Etwas erschrocken war ich schon, als ich die Review dieses 'vergessenen Klassikers' für die RockTimes-Adventsaktion schrieb. 20 Jahre ist es tatsächlich schon her, als das Debüt "Vivid" des New Yorker Quartetts Living Colour das Licht der Welt erblickte. 'Lebhaft' ist diese CD auch im Jahre 2008 noch immer. Hier also einige Hintergrundinfos zu diesem Meisterwerk der späten 80er.
Es war im Jahre 1987, als die damals frisch gegründete Band im berühmten New Yorker Club CBGB spielte. Einer der Besucher war niemand anderes als
Mick Jagger, dem der damals noch völlig neue Stil der Band so gut gefielt, dass er Teile des Debütalbums mitproduzierte. Durch die Hilfe von Onkel
Mick war dann auch schnell eine Plattenfirma gefunden und so erschien das erste Album der Band direkt auf dem Major-Label CBS.
Living Colour gelten als einer der Pioniere des Crossover. Sicher waren sie nicht die erste Band, die Funk und Rock mischte (ich sag nur "Baby Love" von
Mothers Finest aus dem Jahre 1977). Zusammen mit
Faith No More und den
Chilli Peppers schufen sie Ende der 80er aber den Weg, den dann später in den 90ern Bands wie z.B.
Rage Against The Machine äußert erfolgreich weitergehen sollten. Leider war das Debüt auch schon der kommerzielle Höhepunkt der Band. Die folgende Scheibe, "Time's Up", hatte zwar mit "Type", "Love Rears It's Ugly Head" oder "Solance Of You" auch noch einige bekannte Stücke, aber das war es dann auch schon. Mitte der 90er löste sich die Band auf. Gitarrist
Vernon Reid war dann vorrangig im Jazz-Bereich tätig.
Anfang dieses Jahrzehnts reunierte sich die Band dann wieder. Ich hatte das Vergnügen, Living Colour auf dem Bospop-Festival im niederländischen Weert im Jahre 2001 zu sehen. Obwohl es wie aus Eimern schüttete, legten sie damals einen sensationelle Auftritt hin, der mich auch sieben Jahre später immer noch zum Schwärmen verleitet. Living Colour brachten zwar unregelmäßig Alben raus, aber war dafür regelmäßig in kleinen Clubs auf Tour. Auch in diesem Herbst gab es zwei deutsche Club-Konzerte.
An dieser Stelle noch einige Anmerkungen zu den meiner Meinung nach besten Songs der CD (komplette Tracklist siehe unten):
Track 1 - Cult Of Personality
Vielleicht die bekannteste Nummer der Band. Der druckvolle Opener wird auch heute noch gerne in Indie-Discos gespielt.
Track 3 - Middle Man
Locker groovend mit extrem geilem Riff. Gehört auch heute noch zum Standardrepertoire auf Konzerten.
Track 5 - Open Letter (To A Landlord)
Langsamer Beginn, steigert sich in eine
Hendrix -geprägte Rocknummer.
Wie bei nahezu allen Songs der Band, ist der Text hier auch sehr lesenswert.
Track 6 - Funny Vibe
Funk pur. Erinnert stark an die ganz alten Sachen der
Chilli Peppers.
Track 8 - Broken Hearts
Eine etwas andere Ballade. Schöne ruhige Nummer mit toller Melodie.
Track 9 - Glamour Boys
Mein Lieblingssong der Band und auch einer meiner All-Time-Favorites.
Wer hier nicht mitwippt ist tot. Poppiger Funk Rock mit einer Wahnsinns-Hookline. Auch hier ist der bissige Text (
»I'm not a glamour boy- I'm fierce « - es geht um die Yuppie-Szene Ende der 80er in New York) mal wieder völlig genial.
Track 10 - What's Your Favorite Colour?
Das Lied über die Philosophie der Band erinnert stark an
James Brown. Groovt auch wieder wie Hölle.
Allen Leuten die sich ein wenig für Crossover Rock bzw. Funk Rock interessieren, kann ich diese geniale Platte nur wärmstens ans Herz legen. Die CD wurde übrigens 2002 wiederveröffentlicht. Neben einigen Live- und Remix-Nummern des Debüts enthält die neue Ausgabe noch eine klasse Coverversion des
Clash-Hits "Should I Stay Or Should I Go".
Wer sich also die Scheibe besorgen möchte, sollte allein schon wegen diesem Cover die neue Version kaufen.