Soll ich sie noch als Geheimtipp bezeichnen oder ist ihr Bekanntheitsgrad nach fünfzehn Jahren Bandgeschichte in Deutschland bereits so groß, dass man schon - über ihr Heimatbundesland Thüringen - hinaus von dieser grandiosen Truppe gehört hat? Die Limited Booze Boys aus Stadtroda rocken gefühlt bereits ewig die Bühnen der Republik und haben sich dabei sehr oft auf allen möglichen Biker-Treffen einen Namen gemacht. Mit meinem Kollegen Mike habe ich das Quintett schon zweimal beim Motorcycle Jamboree in Jüterbog gesehen und war jedesmal begeistert, was das Gesamtpaket angeht.
Nicht nur optisch ungewöhnlich - und somit ein Leckerbissen - haben sie auch musikalisch ordentlich was auf dem Kasten und liefern zudem noch eine Wahnsinns-Show ab. Sie sind ein absoluter Live-Kracher und ich kann nur jedem empfehlen, ihre Konzerte zu besuchen.
Ihre neue CD "Death Or Glory" ist soeben erschienen und das pressfrische Exemplar ist mir auf den Tisch geflattert. Meine Erwartungshaltung ist weit nach oben geschraubt und ich kann schon vorwegnehmen, dass ich über das Ergebnis mehr als zufrieden bin. In ihren vierzehn Songs spielen sich die Boys durch viele Genres rockender Stimmungsmusik und steigern sich dabei in einen wahren Rausch hinein. Es gibt auf der gesamten CD nicht einen einzigen Song, der einem nicht zum Rocken animiert, wenn mal von der Ausnahme "Old Clan" absieht, zu dem ich aber im weiteren Verlauf noch komme.
Ihr Motto, die 'bunte Haut im Schottenrock' zu Markte zu tragen, spiegelt sich auch in der Mehrzahl der Songs wieder. Schottischer Folk Rock ist das Thema, wobei das auf "Death Or Glory" nur der Grundgedanke ist. Von Folk zu Shanty und von Rock'n'Roll über Punk zum Hard Rock ist alles dabei, was das Herz des Musikliebhabers höherschlagen lässt. So viel Abwechslung hatte ich schon lange nicht mehr beim Hören einer CD.
Mit einem gewaltigen Dudelsack-Intro beginnt die musikalische Reise, um dann umgehend in einem kräftigen "Bang Bang" abzugehen. Eine schöne fette Rocknummer, die sofort zeigt, was in den Booze Boys steckt. Natürlich sollte ein ordentlicher Gassenhauer auf keiner CD fehlen und was eignet sich dazu besser, als Irish oder meinetwegen auch schottischer Folkrock. "Brotherhood Of Steel" ist deshalb auch gleich zweimal auf "Death Or Glory" vertreten. Zuerst als radiotaugliche Gelddruckmaschine und zu guter Letzt in einer Extended Version, die im Mittelteil mit einem langen Drum-Solo versehen ist. Für die Schlagzeugfraktion ein Filetstück. Ebenso wie ein Gassenhauer kommt auch ein Klassiker zum Zuge. "Yankee Doodle" in einer schunkel Pub-Rock Variante zum Einstimmen auf das allabendliche Kampftrinken. Sehr stimmungsgeladen und voller Power, ebenso wie der folgende Titel "Get Down", der im Folk Rock-Modus echt gut abgeht.
Puren Rock'n'Roll liefert die Band mit "Dr. Sex" ab. Viel Power und satte Gitarren bestimmen den Song, mit dem der Weg zum Kreuzzug "Crusade" geebnet wird, einem alten Shanty, der einen gedanklich in eine ranzige Seemannsspelunke versetzt. Kraftvoll und schnell geht es darin her. Na, dann hoch die Tassen und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Wie bereits angekündigt, geben sich die Genres die Klinke in die Hand. Der Titelsong "Death Or Glory" ist angesagt und könnte aus einem knallharten Western entsprungen sein. Country Rock vom Feinsten - im ersten Moment etwas ungewöhnlich für diese Band, aber extrem gut gespielt.
Nachdem die Hälfte der Laufzeit verstrichen ist, braucht nicht nur die Band eine kleine Auszeit. Immerhin ging es bisher ziemlich heftig zur Sache. Nun wird es romantisch und melancholisch. Fast mystisch still, mit viel Herzschmerz, wird "Old Clan" hauptsächlich akustisch performt. Aber was wäre ein Song der Boys, wenn es nicht gegen Ende doch noch in die Vollen gehen würde. Somit wird dieses Werk mit einem herausragenden Gitarrensolo abgeschlossen. Wieder auf Geschwindigkeit getrimmt, geht jetzt im wahrsten Sinne des Wortes der Punk ab. "Suicide" rockt vom Feinsten und in einem Tempo, dass Drummer Wanze mit Sicherheit drei Kreuze macht, wenn er das Ende ohne Infarkt überstanden hat. Dafür wird als Nächstes wieder geschunkelt. Shantychöre begleiten "Come Along" auf dem Weg in das kommende Abenteuer, das sich "Booze Boys Rock 'n' Roll" nennt. Diesen, wie auch den nächsten und bereits den vorletzten Song, könnte man getrost Lemmy Kilmister von Motörhead in den Mund legen. Ebenso brutal kommen beide rüber und die Stimme klingt verdammt ähnlich.
Abschließend gibt es noch die zweite Version des bereits erwähnten "Brotherhood Of Steel". Ob zwingend notwendig, oder ob dieser vielleicht besser auf einer Live-CD platziert worden wäre, sei dahingestellt. Ich persönlich finde, dass ein weiterer neuer Song diesen Platz besser eingenommen hätte. Aber trotz dieses kleinen Mankos ist die Scheibe "Death Or Glory" der Limited Booze Boys ein komplett gelungenes Werk und für mich deren bisher beste CD. Da freut man sich doch gleich wieder darauf, die Truppe aus dem Bratwurst-Bundesland demnächst mit den neuen Songs auf deutschen Bühnen zu erleben. Und da ist dann nicht nur die Musik heiß.
Line-up:
Tom (vocals, keyboards, harp)
Koppi (guitar)
Henning (guitar)
Harti (bass)
Wanze(drums)
Tracklist |
01:Intro
02:Bang Bang
03:Brotherhood Of Steel
04:Yankee Doodle
05:Get Down
06:Dr. Sex
07:Crusade
08:Death Or Glory
09:Old Clan
10:Suicide
11:Come Along
12:Booze Boys Rock'n'Roll
13:Roadbreaker
14:Brotherhood Of Steel (special drum version)
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