Im Saal sind etwa 200 Leute, es gibt 5 Stuhlreihen mit jeweils 15 Sitzplätzen, dahinter Tische ähnlich
einer Kneipe. Ausser mir sind vielleicht 5 weitere Deutsche im Saal, es gab natürlich Restriktionen
beim Eingang der Basis, die ich als Angestellter der amerikanischen Streitkräfte nicht hatte. Da ja fast
nur amerikanisches Publikum zugegen war ist es wohl sozusagen ein Heimspiel für Little Feat
gewesen. Ich sitze in der ersten Reihe, etwa 2 bis 3 Meter von der Band entfernt, es gibt keine Bühne,
die Musiker sind direkt vor mir. Sie beginnen wie angekündigt um 21 Uhr. Es ist schön zu sehen, dass
es auch Stars ohne Allüren gibt.
Das Konzert beginnt mit "One clear Moment" und die Band startet direkt in den ihr eigenen Groove.
Das Haus ist mitgerissen. Auffallend der extrem gute Sound, laut, aber nicht zu laut und sehr gut
durchhörbar, irgendwie eine Wohltat für die Ohren. Der zweite Song ist dann "Hate to lose your
lovin" und Shaun Murphy zeigt, dass sie neben wirklich gutem Aussehen auch stimmlich was drauf
hat.
Danach betreibt Paul Barrere Werbung für die neueste CD Chinese Work Songs mit den Worten: Ich garantiere, dass da nicht ein Chinesischer Song drauf ist um dann mit einem Augenzwinkern fortzufahren: "Naja, dieser vielleicht doch" und steigt voll in Rag Mama Rag von The Band ein.
Dann kommt der erste Höhepunkt: "Spanish Moon", bei dem Kenny am Bass und Sam an den Congos zusammen mit
Ritchie am Schlagzeug ein Rhytmusfeuerwerk abbrennen. Der Song geht jammässig direkt in "Skin it back" über,
hier dann die Gitarrenduelle von Paul (hervorragende Slide!!) und Fred Tackett. Es folgt "Bed of Roses" wobei wieder Shaun als hervorragende Sängerin auffällt.
Zwischen den Songs die Rufe aus dem Publikum: "Hey man, you hit every note right" dann Gelächter bei den Bandmitgliedern, man versteht in dem kleinen Saal ja jeden Kommentar der Zuhörer. Sehr locker, das ganze. Jetzt starten Bill und Paul eine Collage aus Klängen wobei jedem im Haus schnell klar wird, was daraus werden wird: "Dixie Chicken", diesmal als Showcase konzipiert. Nach der Einleitung ein Wahnsinns-Solo von Kenny am Bass, dann Sam zusammen mit Ritchie an Congos respekive Schlagzeug. Danach spielt Bill ein 2-minütiges Solo. Jetzt kommt
das Fest für die Gitarrenfreaks: Paul spielt ein Solo, wobei er auf den Saiten rumzerrt und auf dem Griffbrett "slidet" dass einem fast die Freudestränen kommen. Fred übernimmt mit einem Solo, das keinen Deut schlechter ist. Das ist einfach perfekt! Das Publikum staunt entweder Bauklötze und/oder tobt.
Es ist wohl wieder Zeit was von der neuen CD zu spielen, diesmal Bob Dylan's "It takes a lot to laugh, it takes a train
to cry", und hier wird so richtig klar, welches Talent Shaun Murphy hat, das Publikum zu unterhalten. Sie singt,
schreit, gurgelt all das Verzweifelte aus diesem Song raus, dann begibt sie sich mitten unter die Leute und setzt sich
neben einen jungen GI, der der fiktive Liebhaber ist, Sie haucht ins Mikro und in dessen Ohren und gibt ihm nach
Ende der Strophe einen Kuss. Jetzt kocht der Saal wirklich. Dann setzt sie sich in die erste Reihe während die Band
groovt und gibt dann Kommentare dazu ab: "Hey you guys, guess you really doin' great tonight" und so weiter.
Lacher bei ihr, der Band und uns allen.
Na ja, jetzt geh ich mir während "Blues don't tell it all" mal noch ein Bier holen und finde dann auch hinten im Saal
das Soundboard. Ich kenn mich mit dem Zeug ja nicht so aus, aber beeindruckend ist das Equipment schon! Der
Techniker sagt mir, dass die Show auf DAT mitgeschnitten wird. Auch von hier hinten ist der Sound einwandfrei,
Little Feat starten in "Let it Roll". Von hier ist schön zu sehen, wie Menge wirklich mitgeht. Ich habe die Setlist
gesehen uns weiss, dass als Zugabe (die frenetisch gefordert wird) Willin' auf dem Programm steht.
Paul kündigt den Song als Truckersong an, in dem es auch um Drogen geht. Ich stehe hinten im Sall neben dem
Mischpult an einem Tisch, an dem junge Mädchen sitzen, so etwa 15 oder 16 Jahre alt. Die Band hört mitten im Song
auf und Paul sagt: Gestern haben wir mit AFN (=American Forces Network, amerik. Soldatensender) gesprochen, dass
sie die "Feat-Hour" in ihr Programm übernehmen. Die leute toben. Dann sagt er dass es da eine Website gibt, bei der
es Marijuana über die Besucher regnet und fängt an zu singen: Roll another one, just like the other one... und die
jungen Mädchen am Tisch sehen sich verstohlen an. Als er dann weitermacht: Don't bogart that joint my Friend... sind
die endgütig hinüber. Ich höre, wie eine bemerkt, dass Paul ja doch älter als ihr Vater sei und sie findet es echt cool,
diesen Text zu hören.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass Künstler und Publikum unheimlich locker und scherzhaft miteinander umgehen, es gibt halt
keine Sprachbarriere, wie dies bei einem rein deutschen Publikum der Fall wäre. Nach dem Konzert geben sie Autogramme, ich darf mich auch mit ihnen ablichten lassen. Sie sind sehr freundlich.
Als Fazit bleibt: Saugeile Show, extrem guter Klang, freundliche Band...ich werde nie bereuen, seit Jahrzehnten ein
Fan von Little Feat zu sein!
Bilder vom Konzert
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