Los Lonely Boys - Live At The Fillmore October 23, 2004
Live At The Fillmore
Los Lonely Boys - das sind die drei Garza Brüder Henry (g,v), Jojo (b,v) und Ringo (d,v), die sich musikalisch einer enormen Bandbreite bedienen. Ob nun Tex-Mex, Texas Blues, Latinosound...., es passt.
Der Opener "Crazy Dream" etwa: Als Texican Rock'n'Roll kündigen sie das Teil an. So ist es auch, schmutzig, leichter mexikanischer Touch. Ganz gekonnt bremsen sie die Nummer so aus, dass man permanent helfen möchte etwas mehr Speed in diesen irgendwie verschleppten Rhythmus zu bringen. Der Song ist genial und wenn dann Henry zum Gitarrensolo bittet, staubt die Wüste.
Unweigerlich kommt mir Stevie Ray Vaughan in den Sinn. Spanische Lyrics werden plötzlich intoniert und wenn dann Refrain und Harmonies zu Perfektion auflaufen, ist man nur noch gespannt, was als nächtes kommen mag.
Einige groovende Akkorde starten "Hollywood" und nix ist mehr mit dreckigem Texas Rock: Ohrwurmmelodie und geiler, mehrstimmiger Gesang. Der mexikanische Touch und die oft spanischen Lyrics verbreiten eine angenehme Wohlfühlstimmung, die so richtig zu den sommerlichen Temperaturen passt.
Hier liegt auch der Focus der Band, obwohl bei "Man To Beat" der Nichtbruder Reese Wynans so richtig in die Tasten hauen darf und daneben auch ne Bluesharp gespielt wird.
"More Than Love" schaltet dem Namen gemäß noch 'nen Gang runter: es gibt a capella pur.
"Velvet Sky", "Real Emotions", "Nobody Else" und "Heaven" bauen auf der gleichen Struktur auf: harmonische Vocals wechseln mit gefühlvollen Gitarrensoli. Vier Songs dieser Spielart, das mag jetzt langweilig klingen, ist aber mitnichten so. Diese Tracks eignen sich perfekt zum mexikanischen Grillabend, weil sie genau die gelassene Stimmung verbreiten, die man von solch einem Abend erwartet. Man kann bei Chillis chillen. Solange jedenfalls, bis das Feuer der Musik (und der Chillis) doch wieder zu schnelleren Bewegungen animiert.
In eine total andere Kerbe haut "Dime Mi Amor". Spanischer Beginn, dann wechselt die Sprache, eine Santana-Gitarre soliert bis ein Break den Titel zur totalen Stille runterfährt. Es folgt ein Alleingang Henrys: mal spanisch angehaucht, anschließend wieder stark elektrisch und mit Fingerakrobatik. Dieser Gitarrenalleingang hält über sieben Minuten an!
Latinoklänge im Stile des wohl berühmtesten Vertreters diese Spielart auch bei "Onda". Gesang, Gitarre, mehrminütiges Drumsolo... wenn es den passenden Begriff dafür noch nicht gibt, erfinde ich ihn jetzt: Latino/Jam.
Zwei Coversongs geben uns die Los Lonely Boys noch mit auf den Weg. "Cisco Kid" von War in einer feurigen, gitarrenbetonten Version, bei der sicher ein Roadie bereitsteht, um das Wah-Wah Pedal zu kühlen
Zweites Cover und eigentlich keine Überraschung "La Bamba" von Ritchie Valens. Die Version auf dieser CD geht aber doch eher in Richtung Los Lobos, übertrifft sie aber, wenn man die Gitarre als Maßstab nimmt.
Es war sicher eine heiße Nacht im Fillmore Auditorium, denn nimmt man die Reaktionen des Publikums als Meßlatte, dann kochte der Saal. Die, die nicht dabei waren, können dies leicht an den 80 Minuten auf dieser CD nachvollziehen.


Spielzeit: 79:25, Medium: CD, Sony/BMG, 2005
1:Crazy Dream 2:Hollywood 3:Man To Beat 4:More Than Love 5:Nobody Else 6:Dime Mi Amor 7:Onda 8:Velvet Sky 9:Cisco Kid 10:La Bamba 11:Real Emotions 12:Heaven
Ulli Heiser, 03.05.2005