Manchmal braucht man etwas länger, um seinen Weg zu finden. Das ist überhaupt kein Problem, wenn ein derart überzeugendes Endprodukt wie das hier zu besprechende "Hard Truckin' Rock" dabei herauskommt. Das mir bis dato völlig unbekannte Warschauer Quintett Leash Eye versuchte sich zunächst, wenn man den Quellen im Internet mal vertrauen darf, im Grunge, schwenkte über zum Stoner Rock, um nun mit ihrem dritten Album »Metal and Southern Rock« zu präsentieren. Gut, beides kann man 'mit spitzen Ohren' durchaus wahrnehmen - spielbestimmend ist allerdings ultraschwerer, bluesgeschwängerter Hard Rock.
Natürlich lassen sich auf "Hard Truckin' Rock" dezente Anklänge an meinen geliebten Southern Rock finden, was in erster Linie an Sebb Pańczyks Art zu singen liegt. Er hat diese lässige Attitüde einfach perfekt verinnerlicht, hat den Johnny Van Zant ziemlich gut drauf. Auch in den Kompositionen finden sich 'Spurenelemente' meiner Lieblingsdroge, allerdings eher in der Art, wie wir es von Uncle Zykk's Pride & Glory kennen. Somit stammt der Einfluß, den der Promotext zu Leash Eye anmerkt und -kündigt, bestenfalls aus den äußeren Ringen des Planeten 'Southern Rock'.
Sehr viel häufiger findet sich dagegen Heavy Rock der Purple'schen Hausmarke, was eindeutig am heimlichen Star von Leash Eye, dem umwerfenden Orgel-Ass Voltan Sikora liegt. Was aus seiner schwindsüchtigen Hammond (B3??) herauskeucht, ist nicht mehr von dieser Welt! Sensationell, wie Voltan wirklich jedem Song seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Nun treten bei mir bekanntlich sofort Pavlov'sche Reflexe auf, wenn ich ein Hammondsolo höre, aber der Mann ist wirklich eine echte Granate! Das ist einer, auf den Gottes Hände stolz wären.
Kurz und gut: Der "Hard Rockin' Truck" entpuppt sich als ein wahrer 'Giant Flatbiller', der auch im schwersten Gelände Power und Würde gleichermaßen behält: Heavyyy RRRRock at it's best! No fillers - only killers! Obwohl knietief in den Siebzigern verwurzelt, ragen Leash Eye überaus wohltuend aus dem derzeit allgegenwärtigen Retro-Einheitsbrei heraus. Warum? Weil diese elf Songs glaubwürdig und (um ein Modewort zu verwenden) authentisch daherkommen, weil sie 'Seele' haben. Und natürlich, weil jeder einzelne der fünf Musiker ein Könner an seinem Arbeitsgerät ist!
Anspieltipps? Zuvorderst der schwerblütige "Passing Lane Blues", mit wahnwitzigen Hammondsoli garniert, und "Been Too Long", das frappierend an eine der schönsten Rocknummern 'ever' erinnert: Nothing Else Matters! Klar, dass die beiden 'Sauflieder' in diesem Reigen nicht fehlen dürfen: "S.B.F. Anthem" und "Doin' It All Wrong" (wer gibt da nur des Teufels Geiger - so richtig, d. h. analog? Das Line-up verät es nicht). Und der kraftstrotzende Uptempo-Rocker "The Drag" auch nicht... und der vollsaftige Power-Blues "On The Run" ebenfalls... und... und... und!
In der Power- und Pianoballade "Never Enough" kommt die versoffen-raue Stimme von Sebb ganz besonders gut zur Geltung. Allerdings erweisen sich hier die angegebenen zwölf Minuten als 'Mogelpackung' - nach einer minutenlangen Pause folgt ein Hidden Track. Ein Reprise des "Passing Lane Blues", eine richtig schweinegeile Version des Hammondsolos und damit um Ellen besser, als der ganze Schrott, der sich oftmals hinter einem 'Hidden Track' verbirgt.
Jetzt wollen wir mal hoffen, dass der polnische Fünfer mit seinem "Hard Rockin' Truck" endlich den passenden Highway gefunden hat. Unter der Motorhaube steckt eine gewaltige, kaum zügelbare Power. Es dürfte eine wahre Freude sein, Leash Eye mal live zu erleben. Der rote Teppich liegt zum Ausrollen bereit!!
Line-up:
Sebastian 'Sebb' Pańczyk (roars and nice singing)
Piotr 'Voltan' Sikora (dirty organ, other keys, backing vocals)
Arkadiusz 'Opath Gruszka (mighty guitars, jaw harp, backing vocals)
Marek 'Marecki' Kowalski (bass growls)
Łukasz 'Konar' Konarski (drums and barrels)
Tracklist |
01:Fight The Monster (3:37)
02:Me & Mr. Beam (3:05)
03:The Nightmare Ain't Over (5:05)
04:Passing Lane Blues (5:10)
05:S.B.F. Anthem (4:23)
06:Been Too Long (3:57)
07:The Drag (3:53)
08:On The Run (4:58)
09:Twice Betrayed (3:51)
10:The Age Ov Kosmotaur (3:43)
11:Doin' It All Wrong [The Song About Drinkin', Smokin', Rollin', Truckin'...] (2:15)
12:Never Enough (11:55)
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