Tex-Mex, das ist ein ganz spezieller Sound, an der Grenze zwischen Texas und Mexiko beheimatet, und wer sich darunter so gar nichts vorstellen kann, dem seien Bands wie das Sir Douglas Quintet oder die Texas Tornados als Hilfestellung genannt. Und - ganz wichtig - man sollte mit durchgehenden Akkordeonklängen klar kommen und sich auch nicht an der spanischen Sprache stören.
So, ich habe einfach einmal ein 'Vergleichshören' gestartet. Erst einmal die Texas Tornados, jene Band mit Doug Sahm, Freddy Fender, Augie Meyers, Flaco Jimenez und all den anderen hochkarätigen Mitwirkenden. Und da habe ich dann sofort den Unterschied bemerkt. Zwar ist es im Grunde genommen die gleiche Musik, doch Folgendes ist mir aufgefallen: Bei den Tornados ist der Gesang sehr einfühlsam, je nach Sänger und Stimmungslage des Songs, die Musik ist federnd-leicht, sie swingt, die Atmosphäre verbreitet gute Laune, die Schnulzen sind noch einen Tick schnulziger und lassen mehr 'Herzblut' erkennen. Das ist Musik aus einem Guss, egal, welchen Titel, welche CD der Band ich wähle.
Nun zu denen auf dem 'Prüfstein': Los Fabulocos featuring Kid Ramos. Der Gesang erscheint mir oft sehr zaghaft und nicht so inbrünstig oder 'vollmundig'. Der Rhythmus ist insgesamt etwas steifer und die Atmosphäre einfach rockiger, weniger folk-behaftet. Das Akkordeon wirkt mitunter etwas 'hakig' und die Stimmung ist für meinen Geschmack auch nicht so überbordend. Das soll nun kein Negativurteil sein, ich versuche nur, zu vergleichen und gewisse Unterschiede herauszuarbeiten.
Die bei den Konkurrenten beschriebene Einheit im Zusammenspiel der Musiker macht hier mehr Individualität Platz und weil ein prominenter Mitstreiter in der Band ist, nämlich der Bluesgitarrist Kid Ramos, orientiert sich viel an ihm und so bekommt er viel Raum zugesprochen. Auch ist ein höherer Bluesanteil zu verzeichnen, auch R&B schimmert gelegentlich durch, zum Beispiel bei dem durch Bläser unterstützten "I Never Thought".
Die Gitarre kommt auch mal etwas dreckiger und weist Andeutungen an Klänge von Surfmusik ("Los Chucos Suaves") mit den dort reverb-geschwängerten Tönen auf. Auch wird mal trocken gerockt, so etwa à la Rockpile auf "She Wakes Up Cryin'". Traditioneller wird es in der Regel immer dann, wenn spanisch gesungen wird und dann passt der Gesang einfach viel besser in die Atmosphäre. Diese Songs zählen zwar zu den einfacheren, aber aus meiner Sicht aussagekräftigeren - ganz super finde ich "Una Pura y Dos Con Sal". Ganz auf den Gitarrero zugeschnitten ist Ramos' Komposition "My Brother's Keeper" mit slidender Gitarre, generell sehr gitarrenlastig und etwas für Bluesfreunde. Die Fremdkomposition von Little Richard ("Keep A Knockin'") überrascht mit spanischem Gesang und einer eigenwilligen Interpretation.
Insgesamt angenehm zu lauschende Musik ist auf "Dos" zu finden, die mich jedoch nicht zu Jubelschreien veranlassen kann. Den an sich typischen Tex-Mex-Sound hat man um einige Nuancen erweitert und insofern schon einen Schritt vorwärts gemacht. Übrigens, offensichtlich ist die Scheibe - den Angaben auf der CD zufolge - schon aus dem Jahre 2010 oder 2011.
Line-up:
Jesus Cuevas (accordion, vocals, bass - #6, acoustic guitar - #1)
Kid Ramos (guitar, harmony vocals - #10, bajo sexto, baritone guitar, acoustic guitar, slide guitar)
James Barrios (bass, harmony vocals)
Mike Molina (drums)
Manuel 'Big Manny' Gonzales (rubboard - #2, timbales - #4, harmony vocals - #1, 3)
Raul Medrano (guiro - #4, tambourine - #1, 8, shaker - #10)
Ron Dziubla (saxophone - #3, 11)
Tracklist |
01:Everything Will Turn Out Alright [Cuevas] (4:11)
02:The Vibe [Cuevas] (2:53)
03:I Never Thought [Cuevas] (3:24)
04:Los Chucos Suaves [Guerrero] (3:38)
05:She Wakes Up Cryin' [Cuevas/Ramos] (3:45)
06:Una Pura y Dos Con Sal [Alonso] (3:12)
07:What's In My Heart [Cuevas] (3:19)
08:The Coffee Song [Barrios] (5:25)
09:Un Puño De Tierra [Coral] (4:50)
10:My Brother's Keeper [Ramos] (3:48)
11:Keep A Knockin' [Penniman] (3:45)
12:Calmen Su Rollo [Cuevas] (3:22)
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