Aus Donaueschingen bringen uns Liebe, Tod + Teufel neue "Hoffnung". Der erste Longplayer der beiden düsteren Gesellen Marqui und Dirk van Dark kommt in edler Aufmachung daher.
Nach eigenen Angaben bezogen sie »die Inspiration für ihre eigene Musik aus den Clubs der Dark-Wave- und Gothicszene« und verfassten ihre Texte in deutscher Sprache, um »ihre Gedanken bestmöglich und eingängig in das dafür erschaffene musikalische Grundgerüst zu integrieren«.
Unterstützung holten sie sich bei befreundeten Gastmusikern.
Beim ersten Durchhören - bei ziemlich miesem Wetter auf der Autobahn - wurde ich gleich eiskalt vom "Weißen Neger Wumbaba" erwischt (wer den noch nicht kennt - "Der weiße Neger Wumbaba" von Axel Hacke und Michael Sowa ist ein ganz drolliges Büchlein über Verhörer).
Mitten im dramatischsten Teil des Albums wunderte ich mich doch sehr, was es denn mit »die letzte Fab- die letzte Faaaabriihiik« auf sich hat. Ein Blick in das Booklet brachte mir zu Hause dann den Aha-Effekt, lauten die Originaltextzeilen doch:
»Denn die letzte Fahrt
die letzte Fahrt beginnt…«
Und zu Hause in Ruhe sollte man dieses Album auch genießen, hat es doch so einiges zu bieten. Ein düsterer Clubsound, der streckenweise ein wenig die Stimmung der alten Depeche Mode transportiert und dennoch ganz eigenständig daherkommt.
Es herrscht eine durchgehend dunkle Stimmung, darüber liegen durchaus schwungvolle Parts mit einem schönen und abwechslungsreichen Groove. Geradezu verspielt werden elektronische Effekte eingesetzt, ohne jedoch die Grundlinie zu stören oder deplaziert zu wirken. Dabei ergänzen sich Melodie und Text vortrefflich und ergeben ein stimmiges Ganzes.
Nur als ein Beispiel möchte ich den Song "Kleines Zeichen" anführen. Hier wird über den dumpfen Grundrhythmus mit sägenden Synthie-Akzenten der Text »Gib mir den Stich...« geradezu lautmalerisch unterstützt. Die Musik lebt ganz besonders von den markanten Gesangsstimmen, die auch gern im Duett oder als Chorgesang eingesetzt werden, häufig mit viel Hall aufgepeppt.
Die Texte befassen sich mit der ganzen Bandbreite, die schon der Bandname Liebe, Tod + Teufel ankündigt, viel Liebe, viel Leid, Einsamkeit und Abgründe der menschlichen Seele. Stellenweise tritt auch eine kraftvolle Dramatik auf den Plan, musikalisch dann von hardrockig-metallischen Elementen wie beispielsweise in "Ich flüchte" untermalt. Oder aber ganz ferne Klänge der Einsamkeit, die in "Mary Jane" Erinnerungen an einen einsamen Westernhelden aufkommen lassen.
Marqui und Dirk van Dark stellen ihre eigenen Fragen darüber, was den "Mensch" ausmacht und hinterfragen dabei auch die teuflischen Seiten:
»Bin ich ein Mensch - Wenn ich mein eigenes Kind entehre
Bin ich ein Mensch - Wenn ich mein Fleisch und Blut begehre
Bin ich ein Mensch - Wenn ich für Geld ein Leben töte
Bin ich ein Mensch - Wenn ich die ganze Welt zerstöre.«
Fast schon versöhnlich klingt das Album mit "Schaurig schön" aus, eine relativ sparsame und doch ausdruckstarke Ballade.
Es bleibt die Hoffnung, dass "Hoffnung" die verdiente Anerkennung erhalten wird und wir noch mehr von Liebe, Tod + Teufel hören werden.
Line-up:
Marqui (Gesang, Sampler, Bass)
Dirk van Dark (Gitarren, Sampler)
Gastmusiker:
Sebastian Schnitzer (Keyboard, Piano)
Felix Tautorius (Bass)
Andreas Preißler (Schlagzeug)
Jan Amort (Keyboard, Piano)
Dirk Kurth (Bass)
Tracklist |
01:Warte
02:Hoffnung
03:Kleines Zeichen
04:Lass mich gehen
05:Mary Jane
06:Schneller als der Tod
07:Ich flüchte
08:Das Blut
09:Mensch
10:Schaurig schön
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