Ein Ausspruch eines gewissen Robert Fritz scheint das Leitmotiv dieser Platte darzustellen: »If you limit your choices only to what seems possible or reasonable, you disconnect yourself from what you truly want, and all that is left is compromise.« Also - keine Kompromisse auf diesem sechsten Album der Singer/Songwriterin und früher praktizierenden Apothekerin Linq. Erst im Alter von fünfundfünfzig Jahren wurde sie musikalisch aktiv. 2003 erschien eine erste Single und im folgenden Jahr der erste Longplayer. Linq oder mit vollem Namen Diane 'Linq' Lincoln hat diese Songs im Zeitraum zwischen 2010 und 2013 geschrieben. Dazu kommt ein Coversong von Tom Petty ("Two Gunslingers").
Vielleicht klingelt es bei einigen angesichts der Namen der Schwestern Millington? Genau, da gab es in den Siebzigern eine Band, die nur aus Frauen bestand, Fanny, und die beiden waren Mitglieder. 1970 erschien deren erstes Album und auch hier sind sie dabei. Angesichts dessen hatte ich eine bestimmte, professionell ausgerichtete Ausgestaltung der Musik dieser Platte erwartet. Doch klingen viele Titel, sowohl vom Arrangement als auch der Ausführung her, mitunter recht amateurhaft und schlicht. Das jedoch passt wieder dahingehend zur gesamten Ausgestaltung, dass eine Atmosphäre herrscht, die manchmal an die 'guten alten Protestsongs' der Sechziger erinnert - das heißt, vorwiegend akustisch mit dem Hauptaugenmerk auf den Texten. Diese handeln unter anderem von einem elfjährigen Jungen, der nicht mehr leben will ("Oh Bully"), von historischen Fakten über Zivilrechte ("Seneca Falls To Selma") oder eine Prostituierte, die auf eine bessere Zukunft hofft ("Lady Of The Night"). Lieder aus dem Alltag, über Dinge, die uns alle bewegen, Beziehungskrisen und so weiter.
Nicht sehr überzeugen kann mich der Gesang, der ansatzweise Richtungen aufzeigt, die grundsätzlich interessant, aber letztlich in der Ausführung nicht immer sicher sind. So wirkt die Stimme bei den etwas schnelleren Stücken ein wenig wankend, wenig melodiös und nicht sehr harmonisch. Dabei geht es immer ein wenig in Richtung Joni Mitchell, vor allem, wenn es langsamer wird. Doch fehlt Linq das Elastische in der Stimme der Kollegin, dafür sind es aber gelegentlich die einsetzenden 'Kiekser', die recht interessant klingen. Insgesamt wirkt der Vortrag jedoch recht abgehackt und wenig fließend.
Den Abschluss des Reigens bildet ein verträumtes Instrumentalstück , leider recht kurz gehalten und somit geht eine Platte zu Ende, die einen besonderen Freundeskreis braucht, um überzeugen zu können. Im Gegensatz dazu stehen die Ambitionen und das Engagement in den Texten einerseits und die musikalische Ausführung andererseits, die vielleicht mehr Nachdruck erhalten hätte, wenn sie spartanischer gehalten worden wäre, um so ein besonderes Ambiente im Bereich des typisch folkigen Protestsongs zu schaffen - oder aber, wenn solche luftigen Arrangements wie bei "Whatever Happened" vermehrt Einzug gehalten hätten.
Aber eines hat die Künstlerin sicher durchgesetzt: keine Kompromisse einzugehen, ganz im Sinne von Robert Fritz.
Line-up:
Linq (guitar, vocals, keyboards - #9, 10)
June Millington (guitar - #1,2,4,6, harmonies - #1,2,6,10, shaker - #2,3,6, additional effects - #2, electric guitar - #5,7-9, 11, percussion - #10, bell - #11)
Lee Madeloni (drums, bass -#1-3,5,7-9,11, piano - #1, additional harmonies - #1, tambourine - #2, percussion - #8, keyboards - #8)
Jean Millington (bass - #4,6,10, harmonies - #6,10)
Janelle Burdell (shaker - #4, cymbal - #4, snare - #4, udu - #4, triangle - #4)
Tracklist |
01:Seneca Falls To Selma (4:07)
02:Disconnect (3:13)
03:Patriarch (Apron Strings) (2:30)
04:Pillow (3:24)
05:Two Gunslingers (2:57)
06:Oh Bully (3:30)
07:Living On The Edge Of Disaster (2:24)
08:Whatever Happened (3:38)
09:Lady Of The Night (3:21)
10:Multicolored Bird (4:17)
11:Dusky Mellow (instrumental) (1:25)
(all songs written by Diane 'Linq' Lincoln,
except #5 by Tom Petty)
|
|
Externe Links:
|