Es ist immer wieder interessant, zu sehen, was mittlerweile alles unter dem Begriff Progressive Metal läuft. Da gibt es einerseits noch die komplett traditionelle Schwermetall-Ecke mit Bands wie
Fates Warning,
Culprit und
Queensrÿche, andererseits läuft das Genre mittlerweile durch wirklich hoch talentierte, aber irgendwie komplett ohne Identität vor sich hin dümpelnde Künstler mit ganz viel Gitarrengefrickel und möglichst vielen Rhythmus- und Harmoniewechseln über.
Liquid Horizon aus Mannheim gehören im Gegensatz zu den Firefield Records-Labelkollegen
No Inner Limits, die sich voll und ganz der alten US-Schule verschrieben haben, eher zu letzterer Fraktion. Sie klingen auf dem aktuellen, nunmehr dritten vollständigen Output "The Script Of Life" ähnlich wie aktuelle, härtere
Threshold und neue
Dream Theater (wem im Promotext
Dokken (!!!) und
Savatage als nennenswerter Vergleich eingefallen ist, der möge mal bitte schleunigst seine Öhrchen putzen).
Und das heißt nun: Ein moderne, deftige Produktion inklusive Bratgitarrensound, bombastischen Keyboardbreitwänden und dennoch relativ eingängigen Refrains, aber auch irgendwie das letzendlich noch fehlende Etwas, die in der Überproduktion völlig untergehende Magie.
Alle Songs sind mit Köpfchen geschrieben worden, sehr durchdacht und auch anspruchsvoll, das steht hier gar nicht zur Debatte. Doch kein Track erzeugt bei mir persönlich dieses Gefühl, gerade etwas Bahnbrechendes zu vernehmen. Schlichtweg jegliches, auch nur minimal Gänsehaut-erregendes Flair scheint im Overkill der digitalen Monster-Produktion, die von
Markus Teske (u.a.
Vanden Plas,
Mob Rules und
Saga) gemastert und gemixt wurde, unterzugehen. Die Stimme vom ebenfalls Gitarre zockenden Bandleader
Oliver ist genauso wenig von schlechten Eltern, aber auch hier fehlt mir ein bisschen der eigene Charme.
Ganz schlimm finde ich jedenfalls den Gitarrensound, so ein steriles Geschrubbe habe ich schon lange nicht mehr gehört - richtig nu-metallisch klingen da manche Passagen. Aber es handelt sich ja auch hier bekanntlich um Progressive Metal und da soll der Künstler letztendlich auch freie Wahl haben, welche Komponenten mit in die Musik einfließen und welche nicht. Trotzdem tut auch ein klein bisschen simple Eingängigkeit, etwas Traditionsbewusstsein und ein gewisser roter Faden selbst dieser eigenwilligen Musik ganz gut!
Ich enthalte mich, dieses Mal eine Wertung abzugeben, denn es ist ja keine wirklich komplett schlechte Scheibe. Wer auf oben genannte Einflüsse abfährt, kann bedenkenlos ein Ohr riskieren und ich könnte mir gut vorstellen, dass eingefleischte 'Traumtheater'-Jünger sicherlich mit ein paar Stücken hinter dem Ofen hervorzulocken sind.