Lillian Axe / Waters Rising
Waters Rising Spielzeit: 66:51
Medium: CD
Label: Locomotive Records, 2007
Stil: Hard Rock

Review vom 11.07.2007


Jürgen B. Volkmar
Bei Reunions ist normalerweise Vorsicht geboten, einige sind kaum das Material wert, auf dem sie produziert werden. Denn leicht kommt der Verdacht auf, dass nur wegen der Kohle ein obskures Line-up zusammengestellt wurde, welches nicht einmal den Minimalansprüchen an Originaltreue gerecht wird. Skepsis war daher angebracht, als 14 Jahre nach dem letzten Studioalbum mit "Waters Rising", ein erstes Lebenszeichen, der einstmals sehr erfolgreichen Hard Rocker Lillian Axe, zu hören ist.
Beim Studium der aktuellen Besetzung fällt auf, dass nur noch Gitarrist und Mastermind Steve Blaze von der alten Mannschaft dabei ist. Aber bereits nach den ersten Klängen von "Waters Rising" werden alle Befürchtungen weggeblasen. Eine Hookline, die sofort in die Blutbahn springt, sowie markantes Riffing lassen das Herz jedes Hard Rockers vor Freude Loopings drehen.
Ein Einstand nach Maß. Mit dieser Eröffnungsnummer haben die Fünf aus New Orleans, die Anwartschaft auf den Ohrenstampfer des Jahres fast gewonnen. Mit elementarer Urgewalt, rammt sich dieser Song in die Gehirnwindungen und hinterlässt Spuren emotionaler Aufwühlung. Das Quintett mit Sänger Derrick LeFevre lässt sogar Vorgänger Ron Taylor schlicht vergessen, obwohl dieser einer der Gralshüter in Sachen Sangesqualitäten war. Unfassbar, aber gerade diese Stimme sorgt dafür, dass der Wiedererkennungswert und die Identität gewahrt bleiben.
Auch die Folgenummern "Antarctica" und "Become A Monster" gehen infolge ihrer Eingängigkeit und Intensität sofort ins Ohr. Beinahe träge und einsilbig folgen die Riffs klassischen Heavy-Strukturen. Bei den Textpassagen fällt auf, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, mit dem zentralen Thema: Das Leben als stürmischer Ritt am Rande der Explosion. Selbstfindung ist also angesagt und in dieser Form mehr als willkommen. Metallastig und teils düster brettern die Riffs und beeindrucken mit packendem modernen Gitarrensound.
Harte Klänge und fette Basslinien dominieren auch bei "Quarantine" und "I Have To Die, Goodbye",.das letztere als Halbballade angelegt und durchdrungen von eingängigen Hooklines. "Fear Of Time" dagegen erblüht mit reinrassigen Rockparts und bringt auch im hohen Frequenzbereich die notwendige Dynamik.
Ganz anders dagegen "Until The End Of The World" mit folkartigem Anfang und partytauglichen Übergängen in das Animationsprogramm für Hymnenabhängige. "Fields Of Yesterday" folgt diesen Spuren im Balladentakt. Mit sanften Keyboardeinlagen entstehen magische Momente melodischer Schönheit, die dann im E-Gitarrenlook sanft ausschwingen. "Thirst" ist leicht sperrig, aber kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Das übermächtige "Deep In The Black" beginnt experimentell und fädelt sich dann sofort wieder in die Spurrille zum Themenabend orientalisch beeinflusster Gitarrenklänge ein. Dramaturgisch perfekt wird hier ein Szenario für die Gitarrenkünste des Impressarios aufgebaut, der aus seinem Holz düstere, gewaltige Passagen schnitzt.
Summa summarum ist zu sagen, dass Lillian Axe voll im Trend der Zeit liegen. Bei jedem Anhören wird einem die Vielfältigkeit dieses Albums von neuem bewusst. Ein mehr als würdiger Nachfolger in der Bandhistorie, der mit packendem Sound und fesselnden Arrangements überzeugt.
Zeitloses Heavy-Entertainment mit Ideen, die weder altbacken, noch angestaubt wirken.
Tracklist
01:Waters Rising
02:Antarctica
03:Become A Monster
04:Quarantine
05:I Have To Die, Goodbye
06:Fear Of Time
07:Until The End Of The World
08:Fields Of Yesterday
09:Thirst
10:The 2nd Of May
11:Deep In The Black
12:5
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