The Living End / 28.08.2013, Hamburg, Knust
Live The Living End
Hamburg, Knust
28. August 2013
Konzertbericht
Stil: Punk Rock, Rockabilly, Rock'n'Roll


Artikel vom 03.09.2013


René Francke
Als ich neulich in der Hamburger U-Bahn von dem bevorstehenden Gig der australischen Band The Living End las, stockte mir fast der Atem: Seit Jahren gehört diese Rock-Punkabilly-Combo aus Down Under zu meinen musikalischen Lieblingen, doch noch nie hatte ich die Gelegenheit, sie live zu bestaunen. Ihre letzte Europa-Tournee fand 2009 statt, seitdem ist jede Menge Wasser die Elbe hinab geflossen, doch am 28. August 2013 war es im Knust dann endlich soweit: The Living End waren gekommen, um mit ihrer Punk-Rock'n'Roll-Rockabilly-Musik das Hamburger Publikum in heftig steppenden Wackelpudding zu verwandeln.
The Living EndDer Gitarrist, Sänger und Kopf der Band Chris Cheney und sein Kompagnon am Kontrabass, Scott Owen, formten 1994 The Living End, seit 2002 drischt Andy Strachan als festes Mitglied die Drumsticks zu Kleinholz. Auf ihrem Heimatkontinent Australien sind The Living End seit Jahren eine ganz, ganz große Nummer: Höchste Chartplatzierungen, unzählige Auszeichnungen (wie die ARIA-Awards) und ausverkaufte Stadiontourneen gehören mittlerweile zum Alltag der drei Outbacks. Bereits 1998 wurden sie mit ihrem ersten, selbstbetitelten Album, das von 0 auf 1 in die Charts einstieg und 5-faches Platin einheimste, über Nacht zu Australiens Superstars. Beim einflussreichsten Sender des Landes, Triple J, war die Band seit 1997 in jedem Jahr in den Jahrescharts vertreten - das ist in dieser Kontinuität noch keinem anderen Künstler in Australien gelungen. In den letzten Jahren hat sich das Trio auch außerhalb von Australien einen hohen Bekanntheitsgrad erspielt, besonders in Amerika und Japan. In Europa sind The Living End leider immer noch ein Geheimtipp. Oder besser: Gott sei Dank! Denn ein Konzert in familiärer Atmosphäre, wie es das Knust in Hamburg bietet, schlägt Stadionevents noch immer um Längen. Und dass sie als eine der besten Live-Acts gehandelt werden, bewiesen The Living End bei ihrem Gig in Hamburg mehr als eindrucksvoll.
The Living End     The Living End
Als Vorband betrat die aus Suhl stammende deutschsprachige Punk Rock-Band Radio Havanna um 20 Uhr die Bühne. In etwas mehr als 30 Minuten brachte die Brigade um Sänger Fichte mit ihrer energiegeladenen Performance das sich stetig füllende Knust auf kuschlige Betriebstemperatur. Zur Setlist der aufstrebenden Akkordschrubber gehörte auch der Operation Ivy-Klassiker "Knowledge", den sie in ihrem eigenen Stil ausgesprochen wirkungsvoll zelebrierten. Von diesen Jungs wird man mit Sicherheit noch einiges hören.
Radio Havanna   Radio Havanna   Radio Havanna
Nach kurzer Umbaupause erschienen um 21 Uhr dann endlich die drei Mucker vom Fünften Kontinent. Mittlerweile war das Knust proppenvoll bis unter die Dachkante - etwa 200 Fans hießen die The Living End Australier freudig lärmend willkommen. Mit dem drängenden Rock-Stampfer "Away From The City" vom aktuellen Album "The Ending Is Just The Beginning Repeating" eröffneten Cheney & Co. ihren Gig. Es folgte der Klassiker "Second Solution", bei dem die Meute vor der Bühne nicht nur lauthals mitsang, sondern gehörig Bewegung in den Schuppen brachte. Bereits zu diesem Zeitpunkt triefte der komplette Laden aus allen Poren. Neben dem an die White Stripes und 3 Doors Down erinnernden Sägeblatt "How Do We Know?" spielten die drei zur Freude des tanzwütigen Publikums vorwiegend ihre großen Hits wie "Reborn", "All Torn Down", "Pictures In The Mirror", "Who's Gonna Save Us" oder "Prisoner Of Society". Bei "White Noise" und "West End Riot" wurde den Tanzbeinen und den Mitgrölkehlen noch einmal alles abverlangt.
The Living End     The Living End
Als Zugabe folgte zunächst der Bluegrass-Jazz-Country-Rock-Kinnladenblocker "E Boogie", den Cheney zwischenzeitlich mit Hilfe einer halbvollen Bierflasche auf seiner Gitarre spielte. "E Boogie" bildet das imposante Können des Trios ab und verdeutlicht die größten Einflüsse der Band. Diese reichen von The Clash und The Who über The Jam, Reverend Horton Heat, Eddie Cochran bis hin zu Led Zeppelin, AC/DC oder den Stray Cats. Doch inzwischen sind The Living End selbst stilbildend. Sie selbst taten den Instrumentalschlachter "E Boogie" anschließend als »just jamming« ab - welch maßlose Untertreibung!
The Living End   The Living End   The Living End
Nach dem aufputschenden Song "Raise The Alarm" und der alles niederfegenden Rausschmeißer-Metal-Hymne "Carry Me Home" war dann nach knapp 80 Minuten leider schon Schluss. Schade, es hätten ruhig noch ein paar Songs mehr sein können, das wollten wir alle. Doch alle wussten auch: An einem Mittwochabend und nach einer derartig schweißtreibenden Show war die gewählte Konzertlänge genau richtig. Und mit einem wohlwollenden Lächeln entschwand ich wieder in die Nacht hinaus.
The Living End The Living End    
Präsentiert wurde das Konzert von Visions, Piranha, delta radio und concert-news.de.
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