
Derzeit absolvieren vier Musikantinnen ein umfangreiches Tourprogramm im alten Europa, mit einem Überschwang der Kritiker im Rücken.
Am Samstag war dieses Quartett, welches sich vollmundig Lez Zeppelin auf ihre Fahnen schreibt, im Erfurter HsD zu Gast. Gitarristin Steph Payne, Ehefrau und Mutter zweier Kinder, hatte vor gut drei Jahren die Idee, diese Band unter dem Motto 'All Girls. All Zeppelin.' ins Leben zu rufen.
Die passionierte Rockjournalistin und Saitenvirtuosin fasste eben diesen abstrusen Gedanken beim Lauschen einer damals gerade erschienenen Led Zeppelin-Box.

Wie die Bassistin Lisa Brigantino, stammt sie aus New Jersey und hat in den wilden Achtzigern in diversen Punk-und Rockformationen gespielt, bevor diese, wie schon angemerkt, auf die so genannte andere Seite des Geschäfts, sprich zum freien Musikjournalismus wechselte.
Die Licks und Riffs eines Jimmy Page sind ihr seit frühester Kindheit vertraut, was man ihr auf der Bühne vollends abnimmt.

Mittlerweile haben sich die vier Damen einen nicht zu unterschätzenden Live-Status erarbeitet. Dass sie dabei auch von der schwulen bzw. lesbischen Gemeinde New Yorks verehrt werden, stört sie überhaupt nicht.
»Zeppelin ist sexuelle Musik. Ich glaube, ein Teil ihres Erfolges in den Siebzigern ging darauf zurück, dass die heterosexuellen Männer unter den Fans ihre unterschwelligen homosexuellen Fantasien projizieren und ausleben konnten. Robert Plant und Jimmy Page waren sehr feminin in ihrer Art.« (Die Zeit)

Was Lez Zeppelin von anderen Frauenbands unterscheidet ist die Fähigkeit, dem ikonisierten Material der Rockdinosaurier eine eigene Note zu verleihen, ohne von der Grundstruktur abzuschweifen. Dabei inszenieren sie keinen Karaoke-Rock, der nur von Titten und Ärschen aufrechterhalten wird, nein, diese vier Ladys zelebrieren einen selbstbewussten Hardrock, der selbst den kritischsten Zeppelin-Altfan zu bekehren vermag.
Das renommierte Spin Magazin erklärte Sie grosspurig zur wahrscheinlich »stärksten Frauenband in der Rockgeschichte«.

Momentan bereiten Sie ihren ersten Silberling vor, welcher vom legendären Led Zeppelin-Toningenieur Eddie Kramer produziert wird, und der sich auf ihrer derzeitigen konzertanten Europareise hörtechnisch im Gepäck befindet. So durfte das New Yorker Frauen-Quartett vor fast ausverkauftem Haus das Erbe von Jimmy Page & Co. musikalisch offenbaren.
Ihr Auftritt hatte weltstädtisches Format und es ist imposant anzusehen, mit welcher leichtfüßig spielerischen Art ihre Geschlechterrolle in das Original einfließt. So feiern die Rockladys einen fast zwei Stunden anhaltenden geschlechterverkehrten Rücksturz in das prägende Kapitel Rockgeschichte.

Mit atemberaubender Authentizität im Arrangement sowie einer Aura und dem dazu gehörigen Sexappeal, wie er nur von Frauen erzeugt werden kann, zogen Sie das anwesende Publikum in ihren Bann, wobei alle vier Akteurinnen in ihrer Rolle eine gute Figur abgaben.
Annerkennende Beifallsbekundungen, selbst vom emanzipiertesten männlichen Rocker,
für ihre laszive Rock'n'Roll Show sind eindeutige Signale für den Siegeszug von Sarah McLellan, Steph Payne, Lisa Brigantino und Helen Destroy durch die europäischen Konzerthallen.
Mit ihren fesselnden Interpretationen von Zeppelins-Rockepen "Dazed And Confused" und "Kashmir" dürfte es den vier rockenden Damen nicht allzuschwer fallen, den Olymp der so genannten Tribute-Bands zu erklimmen.
Bilder vom Konzert
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