Voilà, Dam'un'Herrn: RockTimes proudly presents the Buena Vodka Social Club aus Mexiko in Sibirien - die erste Langrille der 'spitzesten' Band aller Zeiten seit fünf Jahren!!
Ich kann mich noch an meine erste Live-Begegnung mit dieser durchgeknallten Anarchotruppe erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Nachdem ich mich beim Anschauen von Aki Kaurismäkis Film "Leningrad Cowboys Go America" vor Lachen bepisst hatte, besuchte ich - das muss 1993 gewesen sein - ein Konzert in Mannheim. Der Wodka floss in Strömen von der Bühne und es war definitiv kein Leitungswasser in den Flaschen, denn es gab in den ersten Reihen niemanden, der nicht 'hacke-dicht' gewesen wäre. Nach der Show traf ich im Foyer einen ehemaligen Arbeitskollegen, einen Punker und großen Pogo-Tänzer vor dem Herrn. Seine Stimmungslage war irgendwo zwischen traurig und wütend angesiedelt. Diese 'kommerzielle Scheißtruppe' hätte er zum letzten Mal gesehen, meinte er und begann mir wehmütig von früheren Underground-Shows der Leningrad Cowboys zu erzählen...
Es lag möglicherweise daran, dass ich nie ein Hardcore-Punker war und mir diese Szene immer fremd geblieben ist, aber ich konnte seine Ausführungen nur äußerst begrenzt nachvollziehen. Der Gig hatte mir einfach nur Spaß bereitet und das hat sich bis heute nicht geändert!
Ursprünglich waren die Leningrad Cowboys nichts als eine Casting-Band, die vom finnischen Starregisseur Aki Kaurismäki für den oben genannten Film zusammengestellt worden war. Die Mitglieder rekrutierten sich größtenteils aus der finnischen Punk-Band Sleepy Sleepers. Aus wessen exzentrischem Ideenpool die Markenzeichen der Leningrad Cowboys, die pfeilspitzen Haartollen und die überlangen Cowboyboots, entstanden sind, ist einerlei - sie gehören ebenso zu der Band, wie die Legende von russischen Hinterwäldlern, die es in die mexikanische 'Pampa' verschlagen hat. Und genau so hört sich die Grundströmung ihres Musikstils an: russische Polka trifft auf mexikanische Banda oder, um es genauer auf den Punkt zu bringen: Vodka meets Tequila. Nach dem Genuss einer Leningrad Cowboys-Scheibe sollte niemand mehr nüchtern sein! In dieses Gebräu wird noch jede Menge Rock'n'Roll, Psychobilly, Punk und Hardrock gemischt - fertig ist eine fröhliche, grenzdebile Reise durch alle nur denkbaren Musikstile. Kein Song gleicht dem anderen...
Gleich der 'Opener' "Machine Gun Blues" hat nichts, aber auch gar nichts, mit einem verschnarchten Zwölftakter zu tun, sondern präsentiert sich als irrwitzige Punk-Polka, immer hart am Rand der Dissonanz. Bei "All We Need Is Love" (Schade - das ist nicht eine dieser schrägen Coverversionen, für die die Finnen bekannt sind) löst sich ein Hardrock-Riff unter der Strophe in einen eingängigen, an lupenreinem Pop orientierten Refrain auf. Polka, orientalische Klänge und Metal kommen bei "Drill-A-Hole" in den Cocktail-Shaker und ergeben eine süffige Mixtur. Etwas Surf-Sound und Doo Wop würzen "Gimme Your Sushi". Noch etwas mehr Crossover gefällig? Dann lasst die CD weiter drehen!
"Rock'n'Roll Show" bedient sich frech beim Arena-Rock. Nach wie vielen Litern Tequila "I Kill The Dog!" entstanden ist, kann man bestenfalls erahnen - die 'Fahne' weht einem in Form von "La Cucaracha", Ska und Punk aus den Boxen entgegen. Was mit "Gasolina" gemeint ist, ist bereits nach den ersten Takten dieses wahnwitzigen Rus-Tex-Mex sonnenklar. Beim Titelsong lassen zunächst Atze/Detze vernehmlich grüßen, bevor der Refrain Abba-eske Züge präsentiert und im Mittelteil Jon Lords Hammond asthmatisch zu röcheln beginnen scheint. Hammer - die beste Nummer des Albums - ganz klar!!
Praktische Lebenshilfe bekommt man kostenlos, wenn "Wash Your Ass" daran erinnert, dass man weiße Shorts am besten nur mit frisch gewaschenem Popo tragen sollte. Völlig neu sind die orchestralen Töne, die der epische Longtrack "Mule", der als Pianoballade beginnt, anschlägt. Hier zeigt sich, was für eine dramatische, musikalische 'Wand' eine 13-köpfige Combo erzeugen kann.
Auch mit ihrem zehnten Studioalbum stolpern die Leningrad Cowboys nicht über ihre spitzen Cowboyboots der Größe 67 - auch (und gerade!) nicht mit zwei Promille aufwärts.
In diesem Sinne verabschiede ich mich - muss an die Tanke, mein Wodka ist alle. Laufen kann ich nicht mehr, deshalb fahre ich wohl besser mit dem Auto...
Line-up:
Ville Tuomi (lead vocals)
Sakke Järvenpää (vocals)
Varre Vartiainen (guitar, vocals)
Pauli Hauta-aho (guitar, vocals)
Timo Tolonen (bass)
Sami Järvinen (drums)
Okke Komulainen (keyboards, accordion)
Tume Uusitalo (vocals, guitar)
Pemo Ojala (trumpet, mitten, vocals)
Pope Puolitaival (saxophone, vocals)
Jay Kortehisto (trombone, vocals)
Anna Sainila (dancer, vocals)
Hanna Moisala (dancer, vocals)
Tracklist |
01:Machine Gun Blues (2:35)
02:All We Need Is Love (3:49)
03:Drill-A-Hole (4:42)
04:Gimme Your Sushi (5:27)
05:Rock'n'Roll Show (5:12)
06:I Kill The Dog! (3:49)
07:Gasolina (3:24)
08:Buena Vodka Social Club (5:25)
09:Frijoles Y Lager (1:38)
10:Wash Your Ass (4:47)
11:Mule (6:33)
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