Vielen mag der Name dieser Band möglicherweise überhaupt nichts sagen, doch wenn ich gleich die Vornamen der Brüder verrate, dann dürfte es zumindest bei einem der beiden gehörig klingeln. Denn mit Tony Levin verknüpft man den Begriff 'Chapman Stick' und locker mit unter anderem diesen Bands/Musikern: Peter Gabriel (Bass auf "Sledgehammer"), Yes, Paul Simon, King Crimson, von denen für diese Platte als einziger Fremdtitel "Matte Kudasai" (#10) gewählt wurde.
Doch der Bruder Pete ist nicht weniger bekannt, jedoch eher in Jazzkreisen, denn er war unter anderem langjähriges Mitglied der Band um Gil Evans. Und da fällt mir in diesem Zusammenhang ein, dass ich ihn mit dieser sogar einst live erleben konnte. Aber auch für John Scofield und Miles Davis war er aktiv.
Nun haben sich die Beiden zu einer Session ganz besonderer Art zusammengefunden. Das ist reiner Jazz, inspiriert durch die Musik, die die Brüder einst in den Fünfzigern hörten und lieben lernten. Allerdings scheint es mehr der seinerzeit eher gemäßigte Jazz gewesen zu sein. So gibt es hier eingängige Melodien, nicht allzu lange und ausufernde Solobeiträge und einen speziellen Groove und, neben einer gewissen Ernsthaftigkeit, auch einmal leichte, humorvoll ausgerichtete Musik. Mitunter erinnert diese an einige Titel des Musikers und Komponisten Vince Guaraldi ( Charlie Brown).
Offensichtlich haben die Levin Brothers bei den Aufnahmen viel Spaß gehabt. Allein schon das Foto auf der CD-Innenhülle verrät es, und wie die zwei mit ihren Hüten und großen Augen in die Kamera blicken, wirken sie fast wie eine Parodie auf Laurel & Hardy. Auffällig ist, dass Tony oft das Cello benutzt, häufig auch für seine solistischen Kurzausflüge. So kenne ich es auch von den Kollegen Ron Carter und Percy Heath. Neben dem üblichen Kontrabass gibt dies noch eine ganz spezielle Note und Abwechslung im ansonsten gefälligen Ambiente, denn dieses Album ist eher 'old school' als Innovation und Entwicklung, gepflegt und recht unterhaltend. Mehr auf Melodie denn auf Improvisation ist offensichtlich Wert gelegt worden, und selbst das Orgelspiel ist mehr im Umfeld von 'Tanztee' als 'rauchiger Jazzclub' einzuordnen. Das volle Spektrum der Hammond wird nicht unbedingt ausgeschöpft.
"Havana", im Thema von Orgel und Cello geführt, bringt spanisch-kubanisches Flair von laszivem Ausmaß und leichten Scat-Ansätzen, und auf "Gimme Some Scratch" darf sich Eric Lawrence auf cool swingendem Fundament auch einmal ein wenig auslassen und sorgt für einen der wenigen etwas längeren Improvisationsmomente.
"I Got Your Bach" wirft einen Blick auf die "Cellosuite Nr. 1" des Komponisten Johann Sebastian Bach und eine außergewöhnliche Entdeckung konnte ich gleich beim Studium der Titel der Platte machen, ich meine "Matte Kudasai". Genau, den Song von King Crimson! Ich denke, diese Version ist der 'Exot' auf dieser CD, weil hier ein im Original 'Nicht-Jazz-Titel' eine Bearbeitung erfuhr, die sich einerseits nahtlos in das Konzept einfügt, aber der das leicht Besondere anhaftet.
Entstanden ist zeitloser Jazz, der zu unterhalten weiß, von Könnern 'locker aus der Hüfte' mit Freude eingespielt, nicht mehr und nicht weniger.
Line-up:
Pete Levin (piano, organ)
Tony Levin (cello, bass)
Eric Lawrence (tenor saxophone)
David Spinozza (guitar)
Jeff 'Siege' Siegel (drums)
Steve Gadd (drums - #1,16)
Tracklist |
01:Bassics
02:Brothers
03:Mysterioso
04:Not So Square Dance
05:Jumpin Jammies
06:Cello In The Night
07:Havana
08:Special Delivery
09:I Got Your Bach
10:Matte Kudasai
11:Ostropolya
12:Gimme Some Scratch
13:I Remember
14:When Sasha Gets The Blues
Exclusive Bonus Tracks for CD:
15: Brookline Boyz
16:Fishy Takes A Walk
(all songs written by Pete & Tony Levin,
except #10 by Adrian Belew, Bill Bruford, Robert Fripp & Tony Levin)
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