Lizard bezeichnen sich selbst als "Europas Southern Rock Band No. 1". Wer den Mund so voll nimmt, muss das auch beweisen können. Also schiebe ich die CD mit dem Titel "Southern Steel" in den Player, um mir selbst ein Bild von der Band zu machen. Das Album ist aus dem Jahre 2001. Das Cover mit seinem zwölfseitigen Booklet ist sehr ansprechend gestaltet. Leider sind die Fotos im Inlay - teilweise - etwas kontrastarm. Aber sonst gibt es nichts zu meckern.
"Money World" startet mit einem, für dieses Genre typischen, Gitarrenriff. Der Sound ist transparent und trotzdem mächtig. Sehr gut gefallen mir die Orgeleinlagen. Da ich selbst ein CX3 spiele, würde mich interessieren wie Klaus Brosowski diesen geilen Sound hinbekommt. Dagegen klingt meine Kiste irgendwie nach Billigorgel, aber lassen wir das. Ein sehr schönes Tasten-Solo, das von der Gitarre übernommen wird. Da passt alles zusammen.
Die Band wirkt sehr routiniert. Immer wieder erstklassige Gitarrensoli, Double-Leads und Raum für die Keyboards, welche sich sehr gut entfalten können. Mit 7:06 Minuten ist "My Fears Are Gone" eine der längeren Nummern, die mit sehr schönen Gitarren- bzw. Orgel-Soli sofort ins Ohr geht. Das ist Southern-Rock pur.
Wenn man Songs hört, die den Namen "River" tragen, denkt man unweigerlich an Blues. Dieser "River" fließt allerdings ganz und gar nicht in Richtung Blues. Die Strömung ist erheblich stärker. Eine starke Nummer aus dem Rock-Bereich.
Mit einem Instrumental auf der akustischen Gitarre wird "I'm A Man - Part I" eingeleitet und von tollen Harpeinlagen unterstützt. Mit dem großen Besteck geht es weiter zum zweiten Teil "I'm A Man - Part II". Kraftvolle Gitarrenriffs wo man hinhört. Bei "Boys Are On The Road" erinnern mich die Soli ein wenig an Dickey Betts und Great Southern in den 70ern, was als Kompliment zu werten ist.
Die Country Nummer "Wanted" ist so ein Song, bei dem die Füße automatisch anfangen im Takt zu wippen, ob man will oder nicht.
Plötzlich dröhnt ein fetter Orgelsound aus meinen Lautsprechern, dass ich Angst um meine Kalotten kriege. "Spider Woman" ist für mich eines der besten Stücke auf diesem Album. Breiter Sound, eine schöne Gesangslinie, und natürlich wieder ausgedehnte Soli. Bei "One Of These Days" wird es wieder ruhiger und bluesiger. Ein Stück, bei dem das Piano mit einem schönen Solo brilliert, aber auch die Gitarren nicht zu kurz kommen.
"Ohio" stammt aus der Feder von Neil Young und wurde von Lizard gut umgesetzt. Sehr gitarrenlastig und kraftvoll. Letzteres kann man von "Bayou" allerdings nicht behaupten. Das Lied klingt wie eine billige Country-Schnulze. Das hatte ich auf diesem Album nicht erwartet. War der Song wirklich nötig?
"Lonesome Guitar" ist die einzige Live-Einspielung auf der CD und stammt von Bruce Brookshire (Doc Holliday). Das Publikum singt lautstark beim Refrain mit. Da geht die Lucy so richtig ab und ich muss den Lautstärkeregler meiner Anlage noch mal nach oben korrigieren. Sehr zum Leidwesen meiner Nachbarn ;-)
Alles in allem übertreiben die Jungs von Lizard sicher nicht mit ihrem anfangs erwähnten Statement, "Europas Southern Rock Band No. 1" zu sein. Wer gitarrenbetonte Rockmusik mit einem guten Schuss Orgel & Piano mag, wird dieses Album lieben.
Spielzeit: 58:37, Medium: CD, Halycon Music, 2001
1: Money World 2: My Fears Are Gone 3: River 4: I'm A Man - Part 1 5: I'm A Man - Part 2 6: Boys Are On The Road 7: Wanted 8: Spider Woman 9: One Of These Days 10: Ohio 11: Bayou 12: Lonesome Guitar (live)
Michael (Mike) Schröder, 03.01.2005
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