Lion Twin / Nashville
Nashville Spielzeit: 58:06
Medium: CD
Label: Sonic Revolution, 2013
Stil: Metal

Review vom 04.11.2013


Jürgen B. Volkmar
Der Albumtitel kann für den unbedarften Konsumenten leicht irreführend wirken und sich daher negativ auf die angepeilten Verkaufszahlen auswirken. Warum? "Nashville" als Albumtitel zu zitieren, führt zwangsläufig zu Überlegungen, die in Richtung Country gehen, auch wenn die Stadt Nashville/Tennessee, für die Rock-, Pop- und Folkmusik nicht ohne Nachwirkung war. Ob sich daher die Namensgebung für ein unbekanntes Metal-Pop-Duo als richtig erweisen wird, darf an dieser Stelle angezweifelt werden.
Lion Twin ist ein deutsches Metal-Pop-Duo, das 2011 von dem Gitarristen Jan und der Frontfrau Li gegründet worden ist. Der Bezug zu Nashville findet hier u. a. auch eine Erklärung in Michael Wagener, der das Debüt in seinem WireWorld Studio in Nashville gemixt und gemastert hat. Lion Twin haben es sich als Aufgabe gestellt, einfach strukturierten Metal im Stil der goldenen 80er Jahre mit rockigem Pop zu vereinigen und dabei den aktuellen Zeitgeschmack nicht zu vernachlässigen. Zur prominenten Unterstützung dieses Ziels ist auch Udo Dirkschneider im Duett mit Li angetreten, um in "Day Of Anger" gemeinsam dafür zu sorgen, dass auch eine geballte Ladung Metal im Gesamtpaket enthalten ist.
Kraftvoller Metal mit weiblicher Röhre, so könnte man in etwa das Erstlingswerk von Lion Twin beschreiben. Zwischen Rock und Metal pendelnd, eröffnet "Ready To Rock" mit viel Achtziger-Feeling das Album. Ganz im Sinne der Vergangenheit, allerdings ohne den weit verbreiteten Retro-Anstrich, werden die Gitarren passend zu den Refrains ausgepackt. Mit mehr Druck auf dem Gaspedal wird "Day Of Anger" in Szene gesetzt. Dirkschneiders Weckruf entfaltet sich durch die Mittelmäßigkeit, der in der Gangart etwas limitierten Komposition leider nicht so brachial wie zu erwarten ist. Hier wäre "Eco Warrior" wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen. Ein Track, der durch dicke Gitarren und dominante Gesangsspuren voll überzeugen kann. Die Wohlfühlfraktion wird wahrscheinlich mit "When The Lights Go On" voll bedient werden, denn diese Halbballade in bester Heart-Tradition mit abgeschliffenen Ecken und Kanten glänzt zwar mit Ohrwurmcharakter, kann aber nach mehreren Hördurchgängen auch zu deren Verstopfung führen.
Festzuhalten ist, dass die Mehrzahl der Kompositionen sich deutlich in Richtung Dauerdruck orientiert. Glücklicherweise suhlen sich Lion Twin nicht im Musikgeschmack der Vergangenheit, sondern formen auch einige neue Metal-Granaten wie "Tristan & Isolde" und "Occupy!", deren Melodien über weite Strecken hinweg einen deutlichen musikalischen Mehrwert hinterlassen. Im Gegensatz dazu entfalten Tracks wie "Far Away" und "Behold The Man" durch ihre semiballadeske Ausstrahlung, eine zusätzliche musikalische Wirkung, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit, den Qualitätsstandard dieses aus der Masse der Veröffentlichungen ragenden Albums nochmals nachhaltig anhebt. Interessanterweise sind hier die wahren Perlen im Songwriting der noch unbekannten Emporkömmlinge zu finden, die damit ihre wahre musikalische Stärke offenbaren, die eindeutig bei dieser Stilrichtung liegt.
Lion Twin geben den Freunden des Refrain-orientieren Metal neue Hoffnung auf handwerklich gekonnten und mit satten Hooklines versehenem Melodic Metal und werden somit ihrem Anspruch gekonnt gerecht. Metallisch rückwärtsorientiert und vorwärts mit der richtigen Portion harter Riffs ausgerichtet, könnten die Newcomer das selbstgesteckte Ziel erreichen. Mit einer Spielzeit von fast einer Stunde dürfte "Nashville" für den angepeilten Fankreis genau die richtige Mischung sein.
Line-up:
Liane Vollmer-Sturm (vocals)
Jan Koemmet (guitar, keyboards)
Johannes Glashagen (drums)
Armin Alic (bass)
Ralf Kappmeier (keyboards)
Udo Dirkschneider (vocals - #2)
Marcus Bielenberg, Paul Dahlmann, Holger vom Scheidt (backing vocals - #1)
Oliver Lux - (shouting and roaring - #8)
Tracklist
01:Ready To Rock
02:Day Of Anger (feat. Udo Dirkschneider)
03:When The Lights Go On
04:Tristan & Isolde
05:Eco Warrior
06:Far Away
07:Behold The Man
08:Occupy!
09:Notung
10:Wings Of Love
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