüllten japanischen Club aufgezeichnet. Intime Atmosphäre und permanente Interaktion mit den Fans sind garantiert. Die Kameraschwenks zeigen, dass mit sehr wenigen Kameras aufgezeichnet wurde. Das 'große Besteck' wäre angesichts der winzigen Bühne und des fehlenden Fotograbens auch gar nicht einsatzfähig gewesen. Genau dieses knisternde Milieu ist es, das diese Art der Musik zum 'Transport' benötigt. Alle Freunde ursprünglichen, handgemachten, 'gefühlsechten' Blues Rock werden vom DVD-Bestandteil von "Live In Japan 2012" begeistert sein. Die blutjunge Truppe - hier vor allem der erstklassige Gitarrist Luke Rayner - stellen sich als wahre Frischzellenkur für den 'alten Hasen' Peter French heraus!
Vier Songs sind hier zusätzlich vertreten - je hälftig vom 1971er- ("Growers Of Mushrooms" und "Stagnant Pool") und 2007er Album ("The Man With A Moon In Him" und "Breaktrough") entliehen. Wie schon gesagt: Bezüglich des Spirit ist der 36-jährige Zeitunterschied der Kompositionen in keiner Weise wahrnehmbar.
Die Bildqualität ist zumeist sehr gut. Wie es in kleinen Clubs so üblich ist, hält sich die Lightshow in engen Grenzen. Zumeist ist die Bühne in Blau- und Rot-Töne gehüllt, aber eingefleischte Konzertgänger in dieser Szene werden hier nichts vermissen.
Die Songs lassen sich im Menü einzeln anwählen - Bonusmaterial ist allerdings Fehlanzeige (lieber keine als langweilige oder gar schlechte 'Zugaben'!!!).
Freunde des (Heavy-/Psychedelic) Blues Rock im Allgemeinen und des gepflegten Power-Trios im Speziellen werden sich über dieses Wiedersehen und -hören mit einer fast vergessenen Rocklegende kringelig freuen. Leaf Hound überzeugen auf "Live In Japan 2012" hundertprozentig mit ihren Live-Qualitäten, auch wenn sich die Wiedersehensfreude auf Peter French beschränken muss. Feine Sache, das!!
Line-up:
Peter French (lead vocals)
Luke Rayner (guitars)
Peter Herbert (bass)
Jimmy Rowland (drums)
Tracklist
CD:
01:Barricades (5:09)
02:Freelance Fiend (5:15)
03:Work My Body (7:18)
04:Stop, Look And Listen (5:39)
05:With A Minute To Go (5:41)
06:One Hundred And Five Degrees (4:15)
07:Evil (4:46)
DVD:
01:One Hundred And Five Degrees
02:Work My Body
03:Stop, Look And Listen
04:Freelance Fiend
05:The Man With A Moon In Him
06:With A Minute To Go
07:Barricades
08:Breakthrough
09:Growers Of Mushrooms
10:Evil
11:Stagnant Pool
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